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Bud »Ksyt sti« Durch die »Trollkyrkja« Über den Trollstigen Am Gudbrandsjuvet Geirangerfjord
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Sa 22.8.
Über den Himmel ziehen morgens dicke Regenwolken, aus denen etwas Sprühregen fällt, ehe sie abziehen und der Sonne Platz machen. Der Wind weht landeinwärts. Direkt hinter unserem Platz führt der »Kyst sti« entlang, ein regelrechter Promenadenweg, gekiest und in regelmäßigen Abständen mit Bänken und Infotafeln versehen. Er führt mitten durch diesen pittoresken Ort, vorbei an den schönen und herausgeputzten Holzhäusern.
Der Hafen ist ein Juwel, eine Ansicht wie auf der Postkarte, die bunten Holzhäuser, die Rorbus und die kleinen Boote spiegeln sich im Wasser.
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Dann gehen wir leicht bergauf, an der weißen Holzkirche vorbei. Oben auf dem Hügel befindet sich ein Freiluftmuseum, in dem man sich über den Kampf der Norweger im 2. Weltkrieg gegen Deutschland informieren kann. Bud liegt strategisch günstig an der Nordwestecke der Insel, und man hat dort Verteidigungsanlagen installiert. Reste von Bunkern und Gräben sind noch erhalten.In der Touristeninformation erfahren wir, daß in unmittelbarer Nähe ein großes geologisches Projekt verläuft: Die unterseeische Erschließung großer Erdgasvorkommen. Die Aufbereitungsanlagen auf der Nachbarinsel Gossa sind nachts hell erleuchtet; wir können sie vom Campingplatz aus sehen.
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Wir gehen den Hügel auf der anderen Seite wieder herunter und stehen wieder am Ufer, wo der »Ksyt sti« weiterführt. Die vor uns liegende See ist uns als Hustadvika von den Hurtigrutenreisen noch gut in Erinnerung; es ist eine der wenigen offenen Seestrecken, auf denen die See immer etwas rauher ist. Auch hier treffen wir auf Wellengang und Gischt.
Wir gehen den Weg, bis er an der Fahrstraße endet und kehren dann um, zweigen ab in den Ort und laufen zum Campingplatz zurück.
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Mittlerweile ist es richtig warm geworden, über 20°C, doch der Wind verschafft angenehme Kühlung. Eine harmlose Front von Sommerwolken zieht heran, löst sich aber schnell auf. Den Nachmittag verbringen wir mit Tee, frischem Blätterteiggebäck und Müßiggang.
Nach dem Abendessen widmen wir uns nur noch den beiden Tagesaufgaben: die vorbeiziehenden Postschiffe zu beobachten. Wir laufen wieder den »Kyst sti« entlang, verfolgen, wie die »Finnmarken« ihre Bahn durch die gleißende See zieht und gehen dann zum Nordwestufer, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Dabei schrecken wir drei Rehe auf, die ihr Abendmahl halten.
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Eine Wolkenfront macht uns einen kleinen Strich durch die Rechnung, denn die Sonne verschwindet vorzeitig dahinter. Doch auch so genießen wir die Farben des Abends; das leuchtende Silber des Meeres und den bronzefarbenen Himmel.
Nachts beobachten wir dann noch das nordgehende Postschiff; es ist eines der kleinere Art, die »Richard With«.
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So 23.8.
In der zweiten Nachthälfte fällt Regen, doch morgens sind die Wolken weitergezogen, und die Sonne lugt hervor. Wir packen ein und reisen weiter, zuerst auf der Rv664, dann auf die RV663, dann nach links auf die RV64. Dort haben wir schon auf der Hinreise einen Hinweis auf die »Trollkyrkja« gesehen - eine öffentlich zugängliche Höhle. Dorthin wollen wir heute wandern; der Parkplatz ist fast noch leer. Der Weg wird mit 4 km und einer Gehzeit von etwas über einer Stunde beschrieben, eine Kleinigkeit, möchte man meinen.
Der Weg ist anfangs eben, führt einen Fluß entlang, über eine Brücke, und dann direkt auf die nahen Berge zu. Hier it es sehr morastig, und man braucht wasserdichte Schuhe mit dicken Absätzen. Dann steigt der Weg an, erst leicht, dann stärker, durch Nadelwald. Der Weg ist auf der restlichen Länge stark ausgewaschen, geröllig und von glitschigen Wurzeln durchzogen. Es steigt steiler an, wir durchqueren ein lichtes Birkenwäldchen. Auch hier stehen einige Bänke zum Ausruhen, einige Schautafeln.
Wir laufen nun entlang des Baches, der, wie sich später zeigt, direkt durch die Höhle fließt. Der Wald weicht freiem Gelände, niedrig bewachsen und immer noch feucht; teilweise sind Matten zum Darüberlaufen ausgelegt. Der Anstieg nach oben will kein Ende nehmen; einem Plateau folgt das nächste, ohne daß sch die Höhle zeigt. Nach etwa 400 Höhenmetern stehen wir endlich vor dem Höhleneingang, der vielleicht drei Meter hoch und zwei breit ist. Aus ihm fließt der Bach heraus. Wir nehmen unsere Taschen- bzw. Stirnlampen heraus, denn daß die Höhle unbeleuchtet ist, wußten wir.
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Nach wenigen Metern ist es drinnen stockdunkel, und ich lerne meine Lektion: Man muß nicht nur nach unten auf den Weg schauen, sondern auch nach oben. Ich beherzige das nicht und hole mir an einer scharfen Kante sogleich eine blutige Schramme. Dann tasten wir uns weiter in Windungen und leicht bergauf durch die Höhle, müssen manchmal dreimal hinschauen, um uns zu vergewissern, daß es wirklich weitergeht. Unter uns fließt das Wasser, und wir tasten uns von Stein zu Stein. Unsere Taschenlampen werfen nicht viel Licht; man sollte schon eine kräftige Lampe dabeihaben.
Dann erreichen wir eine helle Stelle; der Bach kommt als Wasserfall herab in ein weites Bassin, den »Dom«. Zurück ins Dunkel, weiter um ein paar Ecken, und ein schmaler Spalt tut sich oben auf: Das muß der Ausgang sein, was anderes ist da nicht. Man muß sich spiralförmig nach oben winden, den Rucksack abschnallen. Wer zu beleibt ist, bleibt möglicherweise stecken und muß umkehren. Ich steige herauf aus dem Orkus; der Tag hat mich wieder.
Es geht weiter: Ein paar Meter weiter oben kann man über eine lange Metalleiter nach unten steigen, zwängt sich durch einen Spalt und steht vor der »Altartafel«: einer hohen Grotte auf weißem und buntem Marmor und Kalkstein, die sich durch den über 14 m hohen Wasserfall gebildet hat. Ich fotografiere auch hier und steige wieder herauf.
Oberhalb der Höhle, wo der Weg weiterführt, ist ein weites Plateau unterhalb des Bergkamms. Hier wachsen wieder Blaubeeren in Mengen, und wir sind eine Weile beschäftigt. Dann treten wir den Rückweg an, kommen am dritten Teil der Höhle vorbei, in den leider nur ein Erdloch von weniger als einem Meter Durchmesser führt. Das sparen wir uns. Vor der Höhle hat es sich belebt, und es begegnen uns für norwegische Verhältnisse ungewöhnlich viele Menschen. Auch der Abstieg ist mühevoll und erfordert vollste Konzentration. Nach vier Stunden stehen wir wieder vor unserm Auto.
- Wir fahren weiter Richtung Molde auf dem Rv64, durchqueren in einem Tunnel den Fannefjorden und fahren abwechselnd bergauf und bergab. Wir kommen am Moldefjord vorbei, an dem man beinahe schon Sicht auf die Stadt hat. In Sølsnes wartet schon die Fähre, die uns in einer Viertelstunde nach Åfarnes übersetzt. Dann fahren wir um den Romsdalsfjord herum, wobei wir erneut die herrliche Landschaft mit den hoch aufragenden Bergen bewundern. In Andalsnes biegen wir ab auf den RV63, dem nächsten Höhepunkt entgegen - dem Trollstigen.
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Dieser Serpentinweg die Berge hinauf ist ebenfalls ein Magnet für Touristen. Hier unten ist die Sonne schon hinter den gewaltigen Bergen verschwunden; die Gipfel aber sind noch beleuchtet. Wir schlängeln uns herauf und stellen das Auto oben ab. Der große Run ist für heute bereits vorüber, die Reisebusse sind längst wieder weg und die Händler räumen ihre Souvenirs ein.
Hier oben ist eine Großbaustelle, es entstehen Restaurants, bequeme Wege (für die Touristen in Sandalen) und Aussichtsplattformen.
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Der Weg ist abgesperrt, weil mitten im Bau, es liegen Werkzeug und Material herum - das hereinbrechende Wochenende hat wohl die Handwerker überrascht.
So kommen wir unbehelligt zur Aussichtsplattform und halten dort tea time und essen Lefse - diese weichen Teigfladen, gefüllt mit Zimtbutter, während die Sonne noch einmal zwischen den Gipfel hindurch scheint. Wir schauen uns in der Gegend noch etwas um; die Restaurants haben bereits geschlossen, und die Händler räumen ihren Trödel ein.
- Auch hier sind umfangreiche Bauarbeiten im Gang; es entsteht ein Informationszentrum, und es entstehen Aussichtsplattformen mit behindertengerechtem Zugang. Abend erscheint noch die Betreiberin des Platzes, wohlbeleibt und in traditioneller Tracht, verwickelt uns (besser: Kerstin) in ein längeres Gespräch übers feuchte Wetter und nimmt uns ... NOK für die Übernachtung ab.
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Dann fahren wir weiter, und so grandios wie hier oben, mit hohen spitzen Bergen, den ausladenden Trogtälern, die darauf hindeuten, daß sie einst durch Gletscher geformt wurden, hatte ich mir die Gegend nicht vorgestellt. Bei unserem letzten Besuch hatten wir scheußliches Wetter und keinerlei Sicht auf die Berge. Es geht schon auf den Abend zu, als wir, jetzt wieder bergab fahrend, Richtung Süden beim kleinen, netten Campingplatz am Gudbrandsjuvet ankommen - wir sind heute 120 km gefahren.Ihn kennen wir ebenfalls schon aus früheren Zeiten. Der Platz für die Camper liegt auf einem erhabenen Plateau, vielleicht zehn Meter hoch. Auf der Wiese steht außer uns nur ein Zelt. Es wird abends recht kühl, 10°C, und der Himmel überzieht sich mit Schleierwolken. Wir spazieren nach dem Essen zum nahen Fluß, der sich direkt zwischen Straße und Platz in die Tiefe ergießt und dabei den Fels ausgehöhlt hat.
- Auch hier finden umfangreiche Bauarbeiten statt; es entsteht ein Informationszentrum, und es entstehen Aussichtsplattformen mit behindertengerechtem Zugang. Abend erscheint noch die Betreiberin des Platzes, wohlbeleibt und in traditioneller Tracht und verwickelt uns (besser: Kerstin) in ein längeres Gespräch übers feuchte Wetter.
- Mo 24.8. Nachts beginnt es zu regnen, aber die Wolken hängen recht hoch, und am Vormittag verzieht sich der Regen. Wir fahren weiter den Rv63 entlang, abwärts durch das Meierdalen. In Valldal nehmen wir die Fähre nach Eidsdal über den Norddalsfjorden für 81 NOK. Auch hier brauchen wir nicht zu warten; die Fähre liegt bereits im Hafen. Das Eidsdalen hinauf führt uns unser weiterer Weg, es mündet oben in eine weitläufige Ebene, die von gewaltigen Bergmassiven gesäumt wird. Ein See, der Eidsvatnet, liegt hier oben, und auch hier ist die Gegend besiedelt. Das Tal wird wieder enger, und bevor es wieder hinabgeht, kommen wir an einen Rastplatz mit Aussichtspunkt.
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Es ist der erste Blick auf den Geirangerfjord, und wir sehen das vor Anker liegende große Kreuzfahrtschiff "Costa mediterranea", neben dem sich die "Finnmarken", die gerade ausläuft, wie ein Spielzeug ausnimmt. Wir vertreten uns etwas die Beine und laufen einen Fuhrweg entlang des Hanges, pflücken wieder mal Blaubeeren und gehen zurück. Nach kurzer Fahrt talabwärts - wieder in Serpentinen - gelangen wir an einen weiteren Aussichtspunkt _Ornessvingen (Adlerschwinge), den man ebenfalls ausgebaut hat, mit überkragender Panoramaplattform. Hier ist der Blick auf den sich windenden Geirangerfjorden phänomenal. Der Himmel ist zwar bedeckt, was alerdings nicht weiter tragisch ist, denn ich würde sonst gegen die Sonne blicken (und fotografieren). Dann winden wir uns weiter bergab und erreichen schließlich Geiranger.Dort gibt es mehrere Campingplätze; wir wählen den uns schon bekannten direkt am Ende des Fjords ... und zahlen unsere 165 NOK. Die Sektion für die Zelte ist recht leer, aber auch hier muß man auf feuchten Untergrund achten. Wir trödeln herum, lassen das Zelt trocknen und beobachten die Schiffe (vor Anker liegt noch die "Vision of the sea").
- Später erkunden wir den Ort, und auch nach dem Abendessen bummeln wir durch die verwaisten Souvenirläden und die von Touristen verlassenen Gassen. Im Ort ist wieder Ruhe eingekehrt, die Schiffsreisenden sind zurück an Bord. Abends ist es erstaunlich mild; 19°C messen wir. Nachts regnet es etwas.
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