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Norwegen Juni/Juli 2010


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Kirche von Kvikne
Di 6.7. Die Sonne weckt uns früh, und so sind wir schon um 9:30 abreisefertig. Der erste Abschnitt der Route auf der E6 führt uns entlang der Orka; ebenfalls einen wasserreichen Fluß. Wir fahren durch Berkåk, biegen kurz darauf ostwärts auf den Rv3 ab und erreichen die Kommune Hedmark.

Wir durchfahren das Orkdalen, und der Fluß gräbt sich rechts von der Straße allmählich immer tiefer ins Tal ein. Der Fluß wird an einer Stelle angestaut und so zur Stromerzeugung genutzt. Annmählich weitet sich das Tal, und die Gegend wird lieblicher.
Kirche von Kvikne
Eine Kirche wird angezeigt; sie steht direkt an der Straße und gehört zur Gemeinde Kvikne. Die Kreuzkirche von 1652 gehört zu den besterhaltenen ihrer Art. Sie beherbergt einen reichen Kirchenschatz, einen reich verzierten Altar und geschnitztes Gestühl. Bekannt sind auch ihre Rosenmalereien. Sie ist geöffnet und gegen Gebühr während des Sommers zu besichtigen. Wir besichtigen sie bei herrlichstem Wetter, ehe wir weiterfahren.

Die bewaldeten Gipfel der Berge sind jetzt nicht mehr so schroff, beeindrucken aber noch durch ihre gewaltigen Dimensionen. Bis in eine Höhe von 733 m führt unsere Straße, ehe wir wieder herabfahren. Jetzt begleitet uns ein anderer Fluß, die Glåma, durchs Østerdalen.
Eingang zum Jutulhogget
Auch heute gibt es einen Höhepunkt, verbunden mit einer kleinen Wanderung: Auf uns wartet Nordeuropas größter Cañon, der Jutullhogget. Zu ihm (und übern Berg hinweg ins Rendalen) führt eine Privatstraße, für die eine geringe Mautgebühr erhoben wird. Da aber der Canon nur einen Kilometer entfernt liegt, parken wir das Auto davor und laufen die gekieste Straße bergauf.

Oben am Rand steht eine kleine Hütte mit Infotafeln, die uns darüber aufklären, daß der Canon insgesamt 2,5 km lang ist und bis zu 150 m tief ist. Er verläuft in einem leichten Linksbogen bergauf, und an einigen Stellen künden Schuttkegel von der zerstörerischen Arbeit des Wetters und des Wassers.
Am Jutulhogget
Man kann am Rand des Canons über Fels und Moos bergauf laufen und hat immer weider schöne Aussichtsstellen. Eventuell kann man sogar den in weitem Bogen Canon umrunden, das wollen wir aber nicht. Um einiges weiter oben auf einem Plateau, wo große Felsplatten nur spärlichen Wuchs von Krüppelkiefern und Flechten zulassen, ist unser Wendepunkt. Zur Freude des Fotografen kommt jetzt auch noch die Sonne heraus.
Am Jutulhogget
Wie so mancher Ort in Norwegen hat auch dieser Cañon zwei Entstehungsgeschichten: Eine geologische, und eine, die dem reichen Mythenschatz der Nordländer entspringt:

Der Jutulhogget (auf Deutsch etwa: Trollhieb) wurde einst vom Troll Rendalsjutulen mit der Axt in den Berg gehauen, weil der seine Mühle mit den Wassern der Glåma betreiben wollte; das Wasser sollte durch die Rinne in sein Tal geleitet werden. Das aber mißfiel dem Troll Glåmdalsjutulen, der sich nicht das Wasser abgraben lassen wollte. Es kam zu einem Kampf, den Glåmdalsjutulen gewann, und in dem er seinen Kontrahenten in tausend Stücke hieb, die heute noch als Felsbrocken und Geröll überall herumliegen.

Nach einer ausgiebigen Rast kehren wir zurück zum Auto und setzen unsere Fahrt fort. Der Rv3 ist gut ausgebaut, oft noch besser als die E6, und sie ist eine vielbefahrene Querverbindung, unter anderem in Richtung der schwedischen Grenze. Wer sich hier an die Beschränkung von 80 km/h hält, wird auf dieser Rennstrecke bald zum Verkehrshindernis. Ich halte öfters am Wegesrand und lasse den Pulk, der sich hinter mir gesammelt hat, vorüberziehen.

Die Glåma wird allmählich immer breiter und stiller; und wir durchfahren das Østerdalen. Die aufgezogenen dunklen Wolken verziehen sich wieder und machen Schönwetterwolken Platz. Heute haben wir fast 300 km zurückgelegt, und es wird Zeit für einen Schlafplatz.
Kirche von Rena
Wir meinen, der Platz in Rena wäre da genau die richtige Stelle. Zunächst sieht es nicht danach aus, denn der erste Anblick zeigt uns eine Wagenburg, direkt an einem See gelegen. Beim Näherfahren entdecken wir noch eine große Wiese gegenüber und ein schattiges Plätzchen, von einigen Birken umstanden; in der Nähe Bank und Tisch. Genau dort wird das Zeit aufgebaut.

Wir unternehmen einen Bummel zurück ins Ortszentrum, wo eine prächtige, hohe Kirche steht. Dann kehren wir zurück und bereiten uns unser Abendessen zu.Direkt unter dem Dach neben der Küche zerpiept eine Schar Spatzen, die noch nicht flügge sind, die Stille. Es kommt etwas Wind auf, der einige Wolkenfronten mit sich bringt.
Abendrot über Rena
Direkt hinterm Platz fließt die Glåma über eine große alte, nur noch von Fußgängern passierbare Stahlbrücke mit Holzbohlen. Wir entdecken einen Fußweg entlang des Flusses Richtung Stadt.

Die untergehende Sonne sendet hinter Wolken verborgen ihre Strahlen in den Himmel, und später sorgen aufziehende Nieselregenwolken und eine sich mächtig auftürmende Gewitterfront dafür, daß der Himmel einige Zeit lang von allen Seiten in schönstes Orangerot getaucht wird. Es bleibt mild bei 19°C.

Smaragdmine bei Minnesund
Mi 7.7. Die Sonne weckt uns früh, der Himmel ist blau, aber im Schatten ist es noch recht kühl, und ein leichter Wind weht. Wir reisen ab und kommen Oslo allmählich immer näher. Zunächst fahren wir entlang der Glåma bis Elverum. Hinter Hamar kommen wir wieder ans Wasser; zur langgestreckten Mjøsa, dem größten Binnensee des Landes, an dessen Ostufer wir entlang fahren. Kurz vor Eidsvoll verlassen wir die Hedmark und kommen ins Oppland.

Unterwegs finden immer wieder umfangreiche Bauarbeiten an der Straße statt, was meist darauf hinausläuft, daß die Straße begradigt und verbreitert wird. Dazu werden große Mengen Gestein weggesprengt oder abgetragen; das Ganze ist eine staubige Angelegenheit. Bei Minnesund, wo die Mjøsa in den Fluß Vorma abfließt, wird auch noch die Straßenbrücke erneuert, und der Verkehr zuckelt über die alte Brücke.

Wir nähern uns dem heutigen Höhepunkt: der stillgelegten Smargadmine von Minnesund. Wir haben tatsächlich geschafft, was wir uns am zweiten Reisetag vorgenommen haben - auf der Rückreise hierher zurückzukehren und Steine zu klopfen. Wir fahren also wieder den Kiesweg herunter und lassen uns von der freundlichen Besitzerin einweihen; zunächst spricht Kerstin mit ihr auf Norwegisch; damit ich alles verstehe, geht die Unterhaltung auf deutsch weiter. Sie erklärt die Entstehung des Smaragd, und was alles noch gefunden werden kann. Oberhalb des Seeufers liegt eine stillgelegte Mine, in der die Engländer um die vorletzte Jahrhundertwende zehn Jahre lang Smaragd gefördert haben. Eine Engländerin war beim Skilaufen zufällig in einer Schnee- und Erdlawine auf smaragdhaltiges Gestein gestoßen.
Alte Smaragdmine bei Minnesund
Die Grube wurde 300 m in den Berg getrieben und hat mehrere, auch heute noch zugängliche Eingänge. In dem Geröll am Hang zwischen Grube und Seeüfer kann man noch heute nicht nur Smaragd, sondern auch noch eine Vielzahl anderer Mineralien wie Quarz, Amethyst, Flußspat, Topas, Muskovit, Pyrit, Glimmer oder Alaunschiefer finden.

Wir erhalten eine detaillierte Beschreibung des Geländes mit dem Hinweis, wo die Suche lohntund fahren das Auto nach unten ans Ufer, wo noch weitere Autos parken. Jetzt nur noch einen Kilometer auf einem Waldweg gelaufen, und schon sind wir am Ufer, wo einige Leute bereits auf Schatzsuche sind.
Smaragd, selbst gefunden
Wir schauen uns um und beschließen, zunächst den von Geröll übersäten Hang zu durchsuchen, denn wir haben stabile Wanderschuhe an den Füßen. Es ist etwas mühselig, nicht herabzurutschen, aber die Mühe wird schon bald von Erfolg gekrönt: Kerstin hält als erste einen Gesteinsbrocken in der Hand, in dem ein ein paar Millimeter großes Stück Smaragd steckt; nicht sehr groß, ein Bruchstück nur, aber auskristallisiert und klar.

Bald finde ich auch etwas, und ich sammle auch noch ein paar Steine, die außer Smaragd auch noch Mikroaufschlüsse von anderen auskristallisierten Mineralien enthalten. Das meiste davon finden wir in Bruchstücken erst kürzlich zerkleinerten Gesteins.
Smaragd, selbst gefunden
Das hat den Vorteil, daß die kristalline Form der Mineralien noch weitgehend erhalten ist, denn die Steine unten am Ufer sind schon sehr rundgewaschen.

Es ist sehr sonnig, doch das hilft auch beim Suchen. Die Hände werden schnell sehr trocken und rissig; wir gehen öfters nach unten und spülen Gestein und Hände im See.

Drei Stunden lang betätigen wir uns so als Schatzsucher und haben unsere Freude daran, weil wir ein paar schöne, wenn auch kleine, Stücke (in großen Stücken tauben Gesteins!) gefunden haben. Schwer beladen kommen wir ans Auto zurück und begegnen noch so manchen anderen Besuchern, die auch ihr Glück versuchen wollen.
Bald schon stellen wir fest, daß der Flughafen von Oslo nicht weit entfernt ist, denn es herrscht ein reger Flugverkehr, was uns aber kaum stört; ebenso wie die Züge, die über die Eisenbahnbrücke rasseln. Nach dem Abendessen spazieren wir hinauf in den Ort und sehen uns um. Im Autoradio wird später das Spiel Deutschland-Spanien original kommentiert - auf norwegisch natürlich. Ich komme gerade rechzeitig zum 0:1 - und Deutschland muß ins kleine Finale. Die Sonne zaubert etwas Abendstimmung an den Himmel, ansonsten bleibt es bedeckt.


Oslo, Hafen
Do 8.7. Wir erwachen früh am letzten Tag auf norwegischem Boden. Wir sind nicht mehr weit von Oslo entfernt, können also in aller Ruhe abbauen und einpacken, sind aber bereits um 9:00 abreisebereit. In der zweiten Nachthälfte hat es geregnet, aber morgens ist es trocken, obwohl die Wolken tief hängen.

Der erste Teil der Strecke ist eine einzige Baustelle, die sich über 25 km erstreckt. Es geht schleppend, doch ohne Stau voran, aber wir haben ausreichend Zeit. Bereits vier Stunden vor Abfahrt, um 10 Uhr, stehen wir an der Fähre, die erst vor kurzem eingetroffen ist und gerade ihre Fahrgäste entläßt.
Auf der »Color Fantasy«
Es fällt ein dünner Regen, der später aufhört. Wir kommen erst kurz vor dreizehn Uhr aufs Schiff - es ist wieder die »Color Fantasy«. Das Schiff legt pünktlich ab, und noch immer ziehen dunkle Wolken über Oslo und den Holmenkollen, der eine Baustelle ist, denn im nächsten Winter finden dort die nordischen Ski- WM statt.

Für heute abend haben wir das große Menü ausgewählt, lassen uns also gleich einen Tisch reservieren. Dann duschen wir uns erst einmal den Reisestaub vom Leib und schlendern dann über Schiff und die Oberdecks. Kaffee gibt es in der Kabine, und dann ist es 18:30, wir gehen ins Restaurant, erhalten unseren Tisch und beginnen mit dem Abschiedsessen.
Die Auswahl ist riesengroß und abwechslungsreich: Fischsuppe, warme und kalte Speisen von Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Ren und Elch, Käse, Beilagen aller Art, Gemüse und Obst, schließlich eine reiche Auswahl an Kuchen, Desserts und Eis. Wer sich nicht scheut, 260,- auszugeben, sollte sich das Menü nicht entgehen lassen. Besonders gut schmeckten mir der gekochte Dorsch und Lachs.

Wie bei jeder Schiffsreise versäumen wir es nicht, immer mal wieder aufs Deck zu gehen. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber in Horizontnähe, nicht weit von der Sonne entfernt, ist da so eine Wolkenlücke...
Wir werden belohnt, die tiefstehende Sonne taucht das Schiff in ein intensives, warmes Licht; ein schöner Gegensatz zum blaugrauen Himmel. Wir durchqueren eine kleine Wolke, die uns etwas Nieselregen beschert. Als Wolke und Regen dann ins Sonnenlicht geraten, gibt es ein schönes Schauspiel: Orange beleuchtete Wolken und Regenvorhänge, die wie Seidenfäden über der See hängen. Das Oberdeck hat sich noch einmal gut gefüllt, und die Passagiere genießen wie wir die Stimmung.

Als das Schauspiel zu Ende ist, weil die Wolken wieder die Sonne verdecken, gehen wir zurück in die Kabine und verbringen das erste Mal nach über drei Wochen wieder eine dunkle Nacht.
Kieler Hafen
Fr 9.7. Nach dem Erwachen führt der erste Gang hinaus aufs Deck. Wir sind schon in der Kieler Förde, und der Himmel ist sonnig-diesig. Es ist deutlich wärmer geworden, aber wir wissen mittlerweile, daß uns Deuschland mit Temperaturen jenseits der 30er Marke erwarten wird.

Zum Einlaufen in den Hafen versammelt sich noch mal alles auf dem Außendecks; ich fotografiere - als Fingerübung sozusagen - Möwen, die immerhungrig das Schiff umkreisen und dabei manchmal fast die Köpfe der Passagiere streifen. Pünktlich legen wir an, und ebenso reibungslos kommen wir auch von der Fähre, auch diesmal ohne Zollkontrollen.
Der Rest ist auch diesmal schnell erzählt:

Wir umfahren Hamburg und den Elbtunnel großräumig, denn dort bilden sich bereits am Vormittag größere Staus - die Ferien haben begonnen. Die A7 ist in Richtung Süden gut gefüllt, und draußen ist es heiß. Man muß es erst einmal verkraften, wenn sich die Temperaturen quasi über Nacht verdoppeln. Trotz Klimaanlage gut durchgekocht, doch wohlbehalten kommen wir am Nachmittag zu Hause an.