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Pavlov's Dog
Lindewerra, Gemeindesaal, 15.09.2024
- Das Konzert, das beinahe nicht stattgefunden hätte
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Der Gemeindesaal Lindewerra an der thüringisch- hessischen Grenze ist einer jener kleinen Veranstaltungsorte, die nur ein paar hundert Besuchern Platz bieten, aber gerade aufgrund dieser Begrenztheit eine fast intime Atmosphäre bieten, in der man den Musikern Auge in Auge gegenübersteht.
Mit »Pavlov's Dog« gelang es Thomas Ruf, eine außerhalb der Prog-Rock - Szene weitgehend unbekannte, bedeutende und stilprägende Band zu engagieren, die in den 70ern ihren Höhepunkt hatte.
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Bevor ich auf das Konzert eingehe, muß ich ein paar Worte vorausschicken. David Surkamp, Bandleader und Frontmann von »Pavlov's Dog«, stieg etwas wacklig die Stufen zur Bühne hinauf. Außerdem gönnte er sich innerhalb der einzelnen Stücke immer mal wieder eine kleine Pause und setzte sich auf den Rand der Empore. Naja, mit 72 steht man vielleicht nicht mehr so frisch auf der Bühne als in jungen Jahren. Was aber noch auffiel war, deß er ohne seine Gitarre auftrat. Nach ein paar Songs teilte er dem Publikum beiläufig mit, daß er vor kurzem (das konnte ich nicht ganz verstehen) eine »heart attack«, also einen Herzinfarkt erlitten hatte. Das sei auch der Grund, weshalb er heute nicht Gitarre spielen könne, was er außerordentlich bedauere. Wie sich herausstellte, war er zwei Tage zuvor in ein Krankenhaus eingewiesen worden, und man hatte ihm einen Stent eingesetzt. Die Konzerte am gleichen Tag in Dortmund und am 14.09. in Verviers/Belgien mußten abgesagt werden. Dieses Konzert hier in Lindewerra war das erste nach einem Krankenhausaufenthalt, und das wollte er wohl nicht auch noch ausfallen lassen, denn wie er zum Schluß noch einmal betonte: »This is where I belong - right here!«
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Gründer und treibende Kraft der Band: David Surkamp, charismatischer Sänger mit der hohen Stimme. Als ich ihn das erste Mal hörte, war ich überzeugt, eine Frauenstimme zu hören. Seine Musik ist für ihn Lebensinhalt, und er braucht die Liveauftritte und das Publikum wie die Luft zum Atmen.Der Meister der Keyboards: David Hamilton. Auch er gehört zu der Gründungsmitgliedern, stieg aber bereits 1976 wieder aus. Surkamp konnte ihn für diese Jubiläumstournee gewinnen. Sitzt er nicht am Schlagzeug, komponiert er Filmmusiken und schreibt Drehbücher.Der Leadgittarist und Sänger Phil Ring ist der Newcomer der Band. Er spielte schon in mehreren Bands, und man hat ihn einmal als »muskalisches chamäleon« bezeichnet, weil er verschiedene musikalische Stile beherrscht. Auch gibt er Gitarrenunterricht.
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Abbie Steiling ist eine begnadete Violinistin, und ihr Repertoire umfaßt eine ganze Reihe unterschiedlicher Musikstile. Sie trat schon bei Konzerten von »The Who« oder den »Eagles« auf. Außerdem schreibt sie auch Kompositionen für andere Künstler. Sie ist Tourneemanagerin von »Pavlov's Dog«.Frederick »Rick«Steiling spielt seit 2009 zusammen mit der Band. Interessant: Er teilt mit mir ein gemeinsames, sehr interessantes Hobby: Astrofotografie. Eine gelungene Synthese von Wissenschaft und Kunst.Die Drummer kommen auf meinen Fotos oft schlecht weg, weil sie meist ganz hinten sitzen und auch, wie in diesem Fall Steve Bunck, nur spärlich beleuchtet werden.
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Die Setlist ⇒
Die Besetzung
David Surkamp - voc
David Hamilton - kbd, voc
Abbie (Hainz) Steiling - viol
Rick Steiling - bg
Steve Bunck - dr
Phil Ring - g -
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Insgesamt spielte die Band ohne Unterbrechung etwas mehr als zwei Stunden. Auf der Setlist standen 21 Titel, meist aus ihren ersten beiden erfolgreichen Platten »Pampered Menials« und »At The Sound Of Tht Bell«. Mit zunehmender Dauer merkte man Surkamp die Erschöpfung an; er war nach seinem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder fit. Deshalb strich er die Zugabe um einen Titel und spielte nur noch den Song, auf den seine Fans sehnlichst gewartet hatten - »Julia«. Dann verließ ein merklich ermatteter, aber offenbar glücklicher David Surkamp die Bühne mit den Worten »Das ist der Ort, an den ich gehöre - hierher!«
Eine kleine, wenn auch unwesentliche Frage blieb offen: War das nun die »Wonderlust Tour«, wie es überall zu lesen war oder die »Half-Century-Tour«?