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Hurtigrutenreise mit der MS "Trollfjord" Oktober 2005


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Mi, 2.11 Kirkenes und Umkehr


Beobachtung vom Schiffsdeck


In Kirkenes
Der Tag beginnt trübe. Nach Erreichen des Nordkaps (das wir von Süden her passieren) geht die Fahrt zwangsläufig wieder südwärts, aber gleichzeitig weiter ostwärts. Es kling erstaunlich, aber wir befinden uns mittlerweile auf dem gleichen Längengrad wie Petersburg oder Istanbul. Allerdings ist dort das Wetter sicherlich besser; hier regnet es, und das Anlegen im Hafen von Vadsø, dem Verwaltungsort der Finnmark, beobachten wir daher von Deck aus. Dann überquerten wir nur noch den Varangerfjord, und schon sind wir in Kirkenes, dem Wendepunkt unserer Reise.
Grenzstadt Kirkenes
Diese Stadt liegt nahe der Grenze zu Rußland, und war hier zu Zeiten einer Sowjetunion die Welt zu Ende, herrscht heute ein emsiger Grenzverkehr, wobei wohl mehr Russen als Norweger (oder Samen, die in dieser Gegend die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren) die Grenze passieren. Und so findet man Straßennamen und Aufschriften in den Geschäften auch in kyrillischer Sprache. An die kurze russische Besatzungzeit nach Kriegsende erinnert auch das obligatorische Denkmal des russischen Soldaten. Kirkenes wurde vor allem bekannt durch seinen Eisenerzabbau, was ihr vor allem auch im zweiten Weltkrieg zum Verhängnis wurde, denn es war Ziel heftiger Bombenangriffe.
Ausgemusterte russische Schiffswracks
Wir steigen wieder einmal in den höher gelegenen Stadtteil, von dem aus wir einen schönen Rundblick hatten. Bei mir hinterläßt die Stadt einen zwiespältigen Eindruck; zum einen ungemütlich und grau, zum anderen vor allem in den Vorstädten mit seinen schmucken, bunt bemalten Holzhäusern und den Birken stark an Rußland oder Finnland erinnernd. Im Hafen rostet übrigens eine Flotte russischer Schiffe still vor sich hin, und auf den Schiffen scheinen sogar Menschen ihre Wohnstatt zu haben.
Auf offener See
Nach dem Mittagsbuffet genehmige ich mir heute ein Schläfchen in unserer Kabine, und es dauert eine Weile, ehe ich wieder so richtig munter werde, erst beim Rundgang durch Vardø, der östlichsten Stadt Norwegens. Seit einigen Stunden befinden wir uns auf der Rückreise, oder, wie es heißt, auf der südgehenden Route. Noch aber fahren wir nach Norden, bis zum Nordkap, das wir aber diesmal nachts passieren werden. Die Schiffe fahren so, daß alle Häfen, die wir nordgehend nachts anliefen, auf dem Rückweg am Tag erreichen. Was auch immer "am Tag" heißen mag, Anfang November und nördlich des 70. Breitengrades.
Polarlicht
Am Nachmittag zeigt man uns einen Film, der uns wärmstens empfohlen wurde: In Berlevåg gibt es einen über die Grenzen hinaus bekannten Männerchor. Der Film begleitet den Chor auf seinen Tourneen nach Rußland und erzählt die Geschichte einzelner Chormitglieder. Der zur gleichen Zeit vorgesehene Vortrag über die Sternkarte fällt deshalb aus, denn der Saal bleibt fast leer - für mich kein Verlust. Darüberhinaus verspricht uns unser Mathias, unser Themenleiter, den Vortrag bei passender Gelegenheit unter freiem Himmel am praktischen Beispiel nachzuholen. Unter freiem Himmel - momentan aber hält er sich bedeckt.

So trösten wir uns mit dem wie immer vorzüglichen Abendessen. Heute jagt eine Veranstaltung die andere - im Vorjahr war der Sender VOX auf dem Schiff und drehte einen Reisebericht über die Schiffe der Hurtigruten. Der Kinosaal ist wieder gut gefüllt. Wir sind sehr interessiert; schließlich wurde der Film auf unserer "Trollfjord" gedreht, und schließlich bekommt man auch richtiges Polarlicht zu sehen...
Polarlicht
Es ist knapp 22 Uhr, da unterbricht eine Ansage von der Brücke den Film: Polarlicht wird angekündigt. Der Kinosaal leert sich blitzgeschwind, denn jeder will das Original sehen und verzichtet gern auf die Konserve. Kamera und Stativ liegen neben Mütze und Handschuhen ohnehin stets bereit in der Kabine; noch ein paar dicke Sachen drübergeworfen und hinauf aufs Oberdeck.
Polarlicht
Es zeigt sich wieder einmal, daß hier kein Tag so endet, wie er beginnt. Kaum jemand hatte erwartet, daß sich heute noch die Wolken verziehen und ein Polarlicht auftreten würde. Das Deck ist voller staunender Menschen, der harte Kern (die Crew von Deck neun, wie es ein Mitreisender formulierte) schießt seine Fotos. Die Aurora Borealis, wie es auf lateinisch heißt, fand über den gesamten Himmel verteilt statt.
Polarlicht
Nacheinander und mit einer teilweise atemberaubenden Dynamik erschienen an Gardinenvorhänge erinnernde Lichter, die schräg nach oben aufleuchteten und wieder erloschen, an ihrem unteren Ende eine Art Lauffeuer aufflammen ließen, gewundene Formationen, die sich schängelten und wandten, wuchsen und wieder verschwanden, in andere Formen übergingen. Es ist beinahe unmöglich, all die Formationen und Vorgänge zu beschreiben. Kaum war an einer Stelle des Himmels das Feuerwerk vorbei, erschien es an anderer Stelle mit neuen Variationen. Man tat gut daran, sich ständig um die eigene Achse zu drehen, um ja nicht zu verpassen, was sich gerade hinter dem Rücken ereignete.
Polarlicht
Lautlosigkeit abspielte - kein Wunder, daß unsere Vorfahren das Polarlicht fürchteten und sich sogar in ihre Häuser verkrochen. Als der Spektakel endlich vorüber war, ging es schon auf Mitternacht zu, und wir näherten uns dem kleinen Ort Mehamn, den wir gegen 1:00 erreichen.

Von uns drei Hartnäckigen hat niemand Lust, jetzt schon ins Bett zu kriechen, denn oftmals legt das himmlische Leuchten noch einmal nach. Allerdings wartet es, bis wir wieder in See stechen, und so erleben wir auf einem erneut schaukelnden Schiff noch einmal das Spiel der Farben und Formen. Gegen 2:40 haben wir dann endgültig genug und kriechen in die Kojen, während das Schiff unbeirrt seine Bahn zieht durch die Dunkelheit.