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Boyle Abbey Beaghmore Stone Circles Quer durch Schottland und England Zurück auf dem Kontinent
Urlaub in Irland Juni 2008
Teil 9
- Mo 23.6. Wir haben im Vergleich zum Vortag sehr gut geschlafen und beschließen, noch einen weitere Tag zu bleiben. Der Gesang der Vögel weckt uns, und die Sonne zeigt sich vorsichtig. Vormittags fahren wir auf einer Nebenstraße durch ein altes Portal, das den Park einst absperrte, (früher stand im Park ein Schloß, das abbrannte) ins 4 km entfernte Boyle. Direkt vor den Toren der Stadt liegt die Ruine der Boyle Abbey. Leider werden im Kreuzgang und an anderen Stellen Bauarbeiten ausgeführt, und große Gerüste zieren das Gemäuer. Deshalb kostet es keinen Eintritt, und man bekommt von der Aufsicht sogar ein Erläuterungsblatt mit auf den Weg - in der jeweiligen Landessprache.
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Darauf sowie in einer kleinen, aber liebevoll gestalteten Ausstellung erfährt man, daß in der Abbey die weißen Mönche lebten, ihres aus gegerbter und ungefärbter Schafwolle Gewandes wegen so genannt.
Anschließend spazieren wir noch durch den Stadtkern von Boyle, ehe wir die Fahrt fortsetzen. Ein weiterer Dolmen soll das Ziel sein, und der Weg dorthin ist im Reiseführer ausführlich beschrieben - nur finden können wir nichts: Keinen Dolmen, kein Hinweisschild.
Als wir etwa 20 km auf der 394 westwärts gefahren sind, beschließen wir umzukehren. Bei Gorteen, das wir durchfahren, liegt ein alter Friedhof, auf dem die Ruine einer alten Kapelle steht; malerisch umwachsen von Efeu. Ihr Inneres ist längst Domizil der Vögel geworden. Viele Grabsteine und die so typischen keltischen Kreuze sind ebenfalls umrankt von Efeu. Wir besichtigen den Friedhof und fahren weiter. Dunkle Wolken ziehen wieder über uns hinweg und bringen Regentropfen.
Unser Mittagessen findet vorm Zelt statt, und nachmittags spazieren wir wieder zum Seeufer, auf schmalem Weg durch tiefen dunklen Wald. Der Rundgang ist diesmal etwas ausgedehnter. Er führt uns vorbei an einem ziemlich häßlichen Aussichtsturm aus Beton, vorbei an einem Lebensbaum von gewaltigen Ausmaßen, unter dessen Krone wir eintreten wie in eine Kathdrale. Der Baum besteht aus etlichen dicken, am Boden gewundenen Stämmen, die einer gemeinsamen Wurzel entstammen. Weiter führt der Nature trail genannte Weg durch dichten und dunklen Wald, über zwei Brücken, die eine gemauert aus den Steinen des Burren, die andere mit gußeisernem Geländer. Immer wieder begegnen wir gewaltigen Lebensbäumen.
An einer Stelle biegen wir ab in den Bog Garden, und der moorige Untergrund gibt unter unseren Füßen schwammig nach. Dort stehen wieder Riesenbäume von Rhododendron. In dieser Idylle halten wir auf einer Bank tea time, müssen aber vor einem Regenschauer Schutz unter einem Baum suchen.
- Wir kehren auf fast dem gleichen Weg zurück zum Freizeitzentrum am Ufer und beobachten einige Boat people auf kleinen Yachten (die vielleicht auf diese Weise ihren Urlaub verbringen). Nieselschauern folgt wieder Sonnenschein; das Wetter wird freundlicher. Am Abend kehren wir noch einmal zum See zurück. An einer abgelegenen Stelle halten sich zwei Entenfamilien auf, die wir füttern. Leider füttern wir auch die herumfliegenden Midges. Der am Horizont helle Himmel zaubert noch mal eine schöne, ruhige Abendstimmung hervor, und wir genießen nach den Stürmen des Vortages diese Ruhe.
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Di 24.6. Wir fahren heute weiter Richtung Belfast, denn morgen geht die Fähre nach Schottland. Nachts regnete es etwas, aber morgens ist es bei bedecktem Himmel trocken, der Wind weht auflebend aus Südwest. Wir fahren nach Osten auf der N4 bis Carrick-on-Shannon, dann weiter nordwärts auf der 207. Im Osten ziehen die Iron Mountains vorbei, die Gegend wird hügeliger. Links von uns liegt der Lough Allen. Kurz vor Belcoo wenden wir uns wieder nach Osten auf der 16. Dann sind plötzlich die Straßenschilder nicht mehr gelb, quadratisch und auf die Spitze gestellt - wir sind wieder in Nordirland. Man muß nicht mehr den Kopf schütteln überSchilder, die die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erlauben auf kurvigen und schmalen Straßen, die maximal die Hälfte des Erlaubten gestatten. Die Beschreibung der Fahrtrouten ist vielleicht auf Dauer etwas langweilig, doch ich habe mir die Mühe gemacht, damit ich die Tour auch später noch nachvollziehen kann. Also: Hinter Enniskillen fahren wir wieder nordwärts auf der 32, vorbei am Lough Erne. In Irvinestone gehts nach Nordosten; nach Omagh fahren wir auf der 505 weiter. Dabei durchqueren wir wieder dünn besiedelte Gebiete, die von ausgedehnten Moor- und Torflandschaften durchzogen sind.
- Nahe des Black Bog zweigt eine kleine Straße nach links ab, zu den Beaghmore Stone Circles, die wir besuchen wollen. An einem kleinen Parkplatz davor halten wir, und eine junge Frau spricht uns an und bietet uns Begleitung und Erläuterung an, die wir dankend ablehnen. Die Steinkreise waren jahrhundertelang im Boden versunken und wurden freigelegt, als man begann, dort Torf abzubauen. Insgesamt liegen auf einem Areal von etwa der Größe eines Fußballfeldes sieben Steinkreise, zehn Steinreihen und ein Dutzend runder Hügelgräber. Sie stammen aus der Bronzezeit, sind also etwas mehr als dreitausend Jahre alt. Die Anlage mag außer als Begräbnisstätte auch noch religiösen, vielleicht auch astronomischen Zwecken gedient haben.
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Der Regen läßt uns immerhin genug Zeit zur Besichtigung, bevor er wieder einsetzt. Wir fahren weiter ostwärts nach Cookstown, dann nach Nordosten auf der 31 um den Lough Neagh herum. Das Wetter wird wieder trüber; es regnet jetzt permanent, und die Wolkendecke ist eintönig grau. Wir nähern uns allmählich Belfast, und fast einmütig wächst in uns der Wunsch, gleich zur Fähre zu fahren und zu versuchen, einen Platz für die heutige überfahrt um 17:30 zu bekommen. Die Zeit ist knapp, wir werden immer schneller, doch wir kommen noch noch bequem auf die Fähre. Wir hoffen vor allem auf besseres Wetter jenseits der Irischen See. Ironischerweise klart der Himmel auf, je näher die Abfahrt heranrückt, und dem Wetterbericht auf der Fähre entnehmen wir, daß wir mit dem Regen reisen...Auf dem Schiff, das mäßig belegt ist, nehmen wir ein opulentes Mahl zu uns: Fish and Chips, auf das wir schon länger Appetit hatten, wozu wir aber nirgends eine Gelegenheit fanden. In Stranrær nieselt es wie erwartet. Der nahe Campingplatz, von der Hinfahrt schon bekannt, ist unser heutiges Tagesziel. Auf der Wiese für die Zelte sind wir die einzigen, von den Kaninchen und einem Fasanenpaar abgesehen. Abends unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang in der nahen Umgebung.
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Mi 25.6. Nachdem es nachts leicht nieselte (dieser feine, alles durchdringende Landregen), ist es morgens trocken; am Himmel zeigen sich Wolkenlöcher. Heute fahren wir weiter, zunächst ostwärts auf der 75 (E18) durch bekannte Gegenden, wobei wir uns nie weit von der Küste entfernen. Wir passieren erst die Luce Bay, dann die Wigtown Bay. Bei Carsluith steht direkt an der Straße das gleichnamige Castle, direkt daneben ein Bioladen.
Die Ruinen kann man besichtigen und dabei an einer Seite zwei Etagen hochsteigen. Von dort kann man in das Innere des Mauergevierts schauen, und an der Seite angebrachte Tafeln informieren über Lage und Aufteilung der einzelnen Räumlichkeiten. Unter der Wendeltreppe zum Turm klebt ein Schwalbennest, aus dem uns mit großen Augen zwei noch nicht flügge Jungvögel beobachten. Selbst das Blitzlicht meiner Kamera bringt sie nicht aus der Ruhe.
- Der Himmel wird wieder dunkler, und es beginnt wieder zu regnen. Dann zweigen wir nach Kirkcudbright ab. Der Reiseführer erwähnt es als interessante kleine Künstlerstadt an dem tief im Innern liegenden, in die See mündenden Dee. Leider ist gerade Ebbe, und statt eines Flusses sehen wir ein Rinnsal, umgeben von schlammigen Ufern, auf denen die Kutter und Schiffe auf der Seite liegen,weil ihnen das Wasser unterm Kiel fehlt. Wir spazieren am Flußufer entlang und durch die Innenstadt, sehen manch blühenden Garten in den Hinterhöfen. Im Park der Stadt essen wir zu Mittag, umgeben von Schülern in ihren Uniformen, die ebenfalls Mittagspause haben.
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Die Sonne kommt wieder heraus, und zusammen mit der einsetzenden Flut sieht die Stadt jetzt wieder schöner aus. In einem Antiquariat erstehe ich ein Buch von Carl Sagan, den ich sehr schätze: "Cosmos", natürlich auf Englisch.
Weiter führt uns unser Weg durch Galloway bis Dunfries. Kurz danach nehmen wir einen Abzweig Richtung Küste, weil wir einen schönen Platz am Wasser suchen. Auf schmalsten Straßen - single track roads - fahren wir hin und her, bis wir schließlich im idyllischen kleinen Ort Powfoot am Solway Firth angekommen sind.
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Dort parken wir, trinken Kaffee und wandern danach ein Stück entlang des Ufers, auf Wiesenpfaden und über den schlickigen Grund, den die Ebbe hinterläßt. Doch wir sind gerade in dem Moment angekommen, da die Flut einsetzt, und wir erleben, wie schnell sich das Wasser auf diesem flachen Strand das Land zurückerobert. Sogar Teile der Wiesen werden überflutet, und im Lauf der Zeit hat sich das Wasser Gräben gezogen und so einzelne Grasinseln gebildet. Man muß gut aufpassen, daß man nicht unversehens hineintritt. Das Wasser ist hier von einer Farbe, die uns ein Zeltnachbar, Engländer, beschrieb: Er verglich den blauen Atlantik an der westirischen Küste mit den braunen Wassern entlang der englischen Küste.Es wird immer sonniger, die Temperaturen sind mit 18° C etwas höher als in Irland. Aber auch der Wind weht kräftig, und unser heutiger Campingplatz wird deshalb nicht am Wasser liegen. Nördlich von Carlisle, bei Longtown, kurz hinter der Grenze zwischen Schottland und England werden wir dann fündig. Dort liegt an der A6071 der High Gaitle Caravan & Camping Park. Wir unterhalten uns mit der freundlichen Besitzein des Platzes, die ein gut verständliches Englisch spricht, ehe wir aufbauen. Der Platz ist sehr weitläufig, vorn eben, im hinteren Teil gewellt, mit einigen Dips (Mulden), die wir tunlichst meiden. In der äußersten Ecke stehen etwas erhöht Tisch und Bank, und ein Bach fließt vorbei. Dort bauen wir auf. Nachdem wir nachmittags viel Sonne hatten, wird es gegen Abend wieder bewölkter.
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Do 26.6. Nachts regnet es bis in den Morgen hinein immer wieder. Es folgt eine Trockenperiode, die uns Gelegenheit gibt, in Ruhe zu frühstücken. Doch diesmal lassen wir uns zuviel Zeit, und gerade als wir abbauen wollen, setzt wieder Regen ein. Wir begraben den Traum von einem trockenen Zelt und packen es naß ein. Wir unterhalten uns noch mit einem Ehepaar aus österreich, ehe wir abreisen, denn wir haben Zeit bis zum Nachmittag, und Newcastle ist nicht mehr weit entfernt, nur noch etwa 75 Meilen.
Wir fahren die A69 (E38) entlang und halten in Haydonbridge, das wir ebenfalls schon von der Hinfahrt kennen, Mittagsrast im Park; essen ein letztes Mal diese Pasteten, die mit einer Art warmer Gulaschsuppe oder Ragout fin gefüllt sind. Ein Regenschauer beschleunigt unseren Aufbruch. Bevor wir Corbridge erreichen, fahren wir wir in nördlicher Richtung ab, denn wir haben noch Zeit und wollen nicht zu früh am Ziel sein. So fahren wir eine Nebenstraße parallel zur Autobahn, und auf einer Anhöhe finden wir einen Platz am Fahrbahnrand zum Anhalten. Wir packen unser nasses Zelt aus, breiten es auf der Wiese aus und lassen es von der Sonne und dem kräftig wehenden Wind trocknen, denn ansonsten müßte es tropfnaß einen ganzen Tag im Kofferraum bleiben. Als eine dunkle Regenwolke heranzieht, packen wir wieder alles zusammen und fahren weiter, zurück auf die A69 auf.
Hier kommen wir zügig voran; kein Vergleich zur Fahrt über Land, wo wir im Schnitt etwa 50 km pro Stunde schaffen. Rasch erreichen wir den Autobahnring um Newcastle herum, nur der Wegweiser führt uns nördlich um die Stadt herum, doch die Südumgehung wäre kürzer gewesen. Ohne Probleme erreichen wir den Fähranleger; drei Stunden vor Abfahrt der Fähre, der "Princess of Norway", dem gleiche Schiff wie bei der Hinfahrt. Es ist windig und wechselhaft bei 18,5° C.Das Einschiffen ist eine sonderbare und langwierige Prozedur. Unser Auto kommt auf dem obersten Deck zum Stehen, auf einer jener schrägen Plattformen, die anschließend nach oben gezogen werden und das darunterliegende Deck freigeben. Wir sind ziemlich früh auf dem Schiff und beobachten vom Deck aus den Vorgang. Es gibt immer wieder Unterbrechungen und Staus, mal dürfen die PKWs ins Schiff, mal ein Rudel der mehreren Hundert Motorräder, die auf den Kontinent wollen. Von der vielgepriesenen Routine der Mannschaft, wie es auf einem verteilten Handzettel zu lesen ist, können wir nicht viel entdecken.
So kommt es, daß das Schiff mit einer halben Stunde Verspätung ablegt. Wir beobachten noch einmal die Durchfahrt durch die Mündung des Tyne, sehen die Häuser an beiden Seiten vorbeiziehen, dann die Festung, gleich dahinter die Molen zu beiden Seiten, auf denen je ein Leuchtturm steht, und dann sind wir draußen auf der Nordsee. Die Luft wird diesiger, der Himmel ist bedeckt mit dichten, tiefhängenden Wolken, und es gibt nichts Lohnenswertes mehr draußen zu sehen. So ziehen wir uns ins Schiffsinnere zurück, essen zu Abend und bummeln durch das Schiff, das ziemlich bis auf den letzten Platz gefüllt zu sein scheint. Kein Wunder; das Wochenende steht vor der Tür.
Abends kann man in der Bar das Fußball-EM-Halbfinalspiel Spanien-Rußland (3:0) sehen; überall hängen große Monitore. Entsprechend gefüllt ist es auch, und ich suche mir einen Stehplatz am Rande, während Kerstin draußen auf Deck sitzt, dort, wo es wind- und vor allem regengeschützt ist, denn es regnet wieder. Nicht nur das; es herrscht mittlerweile auch ein beachtlicher Seegang, und das Schiff rollt auch noch die ganze Nacht hindurchziemlich heftig, so daß ich mehrere Male aufwache.
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Fr 27.6. Auch beim Aufwachen ist noch heftiger Seegang, und man muß sich bei der Morgentoilette einiges einfallen lassen. Doch das Wetter hat sich gebessert; die tiefliegenden Wolken sind verschwunden, und es zeigen sich Flecken von Himmelsblau. Wir frühstücken in der Kabine und bereiten uns auf das Ausschiffen vor. über Lautsprecher kommt die Ansage, sich erst nach Auffordeung zum Fahrzeug zu begeben. Unser Auto steht auf Deck fünf, und zuerst werden die Decks 3 unf vier aufgerufen.
Wir stellen uns also an die Reling und beobachten das Ausschiffen, das ebenso umständlich verläuft. Die Fahrzeuge kommen etwas zügiger vom Schiff, doch dann stauen sie sich vor den Kabinen der Zollkontrolle, werden in lange Reihen eingewiesen. Irgendwann wird noch eine weitere Kabine besetzt, und es geht etwas zügiger. Nur der Pulk Motorradfahrer kommt nicht voran; aus unbekannten Gründen stauen sie sich an den Kontrollstellen. Dann wird plötzlich Deck fünf aufgerufen, und wir gehen ohne sonderliche Eile, aber zügig zu unserem Wagen. Als wir eintreffen, sitzen alle schon in ihren Autos, und vor uns setzt sich gerade alles in Bewegung, und wir können uns gerade noch ins Auto schlängeln (es ist sehr eng hier oben), und schon fahren wir an Land.Der Rest ist schnell erzählt; die Heimfahrt bietet wenig Stoff zum Erzählen. Alles in uns drängt jetzt danach, schnell zu Hause anzugelangen. Wir sind fast die Letzten, die von Bord kommen, und es braucht eine Zeit, bis sich die Schlangen von Autos zerstreuen. Wir fahren Richtung Grenze, und dann sind wir wieder in Deutschland. Es ist wieder wärmer, wenn auch nicht so heiß wie befürchtet, so doch ausreichend, daß ich das langärmelige Hemd gegen eines mit kurzen ärmeln eintausche.
Gegen Mittag durchfahren wir das Ruhrgebiet, es ist schon merklich voller geworden und wir müssen mehrmals kurze Staus und Verzögerungen über uns ergehen lassen. Dann wechseln wir auf die A44; dort ist es nicht viel besser: Lange Schlangen von LKWs Richtung Osten, Wochenendpendler. Am Nachmittag haben wir es dann geschafft: Wir sind wieder zu Hause.