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Norwegen August/September 2009

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Gewitterfront über dem Atlanterhavsvegen

Sjødalen • Ridderspranget • Die weißen Priester • Dovrefjell und Oppdalen • Sunndalen • Atlanterhavsvegen • Bud
Ridderspranget
Do 20.8. Heute reisen wir weiter, verschaffen uns nach der gestrigen anstrengenden Tour eine Pause. Morgens bevölkern tiefe, rasch ziehende Wolken den Himmel, doch es bleibt trocken. Wir fahren nordwärts durchs weit ausladende Sjødalen, am Fluß entlang, und legen kurz danach schon einen Stop ein. An einer besonders engen Stelle passiert der Fluß ein Felsentor.

Der Ort heißt »Ridderspranget«, weil der Sage nach einst der Ritter Sigvat von Knie mit seiner Liebsten, genannt »Skårvang sole« (Die Sonne von Skarvangen) durchbrannte. Die aber war einem anderen, dem Ritter Iva Gjæsling, versprochen, der das nicht auf sich beruhen lassen wollte und den Fliehenden nachsetzte. An dieser Stelle taten beide einen Satz über den Fluß (was angesichts der schmalen Rinne, durch die sich der Sjøa zwängt, nicht besonders schwierig zu sein schien) und entzogen sich so der weiteren Verfolgung. Ob beide fortan glücklich miteinander lebten, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen.

Anschließend fahren wir weiter und biegen kurz danach Richtung Osten durchs Heidalen. Die Gegend hat Mittelgebirgscharakter mit schönen Ausblicken, ins Tal hat sich der wilde Sjøa eingegraben - ein Mekka für Angler Raftingsportler, denn der Fluß führt während des ganzen Jahres ausreichend Wasser.
Holzkirche und Kapelle in Sjøa
Bevor wir unten in Sjøa ankommen, kommen wir an einer Holzkirche vorbei, die zusammen mit einer hölzernen Kapelle auf dem Friedhof steht. Dann erreichen wir die E6 und begen nach Norden ab. Die nächste Stadt ist Dombås, wo wir kurz Rast machen. Gleich hinter Dombås auf der rechten Seite rauscht ein Wasserfall unter der Straße weg, und unmittelbar danach führt eine Straße bergauf, zu einer kleinen Laune der Natur - den »weißen Priestern«.

Kwitskriuprestin, wie es in der Landessprache heißt, ist eine Formation von weißen, aufragenden Kalksäulen, auf denen oben ein Abschlußstein liegt. Wir sind gespannt, haben wir doch diese geologische Formation bereits in Südtirol oberhalb von Meran kennengelernt; Erdpyramiden heißen sie dort.
Wasserfall bei Dombås
Wir fahren also die Straße und stehen kurz danach vor einer Schranke - es ist eine Mautstraße. Wir füllen einen Zettel mit unseren Angaben aus, legen 20 NOK bei, werfen alles in einen Briefkasten und setzen die Fahrt fort. Es ist eine enge Straße entlang des Baches, der unten zum Wasserfall wird. Die Hänge zu beiden Seiten des Tals sind steil. Dann ist der Parkplatz erreicht, wir fahren vorbei, ehe wirs gewahr werden und wollen bei nächster Gelegenheit wenden. Doch das dauert, denn die Straße ist eng und verschlungen, sie führt über den Fluß und dann noch steiler geradewegs bergauf. Am oberen Ende steht ein Berggasthof, doch der ist nicht unser Ziel, und wir kehren um bis zum Parkplatz.

Der Einstieg zu den "Priestern" ist ein schmaler Weg, der gleich steil nach oben ansteigt. Er ist feucht und rutschig, führt über Stein und Wurzel immer höher hinauf. Dann wird der dunkle Wald etwas lichter, weicht Hochwald, und als wir hinaufbicken, sehen wir weit über uns eine hölzerne Treppe. Dorthinauf müssen wir also weiter steigen.
Die »weißen Priester«
Schnaufend sind wir oben angekommen und sehen am Berghang die »Priester« wie seltsame Pilze aufragen. Das Gebilde kommt uns sehr zerbrechlich vor, und es würde uns nicht wundern, würde der nächste Sturmregen die Priester ins Tal kollern lassen. Von hier oben können wir auch ermessen, wie weit hinauf - mindestens 150 Höhenmeter - wir gestiegen sind. Davon sagte das Schild unten freilich nichts.

Wir steigen wieder hinab, machen Teepause und setzen die Fahrt durchs immer enger werdende, von hohen Bergen umrahmte Gudbrandsdalen fort.
In Oppdal wenden wir uns westwärts auf die Rv70. Es ist ein weites Tal, und hier haben wir wieder tolle Ausblicke auf die Landschaft. In dieser Gegens stehen noch viel historische Gebäude, Holzhäuser, Wohngebäude und Stallungen. Im Sunndalen endet unsere heutige Fahrt. Es ist ein Campingplatz ausgeschildert; etwas oberhalb des Ortes. »Furulund« liegt auf einem Bauernhof. Eine Reihe Hütten, ein großer Spielplatz, ein paar Wohnwagen - und auch etwas Rasen, auf dem wir einen Platz für unser Zelt finden. Nur ein paar Hütten sind belegt.
Abendrot im Sunndalen
Wir zahlen 100 NOK und bauen das Zelt auf. Wir haben den Tag über eine große Schüssel Birkenpilze gesammelt, die wir uns zubereiten. Glücklicherweise finden wir eine vollständig eingerichtete Küche vor, die auch eine große Pfanne beinhaltet. Wir braten unsere Pilze und halten ein vorzügliches Abendmahl. Zum Nachtisch gibt es Blaubeeren.

Die ganze Zeit über weht ein kräftiger Wind, der immer stärker wird. Zum Glück stehen wir geschützt durch hohe Bäume. Abends überrascht uns ein kurzes, aber höchst intensives Abendrot (oder besser -orange). Der Sturm hält die ganze Nacht über ab, auch etwas Regen fällt.
Im Sunndalen
Fr 21.8. Der Sturm zieh morgens ab und nimmt die Wolken mit. Kurz nach dem Aufwachen kommt die Sonne durch. Wir fahren weiter durchs Sunndalen, die Straße führt auf halber Höhe am Hang entlang. Es wird wildromantisch, rundherum ragen mächtige, bizarre Berge und Gipfel des Trollheimen auf. Ich steige immer wieder aus und fotografiere. Dann weitet sich das Tal allmählich, wir fahren wieder Richtung Meer.

Wir erreichen Sunndalsøyra, das am Tingvollfjorden liegt und direkt an einem hohen Bergmassiv. Die Rv70, auf der wir ursprünglich weiterfahren wollten, ist wegen Bauarbeiten gesperrt, doch wir könne die RV 62 nutzen, die fast parallel dazu weiterführt.
Atlanterhavsvegen
Wir fahren am Fjord entlang, durch einen Tunnel, dann landeinwärts und bergauf. Kurz vor Molde wird die Straße zur Mautstraße, doch es gibt eine Alternativroute. Wir entscheiden uns für die Umfahrung und werden durch großartige Panoramen belohnt. Die Berge reichen hier bis ans Meer.Wir erreichen Vevang, und hier beginnt der bekannte Atlanterhavsvegen, der bis auf die Insel Averøya kurz vor Ålesund führt. Jeder Reiseführer versäumt es nicht, auf diese Attraktion hinzuweisen, wo die Straße über einzelne Inselchen führt, die durch Brücken und Dämme miteinander verbunden sind. Der Atlantikweg war auch ein Ziel unserer Urlaubsreise.

Ich sehe immer wieder besorgt nach hinten, denn es nähert sich eine große Wolkenfront, und ich hätte gern noch ein paar Fotos bei Sonnenschein gehabt. Aber zum einen will ich mich nicht unter Streß setzen, und zum anderen kommt man über Norwegens Straßen kaum schneller als mit 60 km/h voran.

Wir kommen an, halten vor der ersten bogenförmigen Brücke, fotografieren, halten vor der nächsten Brücke, die noch höher in den Himmel ragt, der nächsten..., noch ein Damm, und dann kommt nichts mehr. Ein wenig länger hatten wir uns die Atlantikstraße schon vorgestellt als nur diese paar km.
Regenstimmung am Atlanterhavsvegen
Inzwischen hat die Wolkenfront die Küste erreicht; die Berge sind schon dunkelgrau, der Atlantikweg liegt noch im Sonnenschein. Ich laufe ein paar hundert Meter, fotografiere das, und dann fahren wir zurück bis zum Rastplatz an einer Brücke. Auf einer Bank auf dem Hügel trinken wir Tee, als auch schon die ersten Regentropfen fallen. Zurück ins Auto schaffen wir es gerade noch.
Unter dem Regenbogen hindurch
Regensturm und Hagelschauer brechen über die Landschaft herein, doch nach einer Viertelstunde ist die Front fast vorübergezogen und die Sonne zeigt sich. Sie legt einen Regenbogen über die Landschaft, und im nachlassenden Regen mache ich ein paar feine Fotos.

Dann fahren wir an der Küste entlang weiter nach Süden, nicht sehr lange, und auf der Insel ... erreichen wir den kleine Ort Bud. Er war, so lesen wir später, im Mittelalter für einige Zeit neben Bergen und Ålesund einer der bedeutendsten Handelsorte. Direkt am Ufer liegt »Bud Camping«.
Bud
Der Platz ist schon ziemlich gefüllt und teilweise sehr durchfeuchtet, doch wir finden, schon beinahe außerhalb, gegenüber des Yachthafens, eine Stelle, wo wir für je 150 NOK zwei Nächte unser Quartier haben werden.

Direkt nach dem Abendessen fährt gegen 20:45 - wir hätten es beinahe nicht bemerkt - in einiger Entfernung ein Postschiff der Hurtgruten vorbei zum nahen Molde. Wir können seinen Namen entziffern: Es ist die »Nordnorge«. Von Südwesten ziehen schleierige Wolken auf, die Temperatur beträgt um 20:00 17°C.
Abendstimmung über Bud
Gegen Abend unternehmen wir noch einen kleine Spaziergang in der nahen Umgebung und werden mit einem kleinen, aber feinen Abendrot verwöhnt. In einem der Häuser gegenüber hat sich eine feierfreudige Gesellschaft eingefunden, ihr Chorgesang tönt herüber bis in die tiefe Nacht.

Als wir zufällig gegen 23:20 den Kopf aus dem Zelt stecken, sehen wir ein hell erleuchtes Schiff vorüberziehen, die "Midnatsol" auf ihrem Weg nach Norden. Nachts regnet es etwas.