Überall auf der Erde zwischen nördlichem Polarkreis und Nordpol geht im Sommer für eine bestimmte Zeit (auf den Lofoten etwa 7 Wochen) die Sonne nicht unter. Das liegt daran, daß die Erdachse (um die die Erde rotiert) zur Bahn der Erde um die Sonne um 23°26' geneigt ist. Zieht man diesen Wert von 90° ab (wenn die Erdachse genau senkrecht auf der Erdbahn stünde), erhält man 66°34' - auf exakt diesem Breitengrad liegt der nördliche Polarkreis.
Soweit etwas nüchterne Mathematik und Astronomie. Viel eindrucksvoller ist es, wenn man sich in dieser Zeit oberhalb des Polarkreises aufhält. Gegen Mitternacht steht die Sonne im Norden ganz flach über dem Horizont, was der Landschaft einen ganz eigenen Reiz verleiht. Die Schatten sind sehr lang, und das Sonnenlicht hat einen warmen Ton. Die Farben sind nicht mehr so kräftig wie tagsüber, sondern es überwiegen sanfte Pastelltöne.
Auch die Lebewesen stellen sich auf diesen veränderten Rhythmus ein. Bekanntlich ist das Tageslicht für Flora und Fauna eine Art Uhr. Wird es dunkel, schließen sich die Blüten der Blumen und die Tiere legen sich schlafen. Zur Mitternachtssonne dagegen kann man selbst mitten in der Nacht beobachten, daß die Seevögel umherfliegen, sich zanken, wenn auch viele Tiere die Nacht in einer Art Dämmerzustand zu verbringen scheinen. Was den Homo Touristicus betrifft: Sein Zeitgefühl kann ihm ziemlich abhanden kommen. Das Schlafbedürfnis geht zurück; wenn man allerdings mehrere Tage hintereinander bis zur Mitternachtssonne durchgehalten hat, stellt sich ein Schlafdefizit ein. Das verstärkt sich um so mehr, wenn man wie wir mit dem Zelt unterwegs ist, durch das (bei entsprechendem Wetter!) 24 Stunden lang die Sonne scheint. Wer nur bei Dunkelheit schlafen kann, muß sich da etwas einfallen lassen.