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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017
SoFi-Brille
Unsichtbarer See
und rote Riesen
Die Brandherde
Die Brandherde in der Umgebung des Crater Lake
Mi 30.8. Auch morgens ist die Luft von gelblichem Rauch erfüllt, und eine blutrote Sonne geht auf. Wir frühstücken, bauen ab und machen uns auf den Weg zum Crater Lake. Übers Smartphone haben wir uns informiert - westlich von Crater Lake wütet ein großer Waldbrand. Eine Schautafel am Visitor Center zeigt uns ein ausgedehntes Gebiet brennenden Waldes direkt am Westufer.

Was uns gestern auf einem Rastplatz schon ein Mann vorhersagte, wird schnell Wirklichkeit: Es herrscht keine gute Sicht, und die Frage ist, was man von der Sehenswürdigkeit, die einer der Höhepunkte der Reise sein sollte, zu sehen sein wird.
Ein fahles, fast unwirkliches Licht
Ein fahles, fast unwirkliches Licht
Wir fahren zum Südeingang, zur Annie Spring Entrance Station. Zwei Straßen führen um das Gebiet herum. Der West Rim ist wegen des Waldbrandes gesperrt, also nehmen wir den East Rim. Zuvor aber besuchen wir das Visitor Center. Dort erfahren wir, daß sich die Sicht auch in den nächsten Tagen nicht bessern wird, falls sich der Wind nicht mal für kurze Zeit dreht. Was also sollen wir tun?

Wir versuchen es trotzdem und fahren hinauf zum Rand des Kraters. Der Weg schlängelt sich entgegen der Uhrzeigerrichtung um den Kratersee herum. Der erste Haltepunkt sind die Vidae Falls, ein Wasserfall neben der Straße. Weiter geht es auf kurvenreicher Straße, die bergauf und bergab führt.

Der See liegt hoch über uns, er wird von hohen Wällen gesäumt - den Rändern des Kraters, der entstand, als vor etwa 8000 Jahren hier ein Vulkan ausbrach. Neben der Straße geht es daher oft steil nach unten.

Wir sind am Visitor Center auf einer Höhe von etwa 2100 m gestartet, es geht bis auf 2400 m hinauf, und die Hoffnung keimt auf, es möge dort oben, wo der Wind vielleicht etwas stärker bläst, für einen Moment die Rauchwolkendecke aufreißen, denn es wird immer rauchiger und fahler.
Crater Lake - Pumice Castle
Schloß ohne Schloßherren
Eine Infotafel verweist auf »Pumice Castle«, das Bimssteinschloß. Und tatsächlich ist bei genauerem Hinsehen in dem Dunst eine Felsformation zu erahnen, die der Beschreibung auf der Infotafel entsprechen könnte. Sie steht am steil abfallenden Kraterrand und besteht aus Bimsstein, also aus ausgeworfener vulkanischer Lava, die beim Erstarren durch Einwirkung vulkanischer Gase porös wurde und deshalb oftmals leichter als Wasser ist. Durch Erosion nahm sie im Lauf der Jahrtausende diese Form an, wobei die oben aufliegenden Steine aus härterem Material bestehen.

Es wird auch darauf hingewiesen, daß »Pumice Castle« mit seiner orange/braun/goldenen Farbe zu den farbenfreudigsten Formationen im Nationalpark gehört. Das können wir leider nicht bestätigen, aber mit Hilfe des Computers ließ sich später wenigstens ein einigermaßen passables Bild erstellen.
  Mauszeiger übers Bild = Originalansicht des »Phantom Ship«
Dann stehen wir am Rand des Kraters, den der Vulkan Mount Mazama erschuf, dessen Caldera sich mit klarem Wasser füllte, das das reinste in ganz Nordamerika sein soll.

Der Aussichtspunkt nennt sich »Phantom Ship Overlook«, weil man hier einen Blick auf eine aus dem Wasser ragende spitze Felsformation hat, die an ein Geisterschiff erinnert. Heute allerdings hat der Begriff Phantom eine doppelte Bedeutung, denn wir sehen nur Schemen.

Am »Sun Notch« gehen wir einen kleinen Rundweg, der am Kraterrand vorbeiführt. An einer Stelle kann man tatsächlich ein Stück der Uferlinie sehen - der beste Ausblick, der sich mir heute bietet.
Heute ist der Bus nur spärlich besetzt
Auch an den anderen Aussichtspunkten starrt man ins Nichts. Obwohl der Himmel über uns teilweise blau ist, beträgt die Sichtweite in Richtung See gerade mal wenige hundert Meter.

Wir beschließen umzukehren, zumal sich der Rauch etwas auf die Lungen legt. Die ganze Schönheit des Crater Lake - sie bleibt uns verborgen. Schade!

Die Rangerin im Visitor Center bestätigt uns, daß die Straße, die uns weiter westwärts führen soll, nicht gesperrt ist und gibt uns den Tip, am Union Creek, der nur aus einigen Häusern, einem Restaurant und einem Eisladen besteht, Halt zu machen.
Restaurant und Bäckerei »Beckie's«
Und so fahren wir weiter Richtung Medford auf dem Hwy 62. Wir halten am Union Creek, und bei »Beckie's« kaufen wir uns wie empfohlen ein Blackberry Pie, aber der Eisladen enttäuscht uns: Während der Waldbrände geschlossen.

So fahren wir weiter, am Rogue River den Crater Lake Highway (Hwy 62) entlang, in Richtung der kalifornische Grenze. Unser nächstes Ziel sind die Redwoods, wo die höchsten Bäume der Erde wachsen.
Glänzt da Gold im Wasser? Nein, die Sonnne ist's.
Die Strecke ist bergig und kurvenreich. Der Rauchgeruch in der Luft läßt langsam nach, die Sicht wird besser. An den »Golden Nugget Falls« halten wir Mittagsrast. Wir sind hier im Rogue Valley, das Mitte des 19. Jahrhunderts auf einen Schlag bekannt wurde, als im sandigen Flußbett des Rogue River Gold gefunden und geschürft wurde. Die Besiedlung des Landes durch Einwanderer aus Europa ging schnell vonstatten, denn entlang des Flusses gab es gutes Acker- und Weideland. Und so wurde auch hier ein Indianerstamm von seinem Land vertrieben und in die Reservation geschickt: die Takelma.

Medford umfahren wir großräumig auf dem Hwy 234 und biegen dann auf den vierspurigen IS 5 ein (Interstate, mit unserer Autobahn vergleichbar), den wir kurze Zeit später wieder verlassen.

Das Rogue Valley ist auch Weinanbaugebiet. Wir fahren an einem Hof vorbei, »Del Rio Vineyards« lesen wir. Zur Verkostung haben wir leider keine Zeit; auch ist Fahren unter Alkohol nicht erlaubt...

Es ist schon wieder ziemlich heiß draußen, und die Luft wird feuchter. Auf dem Hwy 199 fahren wir nach Südwesten und suchen einen Platz für unsere Nachmittagsrast. Im Illinois River Forks States Park werden wir fündig und verzehren unser Blackberry Pie, ich habe mir einen eiskalten Cappuccino geholt.
Ehrfuchtseinflößend stehen sie da
Dann überqueren wir die Grenze nach Kalifornien. Wir müssen anhalten und werden gefragt, ob wir »fruits« bei uns haben, denn die Einfuhr von frischem Obst nach Kalifornien ist untersagt. Ich verneine kurzentschlossen, und wir dürfen weiterfahren. (Im unserem Gepäck befindet sich jede Menge Obst...)

Die Straße wird wieder kurviger, enge Straßen führen durch dunkle Waldgebiete, durch die Siskiyou Mountains, am Fluß entlang. Dann erreichen wir den nördlichen Teil des Redwood Nationalparks. Der Platz im »Jedediah Smith Redwoods State Park«, den wir uns ausgesucht hatten, ist leider ausgebucht, also fahren wir weiter in Richtung Pazifikküste.

Wir sehen die ersten Baumgiganten und sind schwer beeindruckt. Der Eindruck verstärkt sich, als ein Auto auftaucht. Neben dem riesigen Stamm, der in den Himmel ragt und dessen oberes Ende nur zu erahnen ist, wirkt das Auto wie ein Spielzeug.
Im Reich der Giganten
Im »Florence Keller Country Park« haben wir dann Glück. Es ist ein einfacher Park, keine Duschen, aber Wasser. $ 15 kostet hier unsere Übernachtung. Unser Standplatz hat es aber in sich: Er liegt in einer kleinen Bucht, und den Eingang flankieren zwei Stümpfe einstiger Baumgiganten. Auch die anderen Campsites liegen mitten im dichten Wald.

Der Tag war lang, wir bauen das Zelt auf und essen zu Abend, ich schreibe meine Chronik auf dem Gemeinschaftsplatz, auf einer Lichtung, wo es noch etwas heller ist als vor dem Zelt. Dann kriechen wir in die Schlafsäcke.
Hmmm... Das ist nicht das Frühstück, sondern das Abendessen
Do 31.8. Morgens ist es kühl, ein leichter Nebel liegt über unserem Platz. Die Nacht war wunderschön ruhig; man fühlt sich geborgen im Reich der Redwoods. Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Ausrüstung zusammen und verlassen mit einem weinenden und einem lachende Auge diesen schönen Platz. Der heutige Tag wird ganz den Baumgiganten gewidmet sein.
Eine fahle Sonne steht über der Küstenlandschaft
Wir fahren auf dem Hwy 101, wollen zum Südteil des Nationalparks. Von der See wallen Nebel landeinwärts, und an manchen Stellen fordern Verkehrsschilder dazu auf, auch am Tag mit Licht zu fahren. Auch der wohlbekannte Geruch brennenden Waldes liegt hier in der Luft, die gelblich trüb ist. So nah an der Küste hätten wir das nicht erwartet.

Auch sogenannte Tsunami Hazard Zonen durchfahren wir häufiger. Das sind Gebiete, die von einem auftretenden Tsunami besonders schwer getroffen würden, und überalls liest man Verhaltensregeln, etwa, im Fall eines Tsunami höher gelegene Gebiete aufzusuchen. Fluchtwege und Sammelstellen sind eingezeichnet.
Das Innenzelt steht schon, das Überzelt liegt noch auf der Bank
Das »Prairie Creek Visitor Center« ist unser nächstes Ziel. Hier in der Nähe möchten wir heute übernachten. Da wir schon recht früh unterwegs sind, wollen wir als erstes eine Platz reservieren.

Dort empfiehlt uns eine nette Rangerin ein paar Rundwege. Der »Elk Prairie Campground«, sagt sie, sei belegt, aber wir sollten AM Kassenhäuschen dort warten, man würde um 10:30 öffnen. Wir fahren also hin, warten noch eine Viertelstunde, und erfahren erfreut, es seien noch acht Plätze frei. Wir sollten uns einen aussuchen, das dort angebrachte Zettelchen mitbringen und zurückkehren. Das befolgen wir, dann zahlen wir $32 (zwei Dollar Ermäßigung für Senioren 62+). Erfreut bauen wir das Zelt auf und gehen auf Tour.
Unterschiede
Im Sonnenlicht leuchten sie tatsächlich rot
Im Reich der Giganten
Wir haben uns eine Rundwanderung ausgesucht, entlang des Prairie Creek bis zum Visitor Center, dann parallel zur Straße. In diesem Wald kommen wir uns vor wie Gulliver im Land der Riesen. Es werden viele Fotos gemacht, und am besten kommen die Größenverhältnisse zur Geltung, wenn sich eine Person neben den Stamm der Riesen stellt.

Der Wald strahlt eine unglaubliche Ruhe und Geborgenheit aus; die Gelassenheit jahrtausendealter Lebewesen scheint sich auf die Besucher zu übertragen.

Die Redwoods haben eine ganz weiche, dicke Rinde, die die Geräusche dämmt. Sie wachsen oft in Gruppen zusammen, so sind sie widerstandsfähiger gegen allerlei Widrigkeiten, zumal sie Flachwurzler sind. Oft wächst auf einem abgebrochenen Baum ein neues Bäumchen oder eine neue Krone. Gegen Waldbrände sind sie weitgehend gefeit, weil sie in ihrem Innern eine feuerhemmende Flüssigkeit enthalten. Einige der Bäume sind vom Blitz getroffen oder angekokelt, andere umgestürzt und legen ihre riesigen Wurzeln frei.
  Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen?
Wir wandern durch das Zauberland und fotografieren, doch es ist unmöglich, auf dem Foto auch nur annähernd einen Eindruck zu vermitteln. Der Weg windet sich, überquert dann die Straße und führt zum »Big Tree«. Der ist 87 m hoch, hat einen Durchmesser von 7 m und sein Alter wird auf etwa 1500 Jahre geschätzt.

Zurück geht es bergauf auf dem Cathedral Trees Trail, der in den Elk Prairie Trail mündet. Wir sind hier im Land der Wapitihirsche und Bären - doch begegenet sind wir bsiher keinem von beiden. Aber vielleicht haben wir abends mehr Glück?

Nach 10 km kehren wir verschwitzt zum Zelt zurück; die Luft ist hier ziemlich feucht, aber immer noch diesig und die Sonne rötlich. Im Wald ist das Klima angenehmer, ein würziger Duft kommt von den Bäumen. Es ist Zeit zum Kaffeetrinken.
Ein neugieriger Blue Jay
Um uns herum hüpfen blauschwarz schillernde Vögel mit einem Schopf. Es sind Blue Jays - Blauhäher. Sie sind sehr neugierig, kommen aber nicht näher heran. Wir ruhen uns aus und schauen uns die Flyer an, ich schreibe am Tagebuch.

Rundherum flammen die ersten Feuer auf; die Luft ist von Rauch erfüllt und feiner Aschestaub rieselt auf uns herab. Die Amerikaner sind die reinsten Pyromanen; in ihrer Vorstellung von Freiheit und Abenteurertum darf ein Lagerfeuer nicht fehlen.

Nachdem wir in der Dunkelheit noch einen kleinen Spaziergang zu den Wiesen vor dem Campground unternommen haben und kein Tier zu Gesicht bekamen, gehen wir früh schlafen.