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Wanderung durch The Burren Ein verregneter Tag in Doolin Großer Sturm und plötzliche Abreise Dolmen Poulnabrone
Urlaub in Irland Juni 2008
Teil 8
- Fr 20.6. Die Sonne an einem fast wolkenlosen Himmel weckt uns und verheißt einen schönen Tag. Wir haben uns ausgerechnet eine Tour durch den baumlosen steinigen Burren ausgesucht. Dazu müssen wir ein kleines Stück fahren; entlang der Küste bis zum Ort Farnoe. Vor den Ortseingang führt eine Straße nach links zu einem großen Parkplatz; dahinter liegt der Strand. Hier stellen wir das Auto ab und müssen erst einmal quer durch den Ort fußen, über eine Brücke, unter der der kleine Fluß Caher seinen Weg aus den Bergen zum Meer nimmt. Kurz danach beginnt die Tour, die ebenfalls aus unserem Wanderbuch stammt.
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Rechts ab von der Straße führt leicht bergauf ein Weg; bis zu der letzten Ansiedlung befahrbar, dann hinter einer Steinmauer als breiter, grasiger Weg weiterführend. Es ist der überrest einer alten Handelsstraße. Später wird der Weg steiniger, schmaler und unebener. Wir müssen mehrere Mauern überklettern und Tore durchqueren. Dann öffnet sich das Gelände, und rechts steigt es mäßig stark an - eine steinige Hügellandschaft. Links fällt es steil ab bis ans Meeresufer; nur noch eine Fahrstraße paßt dazwischen. Trotz der kargen Landschaft und des kalkig-steinigen Boden finden wir eine erstaumlich artenreiche Flora vor. Hier blühen Pflanzen des Gebirges wie der Enzian einträchtig neben Pflanzen, die in Meeresnähe gedeihen; dazwischen Wollgras und Moose;Bewohner eines eher feuchten Untergrundes. Arktische Pflanzen findet man hier ebenso wie Orchideen. Ansonsten dominieren Gräser und Heide, in feuchten Senken steht hoch der Farn. Noch immer durchziehen Steinmauern den steinigen Boden; immer wieder stehen knorrige Weißdornbüsche am Wegrand. Wir sind jetzt auf etwa 100 m über den Meeresspiegel angestiegen, machen eine Rast am Wegesrand und genießen die herrliche Aussicht über die Landschaft: Unter uns die blaue See, über die der Blick hinweggeht über die weit ausladende Galway-Bay bis zu den fernen Erhebungen der Twelve Pins und der Mamturk Mountains.
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Die Sonne strahlt unvermindert herunter, doch ein permanent wehender leichter Gegenwind macht die Temperaturen verträglich. Laut Reiseführer soll ein Abzweig nach oben in die steinigen Berge führen, doch wir können keinen finden an dieser Stelle, wo die Berge rechts vom Weg näher herangerückt sind und nicht ohne weiteres ersteigbar. Wir studieren immer wieder die Wegbeschreibung, doch wir werden nicht schlau daraus. Wir beschließen weiterzuwandern, doch jetzt führt der Weg wieder leicht nach unten. Es wird feuchter und bewachsener, die Büsche und Bäume werden höher und häufiger, und dann stehen wir schließlich unten an einer Dorfstraße, an einem Anwesen.Zunächst versuchen wir unser Glück den Berg hinauf, doch der Weg ist steil, feucht und schlecht begehbar, und wir entschließen uns schließlich zur Umkehr.
Wir wandern wieder bergauf und halten oben noch einmal Mittagsrast. Uns begegnen zwei Paare; beide kehren ebenfalls zurück. Als der übergang in die Berge wieder flacher und steiniger wird, entschließen wir uns, bergauf zu steigen, denn wir wollen einmal "richtig drin" gewesen sein im Burren.
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Nach einem etwas anstrengenden Anstieg über scharfkantiges Gestein wird der Buckel allmählich flacher, und dann sind wir oben angelangt und stehen vor den überresten eines alten Ringforts, das einstmals zu Verteidigungszwecken errichtet wurde. Eine fünf Meter hohe Steinmauer wurde zu einem Ring von etwa 30 m Durchmesser aufgeschichtet.
Hier oben sehen wir auch den weiteren Verlauf der Berge: Nach einem flacheren Abschnitt folgt in vielleicht 2 km Entfernung ein weiteres Steilstück. So weit wollen wir nicht mehr wandern; wir steigen also wieder hinaub. Diesmal laufen wir schräg zum Hang, müssen dabei aber einige Mauern überklettern und einen steilen Abhang umgehen. Ein paar Tage später sehen wir beim Studium einer genaueren Karte, was uns bei der Wanderung so in die Irre führte: Wir liefen viel zu weit; hätten viel eher bergauf laufen sollen, dort etwa, wo wir schließlich aufstiegen. Die Beschreibung im Wanderführer war mißverständlich. Wir suchten nach dem Black Head an der Spitze der Halbinsel und auf einem Berg oder einer Anhöhe, doch befand er sich tief unter uns, in der Nähe der Straße direkt am Wasser, so daß wir daran vorbeiliefen.
- Wir sind zurück auf dem Weg, und die Sonne brennt jetzt heiß, zumal wir nicht mehr gegen den kühlenden Wind laufen. Im Schatten eines großen Felsblocks am Wegrand rasten wir noch einmal und stillen unseren Durst, ehe wir ohne Unterbrechung zurück zum Auto laufen. Dort angekommen, gehen wir noch hundert Meter weiter; so weit ist es bis zum Strand. Dort sitzen wir noch eine Weile und tauchen auch mal die heißen Füße in den Atlantik. Mittlerweile sind Zirren und Wolkenschleier aufgezogen, und der Himmel trübt sich ganz allmählich ein.
- Am Abend gehen wir wieder zum Strand und sehen endlich einmal die Sonne nicht hinter Wolken, sondern im Atlantik verschwinden. Kerstin gelingt es sogar, mit bloßem Auge den seltenen grünen Flash zu sehen; jene nur Sekunden dauernde Erscheinung, wenn die Sonne beinahe schon untergegangen ist. Ich habe mit der Kamera zu tun und verpasse den Moment. Geschieht mir recht - manchmal sollte man besser den Augenblick genießen, anstatt zu versuchen, ihn für die Ewigkeit festzuhalten. Dafür haben wir noch ein kleines Erlebnis: Nach Einbruch der Dämmerung bemerken wir eine Bewegung auf dem Wasser und beobachten eine Schar Delphine, die an uns vorbeiziehen und in Richtung Hafen streben.
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- Sa 21.6. Die Zirren haben wieder einmal eine Wetteränderung angekündigt. Nachts setzt ein längerer Regen ein, der gegen 9 Uhr aufhört. Dafür beginnt der Wind heftiger zu blasen. Ursprünglich hatten wir vor, uns heute von einer Personenfähre auf ..., die kleinste und "dem Festland" am nächsten gelegene Insel befördern zu lassen. Dort wollten wir eine Wanderung unternehmen und am Abend zurückkehren. Doch der Wetterumschwung mit Regen uhnd starkem Wind ließ uns davon Abstand nehmen. Es sollte sich als eine gute Entscheidung erweisen.
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So nehmen wir uns besser keine längere Wanderung vor, und so laufen wir in den etwa 1 km entfernten Ort Doolin. Nicht lange, und wir können unsere Regenumhänge wieder auspacken, denn der Regen beginnt erneut. Im Ort - zumindest in diesem Teil - gibt es nicht viel zu sehen; ein paar Souvenirläden (Craftshops), einen ökoladen, eine Musikcafe (das nach eigenen Angaben letzte vor Amerika), einen Musikladen. Wir schauen uns ausgiebig um und kaufen sogar ein paar Kalender, ehe wir den Rückweg antreten. Der heftige Rückenwind durchnäßt alles, was unter dem Regenumhang herausguckt, doch im Zelt trocknet die praktische, dünne Wanderhose schnell am Körper.
Das Mittagessen wird auch im Zelt serviert; wir essen Coleslaw, den mit Majonnaise angerührten Krautsalat, zu Cones. Der anhaltende Regen zwingt einen geradezu, eine Mittagsrast (die einzige auf der gesamten Tour im Zelt) zu halten. In einer kurzen Regenpause ist dann tea time vor dem Zelt, ehe uns gegen 17:30 aus Richtung der Cliffs (Südost) rasch heranziehende Gewitterschauer wieder ins Zelt drängen. Das ist ein Phänomen, denn am Boden weht der Wind aus Richtung Osten.So nehmen wir uns besser keine längere Wanderung vor, und so laufen wir in den etwa 1 km entfernten Ort Doolin. Nicht lange, und wir können unsere Regenumhänge wieder auspacken, denn der Regen beginnt erneut. Im Ort - zumindest in diesem Teil - gibt es nicht viel zu sehen; ein paar Souvenirläden (Craftshops), einen ökoladen, eine Musikcafe (das nach eigenen Angaben letzte vor Amerika), einen Musikladen. Wir schauen uns ausgiebig um und kaufen sogar ein paar Kalender, ehe wir den Rückweg antreten. Der heftige Rückenwind durchnäßt alles, was unter dem Regenumhang herausguckt, doch im Zelt trocknet die praktische, dünne Wanderhose schnell am Körper.
Das Mittagessen wird auch im Zelt serviert; wir essen Coleslaw, den mit Majonnaise angerührten Krautsalat, zu Cones. Der anhaltende Regen zwingt einen geradezu, eine Mittagsrast (die einzige auf der gesamten Tour im Zelt) zu halten. In einer kurzen Regenpause ist dann tea time vor dem Zelt, ehe uns gegen 17:30 aus Richtung der Cliffs (Südost) rasch heranziehende Gewitterschauer wieder ins Zelt drängen. Das ist ein Phänomen, denn am Boden weht der Wind aus Richtung Osten.
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So 22.6. Ich wache mehrmals mitten in der Nacht auf, weil der Wind an Stärke noch mehr zugenommen und sich zu einem Sturm entwickelt hat. Er drückt mit ungeheurer Kraft vor allem gegen die Längsseite des Zeltes. Es ist sehr laut im Zelt; immer wieder zerren Böen am Zelt, und die Zeltwände prügeln auf uns ein. Nachdem wir anderthalb Stunden schlaflos gelegen haben, beschließen wir gegen 4:30 angesichts dessen, daß der Sturm eher noch zunimmt, uns anzukleiden, um für den Fall, daß die Situation eskaliert. Zu einem Abbau können wir uns noch nicht entschließen, weil wir fürchten müssen, daß uns dann das Zelt davonfliegt. Ich kämpfe mich zur einige hundert Meter entfernten Toilette durch, wobei ich mich schräg gegen den Sturm legen muß. An einigen Stellen ist ebenfalls schon Betrieb; einige Zeltbewohner haben ebenfalls ihre Probleme und bauen ab.
Als ich mich gegen den Sturm anstemmend zurückkehre, sehe ich kurz vorm Zelt ein violettes und ein dunkelgrünes Etwas davonfliegen. Das Grüne ist binnen weniger Sekunden in der Ferne verschwunden; das Violette verfängt sich an einer Mauer. Ich erahne unsere überzüge der Luftmatratzen, renne hinterher und rette den einen. Kerstin steht übers Auto gebeugt, und ich erkenne, daß uns die Entscheidung über den Abbau abgenommen wurde: Der Sturm hat das Zelt zur Hälfte zu Boden gedrückt, zwei Häringe aus dem Boden gezogen und die Zeltstangen grotesk verbogen.
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Mit gewaltigem Kraftaufwand drücke ich die Häringe zunächst zurück in den Boden, damit wir das Zelt zu Ende ausräumen und dann abbauen können. Es gelingt uns auch, das Zelt zu verstauen, ohne daß es uns davonfliegt, und wir werfen es erst einmal auf die Rückbank des Autos. Dann fahren wir bis zu den Sanitäranlagen - es ist 5:14.
In der Küche packen wir das Zelt in den Sack; nicht zu spät, denn mittlerweile hat es wieder begonnen zu regnen. Ich versuche mit wenig Erfolg, die krummen Zeltstäbe wenigstens etwas geradezubiegen. In der Laundry habe ich gleich bei der Ankunft Korbsessel und ~sofa entdeckt. Dorthin begeben wir uns jetzt, setzen uns erschöpft aufs Sofa, rücken uns die Sessel zurecht, legen die Füße drauf und einen Schlafsack darüber und verbringen die nächsten Stunden dort. Es gelingt uns sogar, etwas zu schlafen.
Gegen 8:30 Uhr wache ich auf, als eine Frau ihren Kopf zur Tür hineinsteckt und uns besorgt fragt "Do you need
help? Do you need a coffee or a tea?" Wir müssen wirklich einen niedergeschlagenen Eindruck gemacht haben. Wir verneinen und beruhigen sie, sind aber gerührt über diese Fürsorge. Dann verrichten wir unsere Morgentoilette und und wechseln in die Küche hinüber, wo wir zusammen mit vier Tschechen - Leidensgenossen - unser Frühstück zubereiten und im Stehen (dort gibt es weder Tische noch Stühle) verzehren. Es regnet und stürmt noch immer, und bei Tageslicht kann man jetzt sehen, daß die See voller weißer Gischt ist.
Dann drängt es uns, den Platz und diese Gegend zu verlassen in der Hoffnung, daß es um so weniger stürmt, je mehr wir landeinwärts fahren. Insgesamt hatten wir abgesehen von dem Schrecken, der uns eingejagt wurde, noch Glück. Immerhin ist unser Zelt noch heil, von den Stäben, krumm wie die Bananen, mal abgesehen. Wir sind müde, aber gesund.
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Wir fahren nach Lisdoovarna, und von dort weiter nach Ballyvaughan. Unterwegs treffen wir imer wieder auf Spuren des Sturmes; abgebrochene äste, überall verstreute Blätter und Blüten. Es fährt sich besser als befürchtet; ich hatte mit mehr Seitenwinden gegen das Auto gerechnet. Es ist wieder Sonntag, und so sind die Plätze rund um die Kirchen wieder verstopft, denn kein Sturm der Erde hält einen Iren von seinem Kirchbesuch ab.
Wir wollen uns mal wieder ein positives Erlebnis gönnen und den bekannten Dolmen Poulnabrone besuchen; eine Grabstätte aus der Zeit des Neolithikums.
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Doch die Iren haben machmal so eine Art, ihre Sehenswürdigkeiten zu verstecken. Wir suchen vergebens nach einem Hinweis auf das Grab, nur der Poulnabrone-Radrundwanderweg ist markiert. Als der nach rechts von der Hauptstraße abbiegt, fahren wir nach kurzem Zögern dorthin. Die schmale Straße führt uns wieder in den Burren hinein; es geht teilweise in Serpentinen bergauf. Nach einigen Kilometern sehen wir links von der Straße das gesuchte Ziel. Wir halten auf dem Parkplatz und gehen unter dunklem Himmel, aus dem einzelne Regentropfen fallen, die wenigen Meter bis zum Dolmen.
Der Poulnabrone (oder auf Gälisch Poll na bron) ist ein etwa dreieinhalb Meter hohes Gebilde aus zwei senkrechten Portalsteinen und einem darüberliegenden Dachstein, wobei der östliche Portalstein brüchig war, ersetzt werden mußte und seitdem nördlich des Dolmen auf der Erde liegt. Der Dolmen wurde sowohl als rituelle als auch als Grabstätte genutzt, und in ihm fand man die Gebeine von Menschen, die von etwa fünftausend Jahren dorthingebracht und bestattet wurden, sowie Grabbeigaben. Kurz nach uns treffen einige Reisebusse ein, und der Platz füllt sich. Weil es auch noch zu regnen beginnt, halten wir uns nicht länger auf und reisen weiter. Zurück auf der Hauptstraße, der 67, fahren wir weiter entlang der Galway Bay. In Kinvarna kaufen wir uns die notwendigen Lebensmittel, und weiter gehts auf Nebenstraßen, durch große Pfützen und abgerissenes Blattwerk.Über die 348 kommen wir bis Athenry, dann auf der 347 nordwärts, und auf der 63 nach Nordosten bis nach Roscommon. Wieder nach Norden auf der 61 bis nach Boyle. Es ist bei 15° C immer wieder regnerisch, auch wenn ab und zu die Sonne herauskommt. Der Wind wehnt noch immer heftig, hat aber hier im Binnenland an Stärke eingebüßt. Gleich hinter Boyle kommen wir zum Loughkey Forest Park, in dem sich der Caravan & Camping Park. Für 10 € pro Nacht suchen wir uns auf einer Wiese, umgeben von mächtigen Bäumen, einen Platz am Rande des Geländes.
Die Stellplätze für Caravans sind tief in den dunklen Wald hinein gebaut, doch wir sind fast die einzigen auf dem ganzen Platz. Nach den Erlebnissen der letzten Nacht fühlen wir uns im Schutz der hohen Bäume gut aufgehoben. Allerdings ist der Platz recht feucht. Das Wetter bleibt wechselhaft, doch der Regen wird seltener. Nach dem Abendessen erkunden wir wie gewohnt die nähere Umgebung. Der Park ist eine ausgedehnte Wald- und Wiesenlandschaft, die an den großen Lough Key grenzt. Angeschlossen ist auch ein Freizeitpark, der aber schon geschlossen hat. Wir gehen am Seeufer auf und ab, beobachten die Enten und kehren schließlich zurück. Der Himmel ist nun fast wolkenlos. Wir lassen noch einmal die Ereignisse des Tages Revue passieren, ehe wir erschöpft einschlafen.