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Bruce Springsteen
Radrennbahn Berlin-Weißensee, 19.07.1988
  Das heißeste der Open-Air-Konzerte, die ich je erlebte! Es hatte sich überall in unserer Republik herumgesprochen, daß Bruce Springsteen mit seiner E-Street- Band ein Konzert in Berlin gibt. Veranstalter war wieder einmal - wie so oft in der DDR - die Freie Deutsche Jugend, die Jugendorganisation der DDR. Sie hatte das Konzert im Rahmen des 5. Berliner Rocksommers kurzerhand zum »Konzert für Nikaragua« deklariert, obwohl das Konzert eigentlich eine von insgesamt 67 Stationen der »Tunnel Of Love« - Tour war.

Uns war's egal - aus allen Himmelsrichtungen kamen die Fans angereist; die Züge nach Berlin waren übervoll. Karten gab es diesmal reichlich; selbst an den Straßenrändern auf dem Weg zum Veranstaltungsort wurden sie verkauft. Und für 19,95 Mark waren sie sogar ziemlich erschwinglich.

Das Konzert sollte auf einer großen Wiese auf dem Gelände der Radrennbahn in Weißensee stattfinden. Es war ein warmer Sommertag, und je näher wir dem Eingang kamen, umso sehr beschlich uns ein Gefühl dafür, was uns erwarten sollte. Wir wurden beinahe erdrückt von den Menschenmassen, die hinein wollten, und wurden quasi durch das Eingangstor hineingeschoben. Die Bühne hatte man auf einer riesengroßen Wiese aufgebaut. Dort scharten sich Menschen, Menschen, Menschen... Viele schwenkten selbstgenähte Fahnen, darunter etliche »stars ans stripes«, die munter im Wind flatterten.
Insgesamt wurden 160.000 Eintrittskarten verkauft, später hieß es, es hätten bis zu 250.000 Zuschauer das Konzert live verfolgt.

Zu fotografieren hatte ich von meiner Position aus nicht viel. Die Aufnahme entstand mit einem 200 mm Tele, und den Abzug habe ich in der Dunkelkammer auf beinahe maximale Vergrößerung gezogen.
Bruce schrieb später in seiner Autobiografie »Born to Run« über das Konzert:

»Die Mauer stand noch, aber in ihrer einst undurchdringlichen Fassade zeigten sich bereits die ersten Risse. Die politische Lage war nicht mehr dieselbe wie noch vor zehn Jahren. Vor mir auf einem offenen Feld stand die größte Menschenmenge, die ich je gesehen und für die ich je gespielt hatte. Das Ende der wogenden Masse war von der Bühne aus nicht zu erkennen.


Selbst genähte amerikanische Flaggen flatterten im ostdeutschen Wind. Auf den Tickets stand, dass wir von der Freien Deutschen Jugend eingeladen worden seien, um ein 'Konzert für Nicaragua' zu spielen?! Das war mir neu! Die Show wurde (eine weitere Überraschung!) in kompletter Länge im Staatsfernsehen übertragen ... mit Ausnahme meiner kurzen Rede über die Mauer, die man kurzerhand rausschnitt.«
Und zum Konzert selbst: Es begann um 19 Uhr, und mit den Worten «It's nice to be in East Berlin» begrüßte uns Bruce Springsteen, und mit »Badlands« begann das Konzert. Vier unglaublich lange, unvergeßliche Stunden lang brannte die Band ein Feuerwerk ab, mit allen ihren Hits. Viele Besucher kannten die Texte und sangen mit, denn zwei Jahre zuvor war bei »Amiga«, dem Label der DDR- Schallplattenindustrie, Springsteens LP »Born in the U.S.A.« erschienen.

Was mag den Fans bei »Born in the U.S.A.« durch den Kopf gegangen sein? Der Song wurde mit großem Jubel begrüßt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte wohl noch niemand, daß sechzehn Monate später die Mauer fallen sollte...

Und dann, bevor er »Chimes Of Freedom« anstimmte, sprach er noch diese schon erwähnten bemerkenswerten Sätze:

»Es ist schön in Ostberlin zu sein. Ich möchte euch sagen, ich bin nicht hier für oder gegen eine Regierung, ich bin gekommen, um Rock´n´Roll zu spielen für Ostberliner, in der Hoffnung, daß eines Tages alle Barrieren obgerissen werden. Ich danke Euch.«.

Auf Anraten seines Managers hatte er das Wort »Mauer« gegen »Barrieren« ausgetauscht.

Die Besetzung

Bruce Springsteen (voc,g)
Patty Scialfa (g, voc)
Nils Lofgren (g)
Max Weinberg (dr)
Garry W. Tallent (bg)
Dan Federici (org)
Roy Bittan (kb)
The Horns of Love

Die Setlist

Badlands
Out In The Street
Boom Boom
Adam Raised A Cain
All That Heaven Will Allow
The River
Cover Me
Brilliant Disguise
The Promised Land
Spare Parts
War
Born In The U.S.A.
Chimes Of Freedom
Paradise By The C.
Who Do You Love? - She's The One
You Can Look (But You Better Not Touch)
I'm A Coward
I'm On Fire
Downbound Train
Because The Night
Dancing In The Dark
Light Of Day
Born To Run
Hungry Heart
Glory Days
Can't Help Falling In Love
Bobby Jean
Cadillac Ranch
Tenth Avenue Freeze-out
Sweet Soul Music
Twist And Shout