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Norwegen Juni/Juli 2007

Reisebericht


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Do, 25.6. Anreise und Überfahrt Kiel-Göteborg

Wir hatten uns entschlossen, in diesem Jahr über Schweden anzureisen und die Überfahrt von Kiel nach Göteborg zu nutzen. Es ist nach einer längeren Wärmeperiode der erste kühl-regnerische Tag. Da das Schiff erst abends ablegt, reisen wir gegen Mittag ab. Zweimal müssen wir auf der A7 Staus umfahren. Am späten Nachmittag sind wir in Kiel, wo traditionsgemäß zu dieser Zeit die Kieler Woche stattfindet. Wir können gleich aufs Schiff und nutzen die Zeit, um unsere Kabinen zu beziehen, uns umzuschauen, unser Abendessen einzuunehmen. Die Abfahrt verfolgen wir vom Oberdeck aus. Die ganze Fahrt über bestimmen trübe, tief hängende Wolken und Regen das Wetter, was uns aber nicht weiter stört.


Fr, 22.6. Über die schwedische Grenze

Wir haben gut geschlafen, auch, weil die See glatt war und kein Seegang herrschte. Morgens frühstücken wir an der Bar und kommen pünktlich um 9:00 Uhr in Göteborg an. Schnell kommen wir vom Schiff und fahren heraus aus Göteborg. Ab jetzt müssen wir auch tagsüber mit Licht fahren. Nach wie vor ist es regnerisch. An der Grenze zu Norwegen entrichten wir unsere Autobahnmaut in Höne von 22 Schwedenkronen. Um uns die Durchfahrt durch Oslo zu ersparen, umfahren wir die Stadt großräumig auf der Landstraße, dann wechseln wir auf die Europastraße E6, die bis zum Nordkap führt. Mehrmals machen wir unterwegs Halt, um zu essen und auszuruhen. Wir fahren auch vorbei an Lillehammer. Nach ungefähr 550 km Fahrt sind wir der Meinung, daß es für heute genug ist. Der kleine Campingplatz "Furuheim" in Vinstra kommt uns da gerade recht. Allerdings müssen wir das Zelt im Regen aufbauen, in dem wir auch für den Rest des Tages verschwinden. Für die Kategorie ** ist die übernachtung recht teuer: 140 NOK.


Sa, 23.6. Tag der Sommersonnenwende

Auch nachts und morgens hält der Regen an; wir bauen ein nasses Zelt ab und fahren weiter nordwärts auf der E6; in Otta kaufen wir Lebensmittel ein. Wir fahren durchs Gudbrandsdal; bei Dombas führt die Straße bergauf aufs Dovrefjell, das Hochplateau auf über 900 m Höhe. Von drei Seiten zeigen sich dunkle Wolken, von der vierten veranlaßt uns aufkommender Regen nach kurzem Stop zur Weiterfahrt. Später, als wir wieder bergab fahren, läßt der Regen nach.

In diesen Tagen findet eine Radfahrt von Trondheim nach Oslo statt, und uns kommen immer wieder einzelne Gruppen entgegen. Die Straße führt uns jetzt Trondheim entgegen. Kurz davor umfahren wir die Mautstrecke und kurven über bergige, schmale Straßen durchs reizvolle Hinterland. Danach fahren wir am Trondheimfjord entlang.

Wir brauchen ein paar Versuche, einen Campingplatz zu finden, denn im ganzen Land feiert man heute abend die Sommersonnenwende. Die heutige Nacht ist die kürzeste des ganzen Jahres; von nun ab werden die Tage wieder länger. Nach dem dritten Anlauf kommen wir zum Campingplatz "Soria Moria" in Verdal. Er ist sehr teuer, kostet 170 NOK. Hier finden wir einen hübschen Platz zwischen Birken, Flieder und Rosen. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang in die Umgebung des Campingplatzes. Zum naheliegenden Fjord kommen wir trotzdem nicht; dazu müßten wir Getreidefelder durchqueren. Die anwesenden Norweger bereiten sich auf ihre Sonnenwendfeier vor; sie befördern Getränke und Essen (darunter das berühmte Rømmegrøt) zur Grillstelle am Rand des Platzes.


So, 24.6. Weiter norwärts auf der E6

Morgens ist es bedeckt, es fällt etwas dünner Regen, der später aufhört. Wir fahren weiter nordwärts, durch Steinkjer, am Snåsavatnet entlang und durchs Namsdalen. An einem idyllischen Rastplatz am Fluß halten wir. Bereits vor drei Jahren hielten wir hier, und er gefiel uns so gut, daß wir ihn in unserer Straßenkarte markierten. Heute ist es dort sehr voll, sogar ein Bus hat sich rückwärts den engen Weg herabgequält. O Wunder - ein schattiger Tisch mit Bank im Schatten ist frei (denn mittlerweile scheint die Sonne), und wir packen unser Mittagessen aus.

Anschließend setzen wir unsere Fahrt fort. Die nächste Rast halten wir an einem Wasserfall, wo wir unser täglich Gebäckstück verzehren. Entlang der Europastraße, der "Rennstrecke zum Nordkap" gibt es viele schöne Rastplätze an idyllischen Plätzen. Die Strecke ist sehr kurvig und hügelig; die Landschaft wird nördlicher. Später hemmt ein Verkehrsunfall auf der E6 kurz unsere Weiterfahrt; zwei Autos kollidierten miteinander, und ein Rettungshubschrauber landet. Wir aber haben keine Eile, und der Unfall gemahnt uns zu einer vorsichtigen Fahrweise.

Unser Tagesziel ist wie vor drei Jahren das "Aspenes Camping" direkt an der E6, am See Fustvatnet, mit schönem Blick auf ferne Berge, deren schneebedeckte Gipfel sich im Wasser spiegeln. Wir bezahlen 120 NOK und suchen uns einen Platz am oberen Ende der leicht abfallenden Wiese. Direkt am Ufer haben sich wie gewohnt die Caravans und Dauercamper angesiedelt. Die Sonne bleibt bis zum Sonnenuntergang am Himmel; kurz zuvor geht der Mond hinter den Bergen unter. Wir bleiben lange auf, beobachten und fotografieren die Abendstimmung am See, die Gipfel der Berge, die die Sonne in ein malerisches Rot taucht. Es bleibt klar, nur gegen Morgen zieht lockere Bewölkung auf.


Mo, 25.6. Die Überquerung des Polarkreises

Recht früh treibt uns die Sonne aus dem Zelt. Das Frühstück findet im Schatten des Zeltes statt, denn es ist schon ziemlich warm. Am Ranfjord fahren wir entlang nach Mo I Rana, wo wir einkaufen. Die E6 führt weiter landeinwärts durchs Dunderlandsdalen hinauf aufs Saltfjellet in über 600 m Höhe, wo bald der Polarkreis bei 66° 33 Minuten erreicht ist. Von hier an wird für die nächsten Sommertage die Sonne nicht mehr unter den Horizont sinken.

Auf dem großen Parkplatz des Besucherzentrums legen wir eine Pause ein. Wir wollen einen kleinen Spaziergang machen un wandern ostwärts leicht bergauf über trockenes Moos, feuchtes Moor, karge Felsen und Schneefelder. Binnen kürzester Zeit sind wir allein; wie so oft entfernen sich die meisten Besucher nicht allzuweit weg von Auto und Straße. Immer wieder müssen wir stark angeschwollenen Bächen ausweichen und vorsichtig die antauenden Schneefelder queren. Im Vergleich zum letzten Mal ist der Frühling in diesem Jahr schon weiter fortgeschritten. Wir rasten, halten einen Mittagsschlaf und wandern zurück.

Unsere Route führt wieder herunter ins Lonsdalen und danach durchs Saltdalen. Dort machen wir am "Turistsenter" erneut Stop, wandern zu einer nahegelegene Blumenwiese (welch ein Gegensatz zum rauhen Saltfjell) und halten dort Kaffeepause. Der Himmel ist schleierig sonnig, später wolkig, aber trocken.

Unser Tagesziel erreichen wir im "Rognan Fjordcamping" am Saltfjorden, für stolze 150 NOK dürfen wir eine Nacht bleiben. Den Platz kennen wir bereits von früher; hier haben wir schon einmal eine (Regen-)Nacht verbracht. Abends unternehmen wir einen Spaziergang über den nahen Kirchhof (hier blüht der Flieder!) und am schmalen Sandstrand entlang. An den Hängen der naheliegenden Berge prangt im Stil von Hollywood weithin sichtbar eine große Inschrift "Alt for Rognan" (Alles für Rognan). Gegen Morgen setzt Regen ein.


Di, 26.6. Ankunft auf den Lofoten

Wir stehen etwas später auf; der Regen hat aufgehört, aber unser Zeit müssen wir naß verpacken. Der Himmel ist bedeckt mit tief hängenden Wolken, die die Berge verhüllen. Wir fahren weiter durch Fauske am Sørfolda entlang, am Leirfjorden. Oftmals folgt der Weg der der Küstenlinie, bergauf und bergab. Wir fahren durch viele Tunnel. Das Wetter bessert sich zusehends, und als wir an einem mit "Hellristninger" gekennzeichneten Rastplatz oberhalb des Sagfjordes rasten, scheint die Sonne. Die besondere Sehenswürdigkeit an dieser Stelle sind jahrtausendalte Felszeichnungen, die nur schwer zu entdecken sind innerhalb der großen, von Eis und Wasser geschliffenen Platten, die der Landschaft das Gepräge geben.

Bei Ulsvåg nehmen wir Abschied von der E6 und den Touristen, die weiter Richtung Nordkap streben, denn unser Ziel ist die Inselgruppe der Lofoten. Wir fahren auf der R81 in großem Bogen südwärts bis Skutvik, dem Fähranleger Richtung Svolvær. Nach einer Stunde Wartezeit erscheint die Fähre, und für 324 NOK gehen wir an Bord. Die Überfahrt dauert zwei Stunden. Über den Südlofoten hängen tiefe Wolken, in Richtung Vesterålen ist es sonnig. In Svolvær ist es bedeckt. Kein Wunder, daß wir uns zunächst nicht südwärts bewegen. Wir fahren ein Stück E10 und biegen westlich ab, bis wir den Ort Laukvik erreichen.

Dort liegt ein kleiner, geschützter Campingplatz, für den wir pro Nacht 90 NOK zahlen. Er hat keinen direkten Zugang zum Meer; den felsigen Strand erreicht man in fünf Minuten auf einem schmalen Weg durchs Gestrüpp. Sehr viel näher liegt ein erhöhter Aussichtspunkt, den man in einer Minute erreicht, und der einen schönen Rundblick ermöglicht. Zu diesem Aussichtspunkt wandern wir abends, um die Mitternachtsonne zu beobachten. Zwar verdichten sich die Wolken, aber die Sonne läßt sich von ihnen nicht verdecken, und gegen Abend klart es auf. Es finden sich noch weitere Besucher ein, und zusammen sitzen wir dort oben bis nach 1:00 Uhr, lassen uns von der Stimmung einfangen und schießen viele Fotos.


Mi, 27.6. Laukvik und Umgebung

Morgens erwartet uns lockere Bewölkung; es ist sonnig und windig bei einer Temperatur von 15°. Wir haben etwas länger geschlafen, das Zelt liegt noch im Schatten. Nach dem Frühstück brechen wir auf, um den Ort, den Hafen und die nähere Umgebung zu erkunden. Es ist eine zerklüftete Landschaft aus Moos, Steinen und Blumen. Kleine Schären bilden das Hinterland, zusammen mit geschützten Lagunen und teilweise Sandstrand. Wir trödeln herum und beobachten, wie die Fischer den getrockneten Stockfisch von den Trockengestellen abnehmen und in großen Behältern verstauen. Möwen jagen einen Adler, wir beobachten ein neugieriges Wiesel.

Die Flut trifft ein, wir gehen zurück zum Zeltplatz. Das Zelt liegt mittlerweile in der Sonne. Kaffeetrinken und Ausruhen finden im Schatten gegenüber unseres Zelte statt. Später gehen wir zurück zum Strand, sehen erneut das Wiesel. Diesmal ist der Fotoapparat griffbereit, und das Wiesel ist sehr neugierig und stört sich nicht an unserem Fotoapparat. Über der See bilden sich in geringer Höhe leichte Nebelschwaden (ein sehr schöner Anblick), die sich später zu Wolken verdichten. Von Osten her zieht Bewölkung auf; bisher hatten wir 24°C, jetzt wird es kälter, die Sonne verschwindet und der Himmel bedeckt sich. Wir machen einen Spaziergang zur Mole, kehren hungrig zurück und halten ein spätes Abendessen. Trotzdem gehen wir spätabends noch einmal auf die nahe Anhöhe, und siehe - die Sonne blinzelt hier und da durch die Wolkenlücken. Unser Aufenthalt dauert heute nicht so lange, denn es ist mit mittlerweile 10° empfindlich kühl.


Do, 28.6. Am Raftsund

Kühl und bedeckt beginnt dieser Tag, an dem wir unser Zelt einpacken und weiterziehen. Von Laukvik aus fahren wir ostwärts immer die Strandlinie entlang. Die Straße ist schmal und asphaltiert; später geht sie in eine gesplittete, mit Schlaglöchern versehene Straße über, und wir ziehen lange Staubwolken hinter uns her, obwohl wie nicht schneller als 30km/h fahren. Wir verlassen die Insel Austvagøy durch einen unterseeischen Tunnel und kommen schließlich zur Brücke über den schmalen Raftsund. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Baustelle; dort entsteht ein langer Tunnel, der in wenigen Jahren das Festland mit den Lofoten verbinden wird.

Unser Weg führt uns weiter nach Süden entlang des engen Raftsundes, auf den Spuren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II bis nach Digermulen. Dort ergänzen wir unseren Lebensmittelvorrat. Zunächst bekommen wir einen Schreck, denn der Supermarkt - der einzige in dieser Gegend - ist schon seit langem geschlossen. Dann aber entdecken wir den neuen Supermarkt direkt unten an der Fähre.

Danach fahren wir die Straße zurück bis zum Ort Raften. Dahinter liegt an einer besonders engen Stelle des Raftsundes ein kleiner Selfservice-Campingplatz in malerischer Lage, umgeben von Bergen. Er wird nicht ständig bewirtschaftet und ist daher besonders günstig, kostet nur 60 NOK pro Nacht. Der einzige Nachteil: Wir können keine Küche entdecken. Bei unserer Ankunft sind nur zwei Wohnwagen auf dem Platz, Österreicher und Rheinländer, beides passionierte Angler.

Wir sind besonders gespannt auf die Schiffe der Hurtigrute, die zweimal am Tag diese enge Stelle passieren. Am späten Nachmittag können wir die "Finnmarken" beobachten und fotografieren. Auch Austernfischer gibt es zu unserer Freude, doch sie lassen sich nur widerwillig fotografieren. Das Wetter ist weiterhin trübe, Wolken verdecken die Bergspitzen.

Abends entfachen die beiden Angler ein Lagerfeuer am Strand; heute ein willkommenener Wärmespender. Wir bekommen einen Dorsch spendiert, der frisch aus dem Wasser gekommen ist. Gegen 0:30 Uhr liegt er in unserer Pfanne, und wir halten ein spätes Mahl. Wir warten noch das andere Hurtigrutenschiff ab, ehe wir uns gegen 2:00 Uhr mit vollem Magen schlafen legen. Es ist eine alte Bekannte - die "Trollfjord", auf der wir anderthalb Jahre zuvor diese Stelle passierten. Die Kamera steht bereit, und auf meine Bitte hin wird noch einmal ein gewaltiges Feuer in dem Moment entfacht, als das Schiff vorübergleitet, eine gewaltige Bugwelle hinter sich herziehend.


Fr, 29.6. Wohin der Kaiser zu Fuß ging

Wir haben lange geschlafen, obwohl ein Lkw und ein Bagger Steine abkippen, denn in der Nähe wird die Straße erneuert. Das Wetter ist unverändert kühl und bedeckt. Wir packen also dicke Sachen in unseren Rucksack und fahren mit dem Auto nach Digermulen, wo wir eine Wanderung auf den Digermulenkollen unternehmen wollen. Das Auto wird an der Straße, am alten Gebäude des Supermarktes, geparkt. Direkt gegenüber ist der Einstieg.

Zu Beginn führt der Weg leicht aufwärts durch dicht bewachsene Wiesen, in denen die Weidenröschen blühen. Dann wird es steiler, und der Weg führt am Hang entlang durch Gestrüpp und baum- und grasbewachsenes Land. Den ganzen Weg über hat man einen schönen Blick auf die Fjordandschaft. Der obere Abschnitt des Weges führt über felsige, abgeschliffene Platten. Oben in 380 m Höhe, am Kaiserblick, hat man von diesem vorspringenden Felsen aus einem wunderschönen Panoramablick. Die Berggipfel sind noch im Wolken, doch es bleibt trocken. Oben steht ein Denkmal, das dem Kaiser gewidmet ist (Inschrift "Seine Majestät Wilhelm II und das allerhöchste Reisegefolge"). Wir halten ausgiebig Mittagsrast hinter einem Felsen, denn hier oben ist es windig und kühl. Der Abstieg erfolgt in gleicher Reihenfolge.

Auf dem Rückweg halten wir an der Stelle an, wo die Schiffe der Hurtigrute in den engen Trolljord einbiegen. Heute ist es die "Polarlys", die wir beobachten und fotografieren. Aus Richtung Trollfjord kommen dichte, tiefhängende Regenwolken, doch der Himmel hält dicht.

Unsere beiden Mitbewohner des Campingplatzes sind am Morgen weitergereist, und für einige Zeit waren wir die einzigen Bewohner. Zu unserer Überraschung stellen wir bei unserer Rückkehr fest, daß sich der Platz gefüllt hat. Im Lauf des Tages kommen noch weitere Bewohner hinzu; ausschließlich Norweger. Das ist kein Wunder, denn es ist Wochenende. Um Mitternacht warten wir noch auf das Schiff der Hurtigruten; heute ist es die "Richard With", die wir beobachten und in guter Tradition auch fotografieren. Weit nach Mitternacht kommt Leben in die Reihen der Norweger; und als wir schlafen wollen, beginnt ein reges Treiben am Wasser, das sich bis 3:00 Uhr nachts hinzieht.


Sa, 30.6. Fredvang - der Campingplatz mit Sandstrand

Bis 10:00 Uhr morgens rührt sich nichts auf diesem Zeltplatz, und wir sind die ersten, die aus dem Zelt kriechen und frühstücken. Es ist kühl, aber ab und zu zeigt sich die Sonne, und die blauen Flecken am Himmel vergrößern sich. Ein Wetterwechsel scheint sich anzukündigen. Für uns ist der Moment der Abreise gekommen. Wir bauen ab und fahren zurück bis zu Raftsundbrücke, und dann die E10 entlang Richtung Südwesten. Im kleinen Ort Sildpollen steht eine Kirche, die ein beliebtes Fotomotiv hinter den gezackten Gipfeln ist. Wir halten kurz und fotografieren das Panorama. Mittlerweile ist das Wetter immer besser geworden, und der Himmel ist blau mit Schönwetterwolken. Auf unserer weiteren Strecke halten wir immer wieder an, um die schöne Aussicht zu genießen und zu fotografieren. Beeindruckend sind die blühenden Wiesen.

In einem Supermarkt in Svolvær kaufen wir einige Dinge ein. An der Brücke zwischen Austvagøy und Gimsøy halten wir Rast. Wir biegen von der E10 ab nach Nordwesten bis hinter Eggum, einem hübschen Fischerdorf an der Außenseite der Lofoten. Hinter dem Ort beginnt eine Mautstraße (10 NOK). Wir entrichten unseren Zoll und fahren sie entlang bis zum Ende, wo sich schon eine stattliche Zahl von Caravans und anderen Touristen versammelt hat. Von hier aus kann man mehrere Kilometer die Küste entlang bis nach Unstad wandern. Es geht über Grasland, leicht bergig, manchmal hart am Rand entlang, über Geröll. Am Strand liegen die Überreste eines toten Wales. Irgendwann drehen wir um und wandern zurück.

Nachdem wir zurück auf die E10 gefahren sind, wenden wir uns Richtung Fredvang. Das ist gleichzeitig das Ziel unseres heutigen Tages. Der Campingplatz ist weitläufig, eben und baumlos - wie im übrigen die meisten Zeltplätze auf den Lofoten. Direkt dahinter liegt der Sandstrand, der Blick geht nach Norden - ein idealer Beobachtungsplatz für die Mitternachtsonne. Der Platz ist sehr dem Wind ausgesetzt. Bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren war es so stürmisch, daß wir unsere Mahlzeiten im Zelt einnehmen mußten. Auch diesmal ist es bei unserer Ankunft windig. Wir bauen im Hinterland des Zeitplatzes auf - in der "ersten Reihe" stehen wie immer die Caravans. Mittlerweile ist es wolkenlos, aber landeinwärts weht unverändert eine steife Brise. Das Abendessen findet im Windschatten des Autos statt. Später gehen wir an den Strand, schießen Fotos, beobachten die Wasservögel. Die Mitternachtsonne erleben wir bei völlig klarem Himmel, und spät gehen wir ins Bett.


So, 1.7. Wanderung mit Panoramablick

Die Sonne weckt uns früh, es wird rasch warm im Zelt. Allerdings hat der Wind sich beinahe ganz gelegt. Nach dem späten Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und marschieren um die Bucht Sandbotnen (mit einem noch größeren Sandstrand) herum. Der nächste Ort Ytresand - eine handvoll Häuser - ist Ausgangspunkt für eine Wanderung in die umliegenden Berge. Der Weg beginnt gleich hinter einem Gehöft und führt zunächst durch Wiesen, dann hinauf zur ersten Schwelle, hinter der ein Bergsee angestaut ist. Von hier aus geht es in Serpentinen an der Flanke eines Bergrückens steil hinauf. Schnell kommen wir in eine Höhe von 250 m. Dort laufen wir an der steil abreißenden Kante entlang und bewundern das grandiose Panorama.

Uns bietet sich eine herrliche Sicht auf den Campingplatz, die Sandstrände und die türkise Färbung der flachen Gewässer, auf die beiden Brücken, auf den gegenüberliegenden Westteil von Flakstadøya und den Nordteil von Moskenesøya, über den Berg Fuglhuk (510 m). Wir wandern über das ausgedehnte Plateau mit den Spitzen Mulstotinden (220) und Litlberget (281 m) und lassen uns dann zu einer längeren Rast nieder. Nachdem wir das Panorama ausgiebig genossen haben und unseren Hunger und Durst aus dem Rucksack gestillt haben, fallen uns die Augen zu. Die kurze Nacht fordert ihren Tribut.

Am späten Nachmittag treten wir die Rückkehr an, wobei der Rückweg abweichend über die steile Flanke führt; ein schmaler, kaum erkennbarer Saum. Vom Campingplatz trennt uns jetzt noch ein breiter Strand, der von einem schmalen Fluß durchzogen wird. Es ist Ebbe, und wir beschließen, das Flüßchen zu durchwaten. So sparen wir uns den langen Weg über Straßen.

Der Abend verläuft wie am vorigen Tag: Wir sind häufig am Strand, warten auf die Mitternachtsonne und genießen die Stimmung. Hinter dem Auto stelle ich eine Kamera auf und fotografiere alle 15 Minuten den Stand der Sonne. Zuhause werde ich diese Einzelaufnahmen zu einem Foto kombinieren und so den Lauf der Sonne darstellen. Wir beobachten die Möwen und Austernfischer, wie sie rund um die Uhr ihre Jungen bewachen. Die Vögel dösen herum, manche aber suchen Futter, fliegen herum und machen Spektakel. Die Temperatur hat sich merklich abgekühlt und beträgt um diese Zeit 10°. Mit uns genießen viele Menschen diese eigenartige Stimmung der langen Schatten und pastellnen Farben.


Mo, 2.7. Einmal Nusfjord und zurück

Auch heute sorgt die Sonne dafür, daß aus uns keine Langschläfer werden. Für diesen Tag steht eine Wanderung auf unserem Plan, die wir vor drei Jahren schon einmal in Angriff genommen hatten, aber nicht zu Ende führten. Dazu fahren zurück auf die E10 und wenden uns nach nach Südosten. Kurz darauf zweigen wir ab nach Süden, entlang des Skjelfjordes. Zunächst fahren wir auf einer dieser Asphaltstraßen, die unvermittelt in eine Schotterstraße übergehen. Sie führt direkt an der Küste entlang, um die Südspitze herum bis nach Nesland, wo die Straße endet.

Auch diese Wanderung führt uns direkt an der Küste entlang, wobei mehrmals Höhenunterschiede von mehr als 100 m überwunden werden müssen. Der Weg ist sehr abwechslungsreich, ein ständiges Auf und Ab über Felsen und Leitern, durch sumpfiges Gebiet, Gestrüpp, Geröll, Sand. Vor allem zu Beginn der Wanderung laufen wir über Wiesen, die mit Orchideen (Geflecktes Knabenkraut) übersät sind. Auch heute ist der Himmel wolkenlos, und es herrschen Temperaturen von bis zu 29° im Schatten (wenn da nur welcher wäre!). Nach zwei Stunden sind wir in Nusfjord angelangt. Dieser idyllische einstmalige Fischerort ist ein beliebter Anlaufpunkt für Besucher. In den Rorbuer - den Hütten der Fischer, die hier früher im Winter den jährlichen Zug der Kabeljauschwärme in ihre Laichgründe erwarteten - übernachten heute die Touristen.

Wir gönnen uns ein Eis (das erste Mal, seit wir Norwegen besuchen), schauen uns ausgiebig um und treten den Rückweg an. Er ist weniger anstrengend, weil der Weg jetzt teilweise im Schatten verläuft. Wir trinken viel. Das Auto führt uns auf gleichem Weg zurück zum Campingplatz in Fredvang. Gegen Abend zieht von Süden her eine leichte Bewölkung auf, die sich verdichtet, da es aber nur Schönwetterwolken sind, ist die Lage nicht beunruhigend. Das gibt gegen Mitternacht eine schöne Stimmung. Selbstverständlich sind wir wieder am Strand, beobachten den Himmel bis weit nach Mitternacht und bauen so unser Schlafdefizit weiter aus.


Di, 3.7. Wir ziehen weiter

Bei leichter Bewölkung wachen wir auf. Das Frühstück gestaltet sich nach der permanenten Sonne der letzten Tage als sehr angenehm. Heute nehmen wir Abschied von diesem schönen Platz. Wir wechseln wieder die Insel, von Moskenesøya fahren wir nach Flakstadøya, auf der E10 südwärts. In Hamnøya machen wir einen Fotostopp für das bekannte Motiv des Hafens mit dem Olstinden im Hintergrund. Auch heute müssen wir unterwegs ständig halten, um den schönen Blick zu bewundern und Fotos zu schießen. Wir fahren weiter nach Süden bis zu jenem Ort mit dem nur schwer zu merkenden Namen "Å".

Der Ort ist, so heißt es, besondern bei den Franzosen sehr beliebt. Zwischen dem Ortskern und dem Campingplatz liegt ein großer Parkplatz, den man durch einen kurzen Tunnel erreicht. Wer noch südlicher reisen will, muss das per pedes tun, denn hier endet jede Straße. Der Parkplatz ist wie immer gut gefüllt. Hier versammeln sich vor allem die Caravans, die keine Platz mehr auf dem kleinen Campingplatz mehr bekamen, zur Übernachtung, obwohl ein großes Schild die Besucher darauf hinweist, daß Campieren nicht erwünscht ist. Wir wandern zum Campingplatz, der direkt an der Küste oberhalb des Meeres gelegen ist.

Nachdem wir uns umgesehen und alte Erinnerungen aufgefrischt haben, fahren wir nach Norden zurück. Die Westlofoten verlassen wir unter dem Nappstraumen hindurch. Bei Leknes fahren wir auf der 815 bis zur Ostküste. Am Ende des Rolvsfjordes liegt der Campingplatz "Brustranda " idyllisch in einer Bucht, direkt an einer Tankstelle. Der recht gut gefüllte Platz hat eine sehr schöne Lage; er ist von drei Seiten von Bergen umgeben. Wir bezahlen für eine Nacht 110 NOK und suchen uns einen Platz auf dem letzten Schattenplätzchen, denn der Himmel ist wieder klar und es ist warm. Wir freuen uns, wieder einmal im Schatten sitzen zu können. Nach dem Abendessen unternehmen wir einen kleinen Spaziergang auf der Straße entlang des Fjordes. Irgendwann verschwindet die Sonne hinter den Bergen, die Gipfel aber bleiben lange beleuchtet.


Mi, 4.7. Im Venedig des Nordens

Auch heute bleiben wir beim Aufwachen von der Sonne nicht verschont, die uns aufs Zelt scheint. Wir packen unsere Siebensachen und fahren wieder nordwärts, auf der 815 entlang der Küste, dann wieder auf die E10 zurück. Heute wollen wir Henningsvær, dem "Venedig des Nordens" einen Besuch abstatten. Dorthin gelangen wir, indem wir die E10 verlassen und südwärts auf die 816 einbiegen.Der idyllische Ort liegt auf einer schmalen Landspitze und ist auf beiden Seiten von Wasser umgeben. Die Form des schmalen Hafenbeckens, der den Ort durchschneidet und (fast) in zwei Teile trennt, erinnert an einen Canale.

Wir stellen das Auto ab und spazieren durch den vielbesuchten und lebendigen Ort, holen uns ein Eis, das wir unter einen schattigen Baum genießen. Von Henningsvær aus muß man wieder zurückfahren. Unser Weg führt uns weiter nordostwärts. überall an den Straßenrändern stehen Autos; viele Norweger nehmen ein Bad im Fjord. Wir beschließen, noch einmal in Laukvik zu übernachten, denn dort steht unser Zelt morgens im Schatten, und wir werden nicht zu früh aus dem Zelt getrieben.

Der Platz, den wir eine Woche zuvor hatten, ist erneut frei. Wie gehen die bekannten Wege, zum Hafen, weiter ins Hinterland mit Sandstrand und Moltebeeren. Leider ist gerade Ebbe. Gegen Abend schwebt über der Küste ein schmaler Nebelstreifen - ein sehr ästhetischer Anblick. Heute laufen wir noch einen weiten Bogen bis ans Ende der Mole. Abends sitzen wir lange am felsigen Ufer und beobachten - natürlich die Mitternachtssonne. Was uns bei unserem ersten Aufenthalt auf den Lofoten nur einmal gelang, ist hier bei zwei Wochen ohne Regen und beinahe jedem Tag Sonnenschein beinahe zur Gewohnheit geworden. Womit wir uns aber nicht anfreunden können: Selbst am Meer piesacken uns die Mücken. Es ist das erste Jahr, daß selbst an der Küste Mücken auftauchen.


Do, 5.7. Zurück aufs Festland

Auch der heutige Morgen bietet keine überraschung - es ist wolkenloser Himmel, doch wir genießen das Frühstück im Schatten. Danach fahren wir weiter, über die bereits bekannte, anfangs asphaltierte, später geröllige Straße (30 km/h) die Nordküste entlang. In Fiskebol reihen wir uns in die Warteschlange derer ein, die wie wir mit der Fähre (für 118 NOK) nach Melbu übersetzen wollen. Der Andrang ist groß; erst mit der dritten Fähre kommen wir mit. Wir verlassen die Lofoten und sind nach 30 Minuten auf den Vesterålen, wo die E10 weiterführt. Wegen der langen Wartezeit und wegen Straßenbauarbeiten verpassen wir knapp die Durchfahrt des Hurtigrutenschiffes unter der weitausladenden Brücke von Stokmarknes. Als wir über die Brücke fahren, ist das Schiff längst entschwunden. Wir wechseln wieder die Insel und gelangen auf Hinnøya. Der Weg führt nach Südosten bergauf und bergab bis nach Lødingen, wo wir die fast leere Fähre gerade noch bekommen. Bei der überfahrt (204 NOK) ist es windstill, und nach etwa einer Stunde hat uns in Bognes das Festland wieder: Adieu schöne Inselwelt - wir werden bestimmt wiederkommen.

Wir fahren weiter nach Süden, noch ein kleines Stück bis zum uns vom letzten Urlaub her bekannten Zeltplatz "Notvann", der an einem See liegt, ganz in der Nähe des Fjordes. In ihn mündet ein rauschender Bach, an dem eine stillgelegtes Sägewerk liegt. Auch dieser Platz (100 NOK) ist sehr sonnig; im Schatten der Kiefern liegen nur die Hütten, doch gleich dahinter führt die Straße entlang.

Unser Zelt bauen wir also direkt am See auf, und nach dem Abendessen machen wir einen kleinen Spaziergang in die Umgebung. Es geht leicht bergauf, zuerst durch Laubwald, dann wechselt es zu Kiefern, Beeren, Flechten und moosbewachsenen Felsen. In dieser Gegend fühlen sich die Mücken wie zuhause, und unser Autan kommt erneut zu Ehren. Wir hoffen immer noch, einem Elch zu begegnen - es wäre im insgesamt vierten Urlaub in Norwegen der erste. Aber es kommt, wie wir es uns dachten - keine Spur von einem Elch.


Fr, 6.7. Im Junkersdalen

Um 7:00 Uhr morgens treibt uns die Sonne aus dem Zelt. Zügig bauen wir unser Zelt ab, verstauen alles im Auto und frühstücken im Schatten der Rezeption, denn dort stehen Bänke und Tische. Schon morgens zeigt das Thermometer eine Temperatur von 27°. Wir reisen weiter südwärts, versorgen uns zwischendurch in Rognan mit Lebensmitteln. Hier verlassen wir gleichzeitig den Saltdalsfjorden und gelangen ins Landesinnere.

Am "Turistsenter" des Saltdalen stellen wir das Auto ab, denn heute wollen wir unsere Füße wieder bewegen. Von hier aus führt ein Wanderweg durchs Junkersdalen, der von Reiseführern sehr empfohlen wird. Er beginnt auf einer weiten Wiese, führt über zwei Hängebrücken über den reißenden, sehr wasserreichen Fluß und führt an seinem anderen Ufer entlang flußaufwärts östlich in Richtung schwedische Grenze. Es ist zunächst ein lichter, von Birken gesäumter Weg, entlang dessen Rastplätze und Grillplätze angelegt sind. Kurz danach verengt sich das Tal, und der Fluß schießt zwischen hohen Felsen auf beiden Seiten des Tales hindurch. Später wandelt sich auch der Weg zu schmalen einem Pfad, an dessen Seite Orchideen (Frauenschuh), später Farne wachsen. Von beiden Seiten münden immer wieder Bäche und Wasserfälle in den Fluß. Direkt neben den Weg ragen Felsen etliche hundert Meter hoch in den Himmel, und Gerölllawinen zeigen uns, daß Wind und Wetter langsam, aber stetig die Berge abgetragen. Dort besteht Steinschlaggefahr. Wir wollen nicht zur schwedischen Grenze, auch nicht in die Berge, deshalb kehren wir irgendwann um.

Mittlerweile bewölkt sich der Himmel über uns, doch wir kommen trockenen Hauptes bis zum Auto zurück. Wir fahren weiter südwärts auf der E10 durchs Longdalen, hinauf bis aufs Saltfjelletplateau in 700 m Höhe, wo wir erneut den Polarkreis überqueren. Hier nehmen wir Abschied von der nicht untergehenden Sonne, wobei der angesichts der vielen sonnigen Tage und Nächte nicht allzu schwer fällt.

Vom Saltfjellet wieder herabgekommen, steuern wir den Campingplatz "Krokstrand" an, den wir bereits von früherer Reise kennen. Er liegt idyllisch an einem reißenden Fluß, und seine vielen Bäume schützen uns zuverlässig vor der heißen Sonne. Für 140 NOK (nicht gerade billig) bauen wir unser Zelt auf einer schönen Wiese im Schatten auf. Der nützt uns nichts, denn gegen Abend bedeckt sich der Himmel. Der Platz füllt sich, wie es so typisch ist für alle Campingplätze, die direkt an der Europastraße liegen. Die meisten übernachten nur und fahren dann am nächsten Tag weiter, genau wie wir auch.


Sa, 7.7. Unterwegs auf dem Kystriksveien

In der Nacht regnete es, aber am Morgen ist das Zelt trocken. Es ist kühl geworden, es herrschen nur noch 14° bei bedecktem Himmel. Der Platz leert sich zusehends, die meisten fahren aber Richtung Norden, denn die Ferien in Norwegen haben gerade erst begonnen. Wir dagegen fahren südwärts bis Mo I Rana, wo wir von der Europastraße abbiegen. Der weitere Weg soll uns über den Kystriksveien führen. Diese Straße führt direkt an der Küste entlang und über Inseln, wobei man mehrmals eine Fähre benutzen muß, um weiterzukommen. Wer diese Route wählt, muß sich nach den Zeiten der Fähren richten.

Wir fahren also erst die R12 und dann auf die R17. Der Weg führt am Fjord entlang, bis über 200 m hoch, dann wieder herab. Die ersten Inseln zeigen sich. In Nesna brennt die Sonne schon wieder, und bevor die Fähre kommt, essen wir unser täglich Eis. Die Überfahrt auf einer fast leeren Fähre (? NOK) dauerte nur eine halbe Stunde. Unser Weg führt uns weiter auf der R17 nach Südosten und kurz vor Sandnessjoen über eine große Drahtseil-Hängebrücke über den Botnfjord. Durch Sandnessjœn unternehmen wir einen kurzen Bummel und erinnern uns an den damaligen Stop mit der Hurtigrute. Wir fotografieren das Denkmal von Peter Dass, dem Pfarrer, Dichter und Naturforscher.

Über schmale Inselchen fahren wir weiter nach Tjøtta. Dort wartet bereits die nächste Fähre auf uns, auf der wir für 155 NOK eine Stunde lang durch die Fjorde fahren, wobei wir unterwegs zwei Häfen ansteuern, die direkt an den Felsen kleben. Die Fähre verspätet sich, weshalb wir von Forvik aus in einer langen Autoschlange zügig 17 km lang bis zum nächsten Fähranleger, Anndalsvåg, fahren, wo uns schon die nächste Fähre nach Horn (20 Minuten, 87 NOK) erwartet.

Mittlerweile ist es 20:00 Uhr, und es wird Zeit, sich einen Campingplatz zu suchen. Direkt unterhalb des Torghattan, des berühmten Berges mit Loch, befindet sich ein Campingplatz. Da wir den Torghattan sowieso besuchen wollen, bietet sich eine Übernachtung hier an. Der Platz ist sehr voll, obwohl er recht weitläufig ist. Wir finden ein Plätzchen für 100 NOK, bauen auf und essen zu Abend.

Danach unternehmen wir noch eine kleine Wanderung in die nahe Umgebung, über eine Landzunge und durch ein Feuchtgebiet. Das Ende der Landzunge ist eine felsige Erhöhung - das Ziel unserer kleinen Tour. Mittlerweile ist eine dieser berühmten Abendstimmungen aufgekommen, und wir beobachten und fotografieren fleißig. Mit dem Fernglas entdeckt Kerstin in weiter Ferne ein Schiff, und ist sich sicher, daß es das tägliche Hurtigrutenschiff ist. Wir beschließen zu warten, bis das Schiff an uns vorbeifährt. Das ist ein langwieriges Unterfangen, denn es will und will nicht näher kommen. Kurz vor unseren Standort biegt es nach rechts ab zu einer Stelle, wo man das Loch im Torghattan beobachten kann. Dann endlich fährt es an uns vorbei, und wir lesen den Namen des Schiffes: "Richard With". Spät kehrten wir auf den Platz zurück, wo alles schon schläft, und kriechen gegen 1:00 Uhr ins Zelt.


So, 8.7. Der perforierte Berg

Eine bekannte Situation: die Sonne scheint auf Zelt und weckt uns, obwohl der Himmel bewölkt ist und nachts sogar einzelne Regenschauer niedergingen. Nach dem Frühstück und dem Abbau des Zeltes fahren wir zum nahen Parkplatz, an dem der Weg zum Loch des Torghattan beginnt. Durch Geröll und niedere Bäume führt er schnell steil bergauf, und man kommt schon am Morgen tüchtig ins Schwitzen. Bereits um 8:30 Uhr haben wir den ersten Höhepunkt des Tages geschafft: wir stehen am Fuß einer riesigen Höhle, die zwei Ausgänge hat.

Wir schauen hindurch und sehen am anderen Ende die zahlreichen Schären. Um dorthin zu gelangen, muss man bergab klettern, an einer Stelle eine Leiter benutzen. Das Loch auf der anderen Seite ist sehr viel höher. Dieses imposante Gebilde entstand nach neuesten Erkenntnissen infolge der permanenten Einwirkung von Eis und Wasser in Zehntausenden von Jahren. Die Sage allerdings weiß zu berichten, daß der Berg der versteinerte Hut des Bronnøykongen (eines Trollkönigs) ist, der eine der sieben Töchter des Suliskongen vor dem Pfeil des Hestmanns - eines anderen Trollkönigs - bewahrte. Er warf seinen Hut dazwischen, den der Pfeil durchbohrte. Gleich darauf ging die Sonne auf - und alle beteiligten Trolle erstarrten augenblicklich zu Stein. Die Sieben Schwestern sind weiter südlich als markante Bergkette unübersehbar.

Wir staunen und schauen und treten nach einiger Zeit den Rückweg an und fahren weiter. Unterwegs halten wir kurz Rast, wobei ich ein Nickerchen mache - die Folge fehlender Nachtschlafstunden. Auf dem Kystriksveien fahren wir weiter südwärts, bis wir die Fähre in Vennesund erreichen. Noch einmal vertrauen wir uns für 94 NOK dem Schiff an und schippern über den Bindalsfjord in etwa einer halben Stunde nach Holm. Danach führt die R17 nach Südosten und landeinwärts. Heute wollen wir keine großen Tour unternehmen, der fehlende Schlaf macht sich bemerkbar. Auch sind die Campingplätze abseits der Europastraße seltener. Wir suchen vor allem einen Platz mit Schatten am Morgen, denn es ist noch immer sonnig mit wenig Wolken.

Zwischen Foldereid und Høylandet liegt das "Rosendal Camping", betrieben vom benachbarten Farmer. Es ist ein lichter, mit schattenspendenden Birken bestandener Platz, am Bach ein paar Hütten, und wir sind ganz allein. Die Küche ist liebevoll eingerichtet. Es ist Nachmittag, wir können in aller Ruhe aufbauen und Kaffee trinken. Der Preis ist günstig: 80 NOK. Nachmittags ziehen ein paar Wolken auf und es wird windig, doch es bleibt trocken. Gegen Abend finden sich noch ein Biker, zwei Caravans und Bewohner einer Hütte ein.


Mo, 9.7. Um Trondheim herum

Die letzte Woche unseres Urlaubs bricht an. Wir haben lange und gut geschlafen. Auch heute morgen begrüßt uns die Sonne, der Himmel ist schleierig-bewölkt. Wir fahren weiter auf dem Kystriksveien nach Süden, unterwegs kaufen wir ein. Wir fahren um die Stadt Namsos herum, wo wir wieder aufs offene Meer treffen. Bei Sprova, kurz vor Steinkjer, biegen wir rechts auf die R720 ein und wenden uns nach Südwesten, entlang des Bleistadfjorden. Es ist eine sehr schöne, abwechslungsreiche Fahrt über eine schmale, kurvig-bergige Straße. Am Ende des Fjordes überqueren wir den Bergrücken auf einer dieser typischen Geröllstraßen (Tempo 30) und erreichen dann die R55, der wir die Küste entlang folgen bis Rørvik. Über den Fjord hinweg grüßt uns Trondheim, die alte Königsstadt. Sie ist diesmal nicht unser Reiseziel.

In Rørvik bringt uns die Fähre für 102 NOK über den Trondheimfjord nach Flakk. Überm Fjord hängen dunkle Wolken, doch die Überfahrt ist sonnig. Der Campingplatz in Flakk, den man vom Schiff aus sehen kann, ist recht voll. Daher fahren wir weiter. Wir befinden uns im Umland von Trondheim, und alle Straßen führen offenbar hinein in die Stadt. Nach einigem Umherirren finden wir den Campingplatz "Nidelven" am gleichnamigen Fluß, wo wir für 130 NOK (Duschen frei) übernachten. Der Platz ist recht klein, aber wir finden eine geeignete Stelle. Wir dürfen noch zu Abend essen, dann setzt Regen ein und vertreibt uns für den Rest des Tages ins Zelt.


Di, 10.7. Auf den Spuren der Vergangenheit

Die ganze Nacht hindurch regnete es, und auch morgens hört der Regen nicht auf. Wir müssen nach längerer Zeit wieder einmal ein nasses Zelt einpacken. Dann fahren wir kurz auf der E6, ehe wir nach Osten auf die R30 abbiegen.Wir fahren durchs Gauldalen entlang des Flußes Gaula. Der Regen läßt nach, wird aber im nächsten Moment wieder stärker, um schließlich ganz aufzuhören. In Røros muß der Tank unseres Autos gefüllt werden. Das aber war nicht der Grund unseres Besuches.

Røros ist eine alte Bergmannsstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde hier jahrhundertelang Kupfererz abgebaut. Viele alte Bauten, die Kupferhütte, Holzhütten, das Minengelände sowie eine barocke Kirche sind noch original erhalten und wurden liebevoll restauriert. Die Stadt zieht viele Besucher an, und in der Innenstadt herrscht Trubel. Wir schauen uns ausgiebig um, steigen auf die Schlackeberge, die die Stadt säumen und fotografieren viel.

Danach fahren wir weiter den Fluß entlang bis zum Campingplatz "Kvennan" bei Tolga. Dort buchen wir für 80 NOK eine übernachtung, bauen am Nachmittag unser tropfnasses Zelt auf und lassen unsere Sachen trocknen. Der Platz liegt direkt am Fluß, der breit fließt und knietief ist. Außer uns scheinen alle anderen Insassen des Zeitplatzes Angler zu sein. Noch ist die Bewölkung dicht, aber es lockert sich auf, die Wolken steigen und blaue Stellen zeigen sich. Allerdings beginnt es gegen 20:00 Uhr für anderthalb Stunden kräftig zu regnen. Auch nachts regnet es noch einmal, doch am anderen Morgen ist es trocken.


Mi, 11.7. Begegnung mit einem überdimensionalen Zahnstocher

Heute früh ist es bewölkt mit sonnigen Abschnitten, die Temperatur ist angenehm. Wir fahren weiter Richtung Süden auf der R30. Bei Tynset fahren wir durchs Tylldalen, dann durchs Rendalen. Anfangs geht es ganz leicht bergauf bis in eine Höhe von etwa 450 m, dann fahren wir durch ein sich verbreiterndes Tal über den Sattel und danach ebenso leicht abfallend wieder bergab. Der Weg führt entlang der Rena, die sich auf über weite Strecken zu einem länglichen See verbreitert. Das Østerdalen ist stark befahrenen (das mag an der nahen Grenze zu Schweden liegen), doch auf der anderen Seite des Flusses verläuft noch eine Straße, auf die wir wechseln.

Vielleicht sehen wir hier einen Elch? Wir halten an, unternehmen einen kleinen Spaziergang über eine ehemalige Mautstraße leicht bergauf und spähen nach links und rechts. Kein Elch. Wir gehen zurück und spähen nach links und rechts. Kein Elch. Leicht resignierend steigen wir ins Auto fahren weiter, wo wir bei Rena wieder auf die R3 treffen. In Elverum kaufen wir Lebensmittel. Auf der R20 fahren wir weiter südwärts bis zum Ort Flisa, wobei sich unterwegs immer wieder Regenschauer und Sonne abwechseln.

Da es mittlerweile an der Zeit ist, sich eine Bleibe für die Nacht zu suchen, entscheiden wir uns für einen Campingplatz, der am Zusammenfluß der Glomma und der Flisa liegt. Für teuere 125 NOK suchen wir uns einen Platz auf dem sehr feuchten Gelände direkt am Fluß. Am Abend unternehmen wir noch einen Spaziergang zurück bis zur Stadt. Dort führt die größte Holzbrücke der Welt über den Fluß. Daneben steht der größte Zahnstocher der Welt, wie wir von der dort angebrachten Tafel erfahren. Wir haben etwas Pech, denn direkt neben uns haben zwei Schweden ihr Zelt aufgebaut und palavern bis tief in die Nacht hinein lautstark, was mich einiges an Schlaf kostet.


Do, 12.7. Ein letztes Mal Übernachtung im Zelt

Nach kurzem Schlaf wache ich auf bei bedecktem Himmel, durch den manchmal die Sonne lugt. Die Temperaturen liegen wie in den letzten Tagen zwischen 14 und 18°. Wir fahren weiter entlang der E20, wobei wir immer wieder durch Regenschauer fahren. Eigentlich wollten wir uns den Ort Kongsvinger mit seiner Festung anschauen, verzichten aber darauf, da es gerade stark regnet. Stattdessen wenden wir uns in Kongsvinger auf der E2 zur Grenze nach Schweden, überqueren sie und besuchen im 5 km entfernten Charlottenberg ein großes, stark frequentiertes Einkaufsparadies.

Wir schauen uns ausgiebig um, vergleichen die Preise mit den norwegischen (nicht ganz so teuer), kaufen etwas ein und kehren über die Grenze zurück nach Norwegen. In Skotterud zweigen wir ab auf die R21 und fahren südwärts, entlang der schwedischen Grenze, durch eine Gegend, die stark an Finnland erinnert. Der Finnskogen ist ein Mittelgebirgsswald ohne große Erhebungen, mit vielen Binnenseen; die Straße ist ruppig, bucklig und kurvenreich. Das Ziel unserer heutigen Fahrt ist ebenfalls wieder ein Campingplatz: "Sukken Camping" in Ørje. Auch er ist nicht billig: 140 NOK.

Der Platz liegt ein Stück entfernt von der Straße, etwas erhöht und hat eine ruhige Lage, Es ist nicht einfach, auf dem leicht abfallenden, sehr durchnäßten, buckligen Platz eine geeignete Stelle für das Zelt zu finden. Dafür ist er sehr leer. Abends kommt ein Bus aus Litauen an, und die Hütten am Rande des Platzes füllen sich mit singenden Litauern. Wir machen einen Spaziergang in die Umgebung, kommen aber nicht weit, denn die Wege führen lediglich zu weiteren verstreut liegenden Anwesen. Dafür werden wir mit vielen reifen Blaubeeren entschädigt. Es regnet noch einmal kurz, danach steigen die Nebel in den Tälern auf und die Sonne kommt heraus. Wer keine Wanderschuhe hat, holt sich nasse Füße. Wir legen uns das letzte Mal in diesem Urlaub ins Zelt.


Fr, 13.7. Überfahrt mit Abendrot

Ein freundlicher Tag empfängt uns. Wir lassen nach dem Frühstück die Sonne das Zelt noch etwas trockenen, ehe wir alles zum letzten Mal einpacken. Es ist nicht mehr weit bis zu schwedischen Grenze, die wir problemlos passieren. Recht schnell sind wir am frühen Nachmittag in Göteborg. Das Schiff geht erst um 19:30 Uhr, wir können aber schon am Nachmittag an Bord kommen. In aller Gemütlichkeit suchen wir die Kabinen auf, machen uns frisch und bereiten uns auf das Ablegen des Schiffes vor. Vorher essen wir noch zu Abend, denn im Restaurant ist es noch leer.

Als das Schiff abgelegt, scheint noch die Sonne, doch von Osten her ziehen Wolken auf. Wir sind noch nicht lange auf See, da ist der Himmel bedeckt. So ziehen wir uns in unserer Kabine zurück, gehen aber später gegen 21:30 Uhr noch einmal an Deck. Ganz hinten, in Richtung Nordwesten schimmert durch die dichte Wolkendecke ein rötliches Licht - die untergehenden Sonne. Es sieht nicht sehr spektakulär aus, aber wir halten durch und werden schließlich eine halbe Stunde später durch ein phantastisches Abendrot belohnt. Sehr zufrieden gehen wir unter Deck und schlafen tief und fest das erste Mal seit über drei Wochen wieder bei völliger Dunkelheit. Die See ist wie bei der Hinfahrt ruhig, und das Rollen des Schiffes ist kaum spürbar.


Sa, 14.7. Wieder zurück im Land

Der Lautsprecher des Schiffes weckt uns um 7:00 Uhr, denn gegen 9:00 Uhr wird das Schiff in Kiel eintreffen. Wir frühstücken in der Bar und gehen dann auf Deck, um das Anlegen des Schiffes zu beobachten. Mit uns zusammen steuern mehrere große Kreuzfahrtschiffe den Hafen an. Der Himmel ist bewölkt, der blaue Himmel schimmert hindurch. Nach kurzer Verzögerung können wir das Schiff verlassen, durchqueren zusammen in einem Pulk von Autos die Stadt und machen uns auf die Heimreise. Das Wetter hier in Deutschland wird immer wärmer und sonniger. Mit uns fahren viele Urlauber aus Skandinavien, die ihren Urlaub erst vor sich haben. Wohlbehalten treffen wir in Kassel ein. Wir erfahren, daß auf den Lofoten besseres Wetter herrschte als hier zuhause.