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Urlaub in Irland Juni 2008

Teil 5


Das Verlassene Dorf • Wo Böll lebte • Abschied von Achill Island • Newport • Mweelrea Mountains • Lettergash
Verlassenes Dorf, Achill Island
Sa 14.6. Lange vor dem Aufstehen, mit Einbruch der Dämmerung, singt eine Lerche lautstark und ausdauernd ihr Morgenlied, und das fast direkt über unserem Zelt. Morgens ist es wie gewohnt frisch, aber durchaus freundlich. Manchmal scheint die Sonne. Auch heute wollen wir das schöne Wetter dazu nutzen, die Insel zu erwandern. Zuerst wollen wir das Verlassene Dorf (Deserted Village) besuchen. Dessen letzte Bewohner verließen es im 18. Jh. und wanderten aus.

Das Dorf liegt nur ein paar Kilometer von Keel entfernt, am Fuß des die Gegend dominierenden 664 m hohen Berges Slievemore, gleich neben einem Friedhof.
Verlassenes Dorf, Achill Island
Dort stellen wir auch das Auto ab und besichtigen die Ruinen des Dorfes, und die Sonne beleuchtet das Szenario. In vielen Gemäuern kann man die Anordnung der Räume noch erkennen. Manche haben neue Bewohner erhalten; dort hinter den windgeschützten Mauern haben sich Schafe niedergelassen. Deutlich ist der Verlauf einer ehemaligen Straße zu erkennen, und die Häuser stehen, ihr die Schmalseite zugewandt, rechts und links davon.

Das Ganze sieht malerisch aus und wird ausgiebig fotografiert - grasüberwachsene Mauern gehören einfach zum Bild Irlands.
Ruine eines Wachturmes und der Berg Slievemore, Achill Island
Unterhalb des Dorfes und parallel dazu führt ein Weg in Richtung Nordwestspitze der Insel. Ihn wandern wir entlang, nach einem halben Kilometer setzt sich das Verlassene Dorf fort; die Häuser stammen aus einer etwas früheren Periode. Dort macht der Weg auch eine Biegung nach links, wird unbefahrbar. Es folgt ein verlassener Steinbruch, in dem früher Kalkstein und Quarz abgebaut wurde. Als gelegentlicher Sammler von Mineralen durchsuche ich die Haufen abgebauten und zerkleinerten Materials, doch ich finde keine auskristallisierten Stücke.

Jetzt verlassen wir den Weg und müssen uns unsere Route selbst suchen. Wir stehen am Fuß einen hohen runden Hügels, auf dessen Kuppe die Überreste eines Wachturmes stehen.
Bergsee und Uferlinie nahe dem Saddle Head, Achill Island
Dorthin wollen wir, und wir folgen den dünnen Spuren, die Schafe und gelegentliche Wanderer (auch heute waren wir allein unterwegs) getreten haben, und die immer wieder versiegen. Der Boden ist auch hier grasig, häufig durchzogen von Torfeinbrüchen und Moorflecken. Gelegentlich hüpft ein überraschter Frosch vor unseren Füßen davon.

Oben angekommen, bietet sich uns ein schöner Blick auf die Umgebung: die Blacksod Bay im Norden, die hohen Berge Slievemore im Osten und den Croaghaun im Westen, aber auch auf unsere Bucht in Keel. Wir halten kurz Rast im Windschatten der Mauern, denn es ist wieder ordentlich windig hier oben.
Bergsee und Uferlinie nahe dem Saddle Head, Achill Island
Unser weiterer Weg verläuft nach Westen, zunächst wieder etwas den Hügel hinab durch eine Senke, um dann wieder anzusteigen auf eine noch höhere Erhebung. Dort oben stehen wir jetzt an der hoch aufragenden Küste und können jetzt auch einen Blick auf diese Uferlinie werfen. Es geht auch hier steil bergab, zwischen uns und dem Slievemore liegt eine jener geschützten Buchten. Das Wasser ist wie gewohnt kristallklar und blau. Wir sehen nicht weit entfernt einen Bergsee.

Man könnte jetzt auch noch weiterwandern, über den Slievemore, doch wir sind etwas faul, und uns reicht es für heute. Also rasten wir kurz und genießen den Blick auf die sonnenenbeschienene Lanschaft. Wegen des permanenten Windes haben wir entschieden, die Mittagsrast im Windschatten des Wachturmes abzuhalten, denn der Rückweg ist der gleiche. Dort angekommen, verzehren wir unser Mitgebrachtes. In der Sonne ist es sehr warm, aber sobald man sich den Wind aussetzt, wird es angenehm frisch.

Wir sind zurück am Friedhof, und jetzt gibt es schon einige Besucher des Verlassenen Dorfes. Doch sehr viel weiter geht niemand von ihnen.
Mond über Dugort, Achill Island
Wir fahren auf die andere Seite der Insel, die an dieser Stelle sehr schmal ist. Dafür müssen wir nur den Slievemore umrunden und sind schon nach wenigen Kilometern in Dugort angekommen, an der Nordwestküste von Achill Island. In diesem Ort wohnt Heinrich Böll vor einem halben Jahrhundert einige Jahre lang mit seiner Familie, und in dieser Zeit schrieb er auch sein "Irisches Tagebuch". Wir fahren zum Strand, genießen die Mischung von Sonne, Sand und Meer. Ein paar Jungen, jeder mit einem Handtuch über der Schulter, trotten an uns vorbei.

Für den gewöhnlichen Mitteleuropäer ist der Atlantik trotz nahen Golfstroms noch zu kalt zum Baden, aber einige Einheimische wagten sich schon ins Wasser, wenn auch manchmal mit Neoprenanzug.

Auch hier gibt es einen Atlantic Drive, der durch Dugort führt. Ihn fahren wir weiter entlang und vollenden so die Runde, die uns zurück nach Keel führt. Das Wetter ist nach wie vor hervorragend, und - hat es überhaupt heute schon geregnet?

Weil die Sonne unverdrossen scheint, entschließen wir uns, nach dem Abendessen noch einmal nach Dugort zu fahren und zu beobachten, wie sich die Sonne naß macht. Wir können uns Zeit lassen; Sonnenuntergang ist in diesen Tagen erst nach 22 Uhr. Auf dem Strandparkplatz lassen wir das Auto stehen und suchen uns ein Plätzchen zwischen den Steinen am Ufer. Doch eine am Horizont aufziehende Wolkenfront bringt uns um unseren Sonnenuntergang; die Sonne verschwindet zuvor dahinter.
Frau zustande. Sie ist hier aufgewachsen und fährt schon seit Jahrzehnten hierher. "Nicht viel" meint sie, als ich sie frage, was sich hier seitdem veränderte. Nur daß die Menschen heute in Wohnwagen und Caravans ihren Urlaub verbringen, kaum noch mit dem Zelt.



Und dort hinten ist der Schatz begraben?
So 15.6. Heute nehmen wir schweren Herzens Abschied von der Insel. Hier gefiel es uns sehr gut, und ein Wiedersehen ist nur eine Frage der Zeit. Das Wetter ist freundlich, die Sonne scheint bei allerdings frischen 15°C durch die Wolken. Frühaufsteher konnen einen Regenbogen bewundern.

Wir fahren von der Insel runter, und auf 59 um die Newport Bay herum. Es ist Sonntag vormittag, und die Straßen und Plätze rund um die Kirchen sind verstopft. Doch die Läden haben geöffnet und die Straßen sind nicht völlig menschenleer. Wir stoppen in Newport und ergänzen unsere Lebensmittelvorräte.
Viadukt in Newport
Das Stadtbild dominiert ein steinerner Viadukt, über den früher einmal die Eisenbahn fuhr. Weiter südwärts fahren wir; in Westport halten wir noch einmal, denn die Innenstadt ist voller Menschen und geöffneter Läden. Wir bummeln durch die Fußgängerzone, besuchen einen Buchladen, "verpassen" dadurch einen Regenschauer und fahren weiter westwärts, auf der 335 entlang der Küste. Wir umrunden die Westport Bay, dann die Clew Bay.

In Murrisk halten wir direkt am Wasser Mittagsrast. Weiter führt uns der Weg, vorbei am Croagh Patrick, dem Wallfahrtsberg der Iren (dort lebte der heilige St. Patrick eine Weile). Über ihn ziehen dunkle Wolken.
Aasleigh Falls, Mweelrea Mountains
Dann biegt die Straße nach Süden ab und führt über bergiges Hochland; gesäumt von den Gipfeln der Mweelrea Mountains. An den Aasleigh Falls, einer Oase umsäumt von blühenden Rhododendronbüschen am Flußufer, halten wir ebenfalls kurz, ehe uns ein Regenschauer wieder ins Auto verbannt. In Leenaun kehren wir wieder auf die 59 zurück und fahren jetzt westwärts, wobei wir den einzigen Fjord Irlands, Killary Harbour, umrunden.
Die zerklüftete Küste der Renvyle-Halbinsel
Wir fahren vorbei an der Kylemore Abbey, die in einer ausgedehnten Parklandschaft direkt am Ufer eines kleines Sees liegt, und dann durch Letterfrack. Auch der Renvyle-Halbinsel statten wir noch einen Besuch ab; an ihrer Spitze halten wir Nachmittagsrast, ehe wir zum Campingplatz in Lettergash gelangen.

Den Platz kennen wir schon vom letzten Besuch. Damals regnete es beinahe ununterbrochen; heute ist der Himmel zwar von dunklen Wolken bevölkert, doch er läßt genug Platz für gelegentliche Auftritte der Sonne. Ganz vorn stehen diese mobile homes, der Platz für Caravans und Zelte ist im unteren Teil eben und steigt danach deutlich an.
Abendhimmel über Lettergash
gesteckt als in den Platz. Im Sommer 2005 zahlten wir noch 16 € je Übernachtung.

Wir unternehmen nach dem Abendessen noch einen Spaziergang am Strand. Er ist schmal und von Felsen durchzogen, doch gleich nebenan liegt ein ausgedehnter, bogenförmiger Strand. Es ist zwischen Ebbe und Flut, und mit ein paar Kletterübungen sind wir um die Landzunge herum. Der Sand ist von eigenartiger Beschaffenheit; er ist von schwarzen Streifen durchzogen, und an manchen Stellen sinkt man tiefer ein als gewohnt. Über die Dorfstraße kehren wir zum Zelt zurück.
Abendhimmel über dem Campingplatz von Lettergash
Der abendliche Himmel bietet noch manche Gelegenheit zum Betrachten und Fotografieren. Immer wieder kommt die tiefstehende Sonne aus den Wolken heraus und taucht die Landschaft in ein eigenartiges Licht. Die Bewölkung nimmt zu, doch es bleibt trocken. Nur nachts regnet es etwas.