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Norwegen August/September 2009

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Vom Nordfjord zum Fjærlandsflord • Bøyabreen • Bücherdorf Fjærland • Læerdalsøyri • Aurlandsvegen • Aurlandsfjord •Flåm
Oberes Ende des Kjøsnefjords
Fr 28.8. Auch am Morgen regnet es, wir frühstücken also im Zelt und packen dann nasse Sachen ein. Wir fahren zurück zum Ufer des Nordfjord; entlang der Hänge schweben langgezogene weißer Wolkenschleier - die aufsteigende Feuchtigkeit. Hinter dem Ort Nordfjordeid folgen wir der E39 südwärts, durchfahren einen Tunnel und kommen zum Hundvikfjord, der in den Gloppenfjord übergeht. Hier liegen finstere, tiefe Wolken über der schönen Landschaft. In Lote wartet bereits die Fähre, die uns nach Anda bringt, wo die E39 am Gloppenfjord entlang weiterführt. Auch an diesem stillen Fjord bietet sich uns ein schönes Panorama, auch hier schweben parallele Wolkenbänder über der Landschaft.

links zieht sich der Jølstravatnet entlang, nach rechts der Kjøsnefjord - beides Binnenseen. Wir fahren am Kjøsnefjord entlang, durch ein tiefes, düsteres Tal; die Bergflanken sind schroffe, gewaltige Steinplatten ohne jeden Bewuchs. An seinem oberen Ende hat man einen schönen Einblick in das Tal und den dunkelblau gefärbten See.
Am Bøyabreen
Gleich dahinter beginnt ein 7 km langer Tunnel quer durchs Bergmassiv, über das sich der Jostedalsbreen, einer der mächtigsten Gletscher Norwegens zieht. Und gleich hinter dem Tunnel kommt man auf einer kleinen kurzen Straße an den Bøyabreen, eine der Gletscherzungen des Jostedalsbreen.

Ein paar hundert Meter Fußweg, und man steht vor einem kleinen See, in den sich der Bøyabreen, einer der am schnellsten wandernden Gletscher, ergießt. Seit unserem letzten Aufenthalt vor neun Jahren sind die Eismassen mächtig geschwunden.

Weil der Regen wieder einsetzt, halten wir uns nicht allzulange dort auf und setzen unsere Fahrt fort. Sie endet allerdings schon nach zwanzig Kilometern, denn wir haben unser heutiges Ziel erreicht: den Fjærlandsfjord.

Zwischen den Orten Fjærland und Bøyum liegt direkt an der Straße "Bøyum Camping". Wir sind erstaunt, daß der Platz nicht sehr belegt ist, aber alle freien Plätze reserviert sind. Uns wird eine Stelle zwischen Zaun und Rezeption zugewiesen. Nicht weit davon entfernt steht ein Festzelt.
Am Flærlandsfjord
Wir bauen das Zelt im Regen auf und verziehen uns in die Küche. Später hört der Regen auf, und wir spazieren zum nahen Gletschermuseum (das allerdings schon geschlossen hat). Die Dämmerung bricht herein, und wir werden mit einem schönen Abendrot belohnt. Es wird kühl, wir messen 13°C.

Mittlerweile hat sich der Platz restlos gefüllt, und spät abends lebt es im Festzelt auf, Reden werden gehalten, es wird zu stimmungsvoller Musik getanzt. Spät in der Nacht fällt Regen.
Gemütliche Leseecke in einem Antiquariat
Sa 30.8. Morgens erwachen wir bei Regen, der bisweilen aufhört. In den Tälern hängen tiefe Wolken, die an den Hängen der Berge aufsteigen. Nach dem Frühstück fahren wir nach Fjærland. Es ist ein Bücherdorf, von denen es in Europa etwa ein Dutzend gibt. In umgebauten Lagerhallen, Häusern, kleinen Läden hat man über zehn Antiquariate eingerichtet, in denen man nach Herzenslust stöbern kann und garantiert etwas für sich findet. Freilich sind die überwiegende Zahl der Bücher in der Landessprache geschrieben, dann aber folgen nicht wenige englischsprachige Werke, und auch deutsche Bücher findet man. In jedem Antiquariat finden sich mehrere gemütliche Ecken, mit Teppich und Sesseln ausgestattet, wo man beim Schmökern die Zeit vergessen kann. Als erstes besuchen wir das größte Antiquariat, »1001 Nacht« direkt an der Fähranlegestelle.

Wir erfahren im Gespräch mit einer Antiquarin (einer Deutschen), daß Kerstins Norwegischlehrerin, die hier für einige Monate im Jahr arbeitet und eine Hütte auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords hat, kurz vor der Rückreise steht. Ein kurzes Telefongespräch - und schon werden wir zur Anlegestelle beordert. Wir werden von ihrem Mann, Jochen, abgeholt und tuckern gemütlich übern Fjord.

Es regnet mittlerweile, und die Sicht über das Wasser ist sehr eingeschränkt. Nach einer Viertelstunde sind wir drüben angekommen, steigen noch einige Meter hinauf und stehen vor dem Anwesen: Schuppen und Wohnhaus das innen sehr gemütlich eingerichtet ist. Das Grundstück ist abfallendes Gelände, man findet hier noch alte Mühlsteine, denn zuvor stand hier eine Mühle. Daneben rauscht ein Bach zu Tal.
Barbara mit ihrem »Dienstwagen«
Wir werden sehr freundlich empfangen, es gibt ofenwarme Rosinenbrötchen zum Tee, und durchs Fenster sehen wir unten die Fähre, die ab morgen bis zum nächsten Frühjahr noch einmal täglich diese recht abgeschiedene Region mit dem Rest der Welt verbindet. Später schippert uns Barbara wieder zurück nach Fjærland.

Kaum sind wir wieder am Ufer und in einem Buchladen verschwunden, reißt die regenschwere Wolkendecke für einen Moment auf, und die Sonne zaubert einen Regenbogen über die Landschaft. Wir statten den übrigen Antiquariaten auch noch einen Besuch ab; eine Wanderung lohnt sich bei diesem Wetter schon wegen der fehlenden Fernsicht - die Berggipfel verbergen sich hinter Wolken - nicht.
Regenbogen überm Fjærlandsfjord
Wir haben deutsche Bücher mitgebracht und dürfen uns dafür im Tausch einige Bücher aus den Antiquariaten mitnehmen. Das allerdings ist eher die Ausnahme, denn auf Tauschgeschäfte läßt man sich sonst nicht ein.

Später erscheinen erneut Sonne und Regenbogen, doch immer wieder ziehen neue Schauer heran. Unterm Dach des »1001 Nacht& kann man gut sitzen und Tee trinken, was wir auch tun, ehe wir zum Campingplatz zurückkehren. In der Küche ist Betrieb; im Ofen wird ein großes Blech gebackene Kartoffeln zubereitet; vor dem Zelt wird der Bratenspieß gedreht. Auch an diesem Abend wird wieder gefeiert. Der Tag geht so zu Ende; so wie er begann - mit Regen.
Alte Speicher in Læerdalsøyri
So 30.8. Auch nachts ließ der Regen nicht nach, und so reisen wir ab, packen auf nassem Rasen ein nasses Zelt ein. Da wir wieder etwas ins Landesinnere fahren wollen, bietet sich dafür nur der mautpflichtige Tunnel direkt am Fjord an. Er ist übrigens ab dem nächsten Jahr kostenlos befahrbar. Die Baukosten dafür wurden nicht vom Staat getragen, sondern von einer AG übernommen. Die erhob nach Fertigstellung des Tunnels solange eine Maut, bis die Baukosten abgezahlt wworden sind; hier etwa zwei Jahrzehnte lang.
Altstadt von Læerdalsøyri
Wir zahlen also unsere 180 NOK und durchfahren zwei längere Tunnel, die uns hin nach Sogndal führen, das letzte Stück entlang des Sogndalselva auf der E5. Wir durchqueren Kaupanger und kommen nach Mannheller am Åurdalsfjord, wo die Straße endet. Eine Fähre geht nach Aspevik, und wir zahlen die üblichen 81 NOK. Auf der anderen Seite beginnt die E16, der wir südostwärts bis Læerdalsøyri folgen.

Es ist trocken, die Sonne kommt hervor, und wir nehmen uns die Zeit für einen kleinen Bummel durch den Ort. Er liegt an einer alten Handelsstraße; dort wurden in der Vergangenheit die Güter von Wagen auf Schiffe verladen und auf dem Seeweg weitertransportiert. Aus dieser Zeit stammen noch einige Holzhäuser - Kontore, Hotels. Sie wurden liebevoll restauriert, und in manchen von ihnen werden den Touristen Souvenirs verkauft. Es ist allerdings ein Saisongeschäft und die Läden haben nur sonnabends geöffnet, so daß wir diesen historische Kern heute leer und verlassen vorfinden.

Wir unternehmen noch einen kurzen Spaziergang ans Ortsende, wo eine Gedenksäule aus den Zeiten Napoleons steht, zum Gedenken des Kampfes der Norweger gegen die Schweden. Schließlich fahren wir weiter Richtung Flåm, wo wir heute unser Zelt aufstellen wollen.

Der kürzere Weg führt durch einen Tunnel, der längste über den Aurdalsvegen, auch Schneestraße genannt, wo man bis in eine Höhe von 1300 m gelangt. Wir entscheiden uns trotz des unsicheren Wetters für die Bergroute.
Oben auf dem Aurdalsvegen
Es geht auf schmaler Straße hinauf, immer wieder an Anwesen und Hütten vorbei; wir lassen die Baumzone hinter uns und gelangen in die Region von Stein, Moos und Schnee. Es wird zunehmend kälter, regnerischer, und wir geraten schließlich ganz in die Wolken hinein. Oben ist kaum Sicht, es herrschen dürre 3,5°C. Wir halten nur einige Male ganz kurz für ein Foto.
Die letzten zehn Kilometer führen durch einen Tunnel - und dann sind wir in Flåm.

Leider regnet es dort stark. Wir werden sofort daran erinnert, daß hier ein touristischer Höhepunkt liegt: Der Fjord ist Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe, und die Reisenden werden auf die hier beginnende Flåmsbanen verfrachtet, eine Strecke, die durchs wildromantische Flåmtal in Serpentinen und durch Tunnel hinaufführt bis zum 865 m hohen Bahnhof Myrdal, der an der Bahnstrecke Oslo - Bergen liegt.
Kreuzfahrtschiff im Hafen von Flåm.
Wir sind sofort von durcheinander wuselnden Touristen umgeben, die Souvenirläden und Schnellimbißstuben fluten, Japaner versuchen mit ihren Laptops auf dem Schoß online zu gehen bzw. die nächstgelegene Steckdose zu finden. Angesichts dessen und des Wetters beschließen wir, zurück nach Lærdalsøyri zu fahren, wo wir heute morgen im Vorüberfahren einen ganz passablen Campingplatz sahen.

Schnell sind wir zurück und finden einen schön gelegenen, ebenen, trockenen und wenig gefüllten "Ferie- og Fritidgspark" vor, wo wir zwischen lichten Birken für 160 NOK unser Zelt aufbauen und trocknen können. Später fällt leichter Regen, doch wir rücken die Sitzbank unter eine Birke, wo wir wunderschön trocken sitzen und zu Abend essen.

Ein Reisebus aus dem Münsterland kommt an und seine Insassen verteilen sich auf die umliegenden Hütten. Später erfahren wir von ihnen, daß sie hier für eine ganze Woche Unterkunft haben und von hier aus Tagestouren unternehmen. Der Platz wird besiedelt von einer Schar Spatzen, die sogar bis ins Vorzelt hüpfen, um nachzuschauen, was die Touristen an Eßbarem hinterlassen.