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Urlaub in Irland Juni 2008

Teil 4


Moine Abbey • Auf Achill Island • Ein einsames Küken • Wanderung zur Inselspitze
Ruinen der Moine Abby bei Killala, Co. Mayo
Do 12.6. Nachts hat es sich etwas abgekühlt, und am Morgen erwartet uns bei 13°C schönes Wetter, mit den obligatorischen kurzen Schauern. Wir packen ein und reisen weiter durch das County Sligo auf der 59, weiter westwärts, und unbeirrt entlang der Küste. In Ballina zweigt unser Weg ab nach Norden; wir wollen die Ruine der Moine Abbey besuchen.

Eine schmale Straße, an der zu beiden Seiten Farmen liegen. Dann sehen wir plötzlich ein Schild direkt am Tor einer Farm; rundherum Schilder, denen zufolge Parken am Wegesrand nicht gestattet ist. Wie aber dorthin kommen?
Die Ruine der Moine Abbey
Wir stellen das Auto direkt am Tor ab und lesen das Schild. Die Abbey liegt mitten auf Weideland; wir müssen durch das Anwesen des Farmers, und wir sollen uns vor dem Bullen hüten und auch ansonsten die Tiere nicht beunruhigen.

Also übersteigen wir die Mauer (an beiden Seiten sind in solchen Fällen Trittsteine eingemauert, die wie Stufen zu benutzen sind) und fußen los. Der Bulle läßt sich nicht blicken, und Kuh nebst Kalb gehen schon von selbst auf Distanz. Nach etwa 150 m erreichen wir die Abbey, die auf freier Wiese steht. Arbeiter sind leider gerade heute damit beschäftigt, das Gras zu mähen, was schlecht fürs Fotografieren ist. Doch die herauskommende Sonne zeigt, daß die Arbeiter auf der Schattenseite stehen, und so stört ihre Anwesenheit plötzlich nicht mehr. Das Gemäuer ist verglichen mit anderen Abbeys in einem erstaunlich guten Zustand; der Kreuzgang im Innenhof noch vollständig erhalten. Auf mehreren Seiten ist die erste Etage noch vorhanden; man kann nach oben steigen. Im grasbewachsenen Innenhof beobachten wir einen jungen Star, der noch vom Altvogel versorgt wird.

Nachdem wir uns ausführlich umgeschaut haben, treten wir den Rückweg an und fahren weiter; zunächst an der Küste entlang bis Ceide Fields, der mit 10 Quadratkilometern größten monolithischen Ausgrabungssstätte der Welt. Wir aber haben keinen Besuch geplant; wir würden zuviel Zeit verlieren, und außerdem fallen immer wieder kürzere, aber kräftige Regenschauer.
Küste bei Ceide Fields
Nur einmal halten wir am Fahrbahnrand an und bewundern einen tiefen, mehrere hundert Meter langen und mehrere Dutzend hohen Einschnitt, den das Meer ins Land gearbeitet hat. Dann fahren wir weiter durch unbewohnte, weite Ebenen voller Torf. Inmitten dieser Landschaft tauchen immer wieder bewohnte "Inseln" auf, die durch Wälder hoher, rosa blühender Rhododendronbüsche umrahmt werden.

Unsere 314 mündet bei Bangor wieder auf die 59, und die Fahrtrichtung ist nun der Süden. In Mallaranny fahren wir auf die 319, und dann erreichen wir auf der Corraun-Halbinsel schon die Brücke, die die große Insel Irland mit der kleinen Insel Achill Island verbindet. Sie ist weitaus kleiner als vermutet und wird gerade ausgebessert.
Blick vom Strand von Keel auf die Minaun Cliffs, Achill Island
Achill Island ist eines unserer geplanten Ziele. Wir fahren Richtung Inselspitze, durch eine Landschaft, wo Berge und Hügel mit flachen Abschnitten wechseln. Wir erreichen den kleinen Ort Keel an der Südwestküste, wo wir für drei Nächte Aufenthalt buchen. Der Sandy Banks Caravan & Camping Park ist ein sehr weitläufiges Wiesengelände, an der Straße flach, Richtung Strand hügeliger werdend.

Die strandnahe Region ist leer; wir sind hier die einzigen Bewohner und bauen unser Zelt in einer Ecke nahe des Stacheldrahtzauns auf, wobei wir bei recht heftigem Wind unsere Mühe damit haben. Dann erkunden wir die Umgebung.
Entenküken bei Keel, Achill Island
Der Strand ist hier flach, sandig und nach Überqueren einer schmalen Straße schnell erreicht. Die Brandung erzeugt hier respektable Wellen, die etliche Surfer angelockt haben.

Ein seltsamer Vogel taumelt nicht weit von uns entfernt über den Strand und läuft in die recht heftige Brandung hinein. Es ist ein Entenküken, das eigentlich nicht hierhin gehört. Zweimal versucht es den Weg in den Ozean, wird aber immer wieder von der Brandung zurückgeworfen. Da rennt es irritiert direkt auf uns zu, zwischen unseren Beinen hindurch, putzt sich - und fällt wieder um. Da es in einem erbärmlichen Zustand ist, völlig durchnäßt, nimmt es Kerstin auf (es protestiert natürlich und will wieder herunter) und trägt es hinter die Dünen. Dort rennt es noch planlos hin und her, und wir lassen es zurück. Es hat offenbar seine Familie verlassen oder keine mehr, aber was können wir tun?
Später, als wir noch einmal zum Strand gehen, sehen wir es plötzlich in den Dünen in einer windgeschützten Mulde, und es sieht ziemlich gut aus, es ruht und das Gefieder ist wieder trocken und aufgeplustert. Nach dem Abendessen entschließen wir uns, das Küken zu einem nahen Süßwassersee zu bringen, den wir durchs Fernglas entdeckten. Doch wir suchen vergebens; es ist nicht mehr aufzufinden. Sein Schicksal beschäftigt uns in Gedanken noch etliche Tage.

Noch immer ist es wolkig mit sonnigen Abschnitten mit den obligatorischen kurzen Regenschauern. Wir erleben eine schöne Abendstimmung, auch wenn wir den Sonnenuntergang nicht verfolgen können, weil uns ein hoher Hügel den Blick nach Nordwest verwehrt. Abends messen wir eine Temperatur von 12,5° C.



Opferstein auf Achill Island
Fr 13.6. Heute ist wieder Wandertag, und davon lassen wir uns auch nicht durch die morgendlichen kurzen Schauer abbringen. Es ist bedeckt, mit etwas Sonne. Der Achill Head an der Nordwestspitze der Insel ist unser Ziel. Dafür fahren wir mit dem Auto durch die Orte Keel und Dooagh, dann bergauf an der Küste entlang über einen Hügel, wieder etwas bergab in Richtung eines Parkplatzes unten am Sandstrand, der zwischen den Hügeln liegt. Auf halber Höhe ist noch ein Parkplatz, den wir ansteuern.

Von hier aus führt uns unser Weg in einer Kerbe zwischen zwei Erhebungen zunächst leicht bergauf auf einem breiten Feldweg, der immer grasiger und schmaler wird. Nach ein paar Metern treffen wir zuerst auf einen Opferstein aus keltischer Zeit, gleich danach zu den Ruinen jenes Hauses, in dem von zwei Jahrhunderten einst Lord Boycott wohnte.
lick zum Dooega Head, Achill Island
Er behandelte seine Untergebenen derart schlecht, daß sie ihm davonliefen - sie boykottierten ihn. Es geht weiter auf buckligen, grasigen Pfaden bergauf. Links von uns verläuft eine tiefere Rinne, wir müßten sie laut Beschreibung des Wanderführes eigentlich jetzt überqueren, doch wir laufen noch eine Weile bergauf auf einen Sattel zu, ehe wir schließlich nach links hinüberwechseln.

Die Pfade sind nicht leicht zu erkennen; wir steigen die Flanke zum Steilufer geradewegs nach oben. Den vielen ruhenden Schafen ist das gar nicht recht; widerwillig machen sie Platz. Oben angekommen haben wir einen tollen Überblick über die Gegend: Das Tal trennt den uns gegenüberliegenden Berg Croaghaun von unserem Bergrücken, der auf der Seeseite steil zum Meer hin abfällt. Die Landschaft ähnelt einem Sattel als hätte eine gewaltige Kraft mitten hineingedrückt.
Achill Head
Der Weg führt hier oben an den Klippen entlang in Richtung der Landspitze. Wir durchschreiten noch eine Senke und steigen wieder hinauf, und dann ist für uns erst einmal Schluß. Vor uns geht es nach drei Seiten bergab, und die Landspitze Achill Head, die wie ein Krokodil im Meer liegt, wird durch scharfe Grate und steile Felsen beinahe unbegehbar. Doch wir sind mit dem Platz zufrieden; einer Grassode inmitten aufgeworfener Torfkanten. Die Aussicht ist hervorragend; die Sonne scheint herab, und nach dem Mittagsmahl halte ich sogar ein Schläfchen, den Sonnenhut übers Gesicht gezogen.
Gegen Abend zieht sich der Himmel etwas zu. Der fast volle Mond erhält durch die zunehmend diesige Luft ganz unscharfe Konturen, doch die sonnen beschert uns noch ein paar rotleuchtende Wolken, ehe die Nacht kommt, und mit ihr etwas Regen. Am öffentlich zugänglichen Teil des Strandes feiern einige Personen lautstark das Wochenenende, doch die Entfernung zu uns ist groß genug.