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USA 2018
Der Südwesten
Bild mittlere Spalte
Goblin Valley State Park
Capitol Reef National Park
Mo 23.4. Um halb acht stehen wir auf. Wir frühstücken, daann wird das Zelt abgebaut und wir fahren los. Der gut befahrene Hwy 191 führt bergauf aufs Hochplateau und endet nach etwa 40 Meilen am IS 70, wo wir in westlicher Richtung weiterfahren. Wir sind hier in einer fast menschenleeren, unbesiedelten Gegend. Es gibt kaum Straßen, aber wir kommen flott voran. Die umliegenden Gegenden heißen etwa "Desolation Canyon Wilderness Study Area". Als Deolation Areas werden Ländereien bezeichnet, die sich in staatlichem Besitz befinden, aber nicht oder nur dünn besiedelt sind und in ihrem ursprünglichen Zustand belassen werden.

In Green River machen wir einen Stop, wollen ein paar Lebensmittel kaufen. Wir hatten uns eigentlich eine größere Ansiedlung vorgestellt, aber es gibt nur einen einzigen Lebensmittelladen, und selbst den müssen wir mit Hilfe einer App auf dem Smartphone finden. Der Ort wirkt menschenleer. In der Nähe steigen Rauchschwaden auf. Ob das gezielt gelegte Feuer sind oder ob sie ausgebrochen sind, läßt sich nicht feststellen.
San Raffael Reef WSA
Auch hier zieht sich ein graues Band quer hindurch
Wir fahren weiter und biegen bei der Mexican Wilderness Study Area nach links auf den Hwy 24 nach Südwesten ab. Rechts von uns liegt die San Raffael Reef Wilderness Study Area, und nach einer Weile Fahrt durch eine eher uninteressante Gegend zeigen sich in einiger Entfernung wieder imposante Berge, Sandsteinformationen mit Schuttkegeln an ihrem Fuß.

Unser heutiges Ziel ist das Goblin Valley, ein State Park, der nicht auf unserer Wunschliste stand, aber direkt an unserer Reiseroute liegt, und den wir uns nicht entgehen lassen wollen. Um es vorwegzunehmen - ein lohnenswertes Ziel, das wie so oft von der Straße aus nicht einzusehen ist.
Camping im Goblin Valley
Unser komfortabler Platz inmitten beeidruckender Landschaft
Am Eingang des Parks lassen wir uns bestätigen, daß der dortige Campground noch nicht voll belegt ist, löhnen $30 für eine Nacht und fahren in den Park hinein. Der Campground verfügt über Wasser und Duschen, ein willkommener Komfort. Und noch eine angenehme Überraschung erleben wir: Fast jeder einzelne Stellplatz verfügt über eine überdachte Sitzgruppe, die an jeweils zwei Seiten noch einmal über Wände verfügt. So haben wir einen guten Schutz gegen Sonne und Wind (und den Sand, den es auch hier in großen Mengen gibt). Unser Stellplatz Nr. 3 liegt direkt neben einigen dieser knolligen Gebilde.
Die drei Schwestern
Da stehen sie, die »drei Schwestern«
Die Autos der Zelttouristen müssen auf einem etwa 80 m entfernten Parkplatz abgestellt werden, was aber kein Problem ist. Wir bauen das Zelt auf und räumen ein paar Sachen ein; der Rest bleibt erst mal im Auto.

Wir befinden uns inmitten einer pittoresken Landschaft von durch Wind und Wasser geformter Sandsteinformationen, die Schichten unterschiedlich gefärbten Gesteins, so etwa eine kalkweiße Schicht, aufweisen. Charakteristisch sind zahlreiche knollig-runde, einzeln stehende Formationen, die an Gestalten wie Kobolde oder Gnome erinnern, was dem Park seinen Namen verliehen hat.


 
Die drei Schwestern
Eine Armee aus versteinerten Kobolden säumt unseren Weg
Weil wir recht früh unterwegs waren, haben wir noch den halben Tag vor uns. So fahren wir mit dem Auto zur nahegelegenen Recreation Area. Dort gibt es eine großen überdachten Bereich mit Sitzgelegenheiten, und dort machen wir Mittagsrast, informieren uns über die Wanderwege und entscheiden uns angesichts der hohen Temperaturen für einen kürzeren Zweimeilen- Rundweg in den Carmel- Canyon. Er beginnt in der Ebene und führt auf Windungen tiefer nach unten. Die Hitze und die Trockenheit macht uns zunehmend zu schaffen, und wir sind froh, daß sich der Canyon immer weiter verengt und dadurch einige schattige Stellen aufweist, an denen wir kurze Rast halten. Den Rest des Weges geht es recht steil bergauf.
Oben werde ich auf ein paar eigenartige Steine aufmerksam: Sie sind kantig und machmal messerscharf, wie Feuerstein, und sie sind bunt gefärbt; mal in gelbbraunen Tönen, mal rötlich, mal grünlich. Was ich erst später erfahre - es handelt sich um versteinertes Holz. Dazu aber später mehr.

Es ist Zeit für Teatime, und so begeben wir uns erneut zur Recreation Area und lassen uns dort zu Tee und Kaffee Muffins schmecken. Der Himmel bewölkt sich mehr und mehr, und ein Wind kommt auf. Wir kehren zum Zelt zurück und gönnen uns den Luxus einer Dusche. Anschließend ruhen wir uns aus, begutachten die gesammelten Steine, und ich schreibe meine Reisenotizen.

Der Film "Galaxy Quest" von Tim Allen wurde übrigens im Goblin Valley gedreht.
Nach dem Abendessen unternehmen wir noch eine kleine Wanderung direkt vom Zeltplatz aus. Wir gehen den Curtis- Bench- Trail, der Richtung Süden führt. Der leicht zu gehende Pfad verläuft anfangs durch Sand und Wüstenvegetation und steigt leicht an, verläuft später in der Ebene in etwa 1650 m Höhe, oberhalb des Valley of Goblins. Man hat daher von hier aus einen guten Überblick über das Tal mit seinen einzelnen Formationen.

Die Wolken ziehen Richtung West ab, und wir erleben einen schönen Sonnenuntergang. Nacheinander werden die einzelnen Formationen von den Strahlen der tiefstehenden Sonne in warmen Farbtönen beleuchtet. In der Ferne grüßen die Höhenzüge der Bull Mountains.
Abendstimmung
 Die tiefstehende Sonne verzaubert die Landschaft
Nachdem die Sonne untergegangen ist, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Gegenüber unserem Zelt campt eine Gruppe Amerikaner, und ziemlich lautstark unterhalten sie sich und üben sich im Hufeisenwerfen. Ein paar Lagerfeuer treiben den Rauch in unsere Richtung. Der Himmel ist mittlerweile wieder bedeckt, an einigen Stellen sind Mammatuswolken zu sehen. Dann kehrt langsam Ruhe ein, und wir legen uns schlafen.
Abendstimmung
 Die tiefstehende Sonne verzaubert die Landschaft
Gegen 4:30 weckt mich Kerstin. Draußen ist ein grandioser Nachthimmel zu bewundern. Diesmal ist auch der Blick zum Südhimmel, zur Milchstraße, zu Schütze, Skorpion und Jupiter frei. Ich nehme die Kamera, lege sie auf Steine bzw. die Sitzbank und drücke ab. Immer wieder sind jedoch auf den langzeitbelichteten Bildern (30 s) die Sterne verwackelt, obwohl ich mit Spiegelvorauslösung arbeite. Ich erkläre mir das damit, daß unter der schräg an die Steine angelehnten Kamera kleinste Sandteilchen liegen, die die Kamera unmerklich ins Rutschen bringen. Schließlich gelingen mir zwei mehr oder weniger gelungene Bilder. Ich lasse es gut sein und krieche ins Zelt zurück.
Abendstimmung
 Die tiefstehende Sonne verzaubert die Landschaft
Entlang des Fremont River
Ein bißchen Grün entlang unseres Weges ist uns willkommen
Di 24.4. Die vergangene Nacht war die bisher wärmste, und auch am Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Nach dem Frühstück bauen wir das Zelt ab, denn wir reisen heute weiter. Wir kehren wieder auf den Hwy 24 zurück, die uns nach SW führt. Schon nach kurzer Zeit verschwinden die groaßrtigen Felsformationen und wir finden uns wieder in der relativ uninteressanten, flachen Prairie. Aus der Ferne grüßen die Temple Mountains auf. An den Ufern des Fremont River, einem Zufluß des Colorado River, und in seiner Nähe grünt es; eine willkommene Abwechslung im sonst eintönigen Farbspektrum der Wüstengegenden. Wir befinden uns jetzt nahe des Capitol Reef Nationalparks.
Links am Straßenrand steht eine Hütte, Behuin Cabin. Sie wurde Ende des 19. Jh. errichtet und diente einem Ehepaar nebst 13 Kinder ein Jahr lang als Wohnstätte. Der einzige Raum ist nur 20 m2 groß... Kurz darauf befindet sich ein - gut gefüllter - Parkplatz, Ausgangspunkt zu einigen Wanderungen. Wir schauen uns nur kurz um, denn wir wollen uns erst um eine Bleibe für die Nacht kümmern und fahren weiter. Dazu fahren wir ein kleines Stück zurück zum Visitor Center des Nationalparks. Hier liegt nahe der Ansiedlung Fruita - ein Hinweis auf Obstplantagen, die von den Mormonen angelegt wurden - ein Campingplatz, den wir uns ausgesucht haben. Leider ist er, obwohl sehr groß, voll belegt.
Campsite
Ein Baum und ein paar Steine - unser Stellplatz für diese Nacht
So müssen wir umkehren, und wir fahren weiter westwärts. Nach einigen Meilen sehen wir ein Hinweisschild für Offroad Camping. Dahinter verbirgt sich nichts weiter als ein Gelände, in dem man kostenlos übernachten kann. Es gibt weder Wasser noch Toiletten oder andere Annehmlichkeiten. Trotzdem entschließen wir uns, hier nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Es sind schon etliche Stellen belegt, wir fahren vorsichtig über holprige unbefestigte Wege, bis wir neben einer kleinen Baumgruppe ein geeignetes Plätzchen finden. Dann bauen wir das Zelt auf und fahren zurück nach Fruita.

Gleich hinter Fruita beginnt der Capitol Reef Scenic Drive, eine 16 km lange Stichstraße, die außer für Besitzer des Annual Pass mautpflichtig ist. Er führt in das Innere und bietet Anblicke dieser grandiosen Landschaft, die einem sonst verschlossen bleiben.
Der Weg führt an einer langgezogenen Bergkante entlang und quert den Grand Wash, ein außerhalb der Regenperioden trockenes Flußbett. Die Gesteinsschichten sind unterschiedlich gefärbt: Die obere 200 Mio Jahre alte, rote Schicht aus Wingate-Sandstein entstand aus verfestigten Sanddünen einer einstigen Wüste mit den Ausmaßen der Sahara. Erosion trug zu ihrer Verwitterung bei und ließ nur einzelne Felsgebilde stehen. Die mittlere Chinle-Formation ist etwa 225 Mio Jahre alt und entstand aus grün-grauer vulkanischer Asche, die von Wasser aufgeschwemmt wurde. Die ziegelrote Moenkopi-Formation unten entstand vor 245 Mio Jahren und ist übersät mit Rippelmarken und Trocknungsrissen. Einst war dort ein subtropisches Gebiet mit Flußdeltas, Wattenmeeren und seichten Seen.
Im Capitol Reef Nationalpark
 An dieser Formation kann man die Erdgeschichte ablesen
Die höchsten Erhebungen sind abgerundet und heißen Capitol Dome oder Navajo Dome. Mehrfach überqueren wir die Washs, und an diesen Stellen warnen Schilder davor, hier das Auto stehenzulassen; denn hier ist die Gefahr von Sturzfluten (flash floods) besonders hoch.

Dann endet die Asphaltstraße; weiter gehts nur mit geländetauglichen Fahrzeugen. In der Recreation Area suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und essen dort zu Tee und Kaffee unsere geliebten Muffins, beobachtet von einem neugierigen Streifenhörnchen.
Streifenhörnchen
Ein neugieriges Streifenhörnchen beobachtet uns
Stairway to Heaven?
Der Tag ist noch nicht zu Ende, und wir erinnern uns an diesen Wanderparkplatz, an dem wir schon am Vormittag waren. Er ist nur knapp zwei Meilen vom Visitor Center entfernt, und wir finden sogar noch einen Parkplatz, denn es ist schon Nachmittag.

Ein etwa zwei Meilen langer Rundweg führt zu zwei Steinbögen. Hier heißen sie nicht Arch, sondern Bridge. Der Trail führt zunächst an senkrechten Felswänden entlang und windet sich dann über Stufen und in Serpentinen insgesamt 120 m nach oben. Dann passiert man den ersten Bogen, die Nels Johnson Bridge. Sie ist mannshoch und vielleicht 20 m breit und kann auch leicht übersehen werden, denn der Weg führt etwas oberhalb vorbei. Auch hier muß man großteils durch Sand stapfen; recht anstrengend.

Dann wird es felsiger, und der Weg führt in einem Bogen zur Hickman Bridge. Sie türmt sich 125 Fuß hoch über uns auf und hat die beachtliche Spannweite von 133 Fuß. Wir ruhen aus und fotografieren. Leider ist der Himmel schon den ganzen Tag über wolkig, und auch die Sonne steht ungünstig, und so sind die Farben auf den Fotos etwas blaß. Aber immerhin herrschen mit 72°F (etwa 22°C) ganz moderate Temperaturen. Der Weg führt um die Bridge herum und mündet später wieder in den Hinweg. Nach etwa zwei Stunden sind wir wieder am Auto.
  Der imposante Bogen der Hickman Bridge
Unten angekommen, statten wir den hoch in die Felswände oberhalb des Freemont River eingeritzten Petroglyphen noch einen kurzen Besuch ab. Dann kehren wir gegen 18 Uhr erschöpft zu unserem Zelt zurück. Wir haben Nachbarn bekommen, die aber weit genug von uns entfernt sind.

Die Sonne ist noch einmal herausgekommen, und ein paar heftige Sandböen fegen über uns hinweg. Wir ruhen uns aus, nehmen ein kaltes Abendessen ein. Es folgen ein Kartenstudium und die Aktualisierung der Chronik. Weil sonst weiter nichts zu tun und zu sehen ist, kriechen wir schließlich recht früh gegen 20:30 in die Schlafsäcke.


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