-
Flydalsjuvet Breidalen Vogelinsel Runde Inselwanderung Maløy Nordfjord Smørdalen
-
Di 25.8.
Als wir aufwachen, ist der Himmel bedeckt, und vor Anker liegt bereits wieder ein Kreuzfahrtschiff, die »Artemis«. Wir frühstücken gemütlich, bauen ab und reisen weiter. Da Geiranger in einem Talkessel liegt, führt jeder Weg zwangsläufig bergauf; anfangs in Serpentinen. Etliche Höhenmeter weiter oben liegt ein weiterer Aussichtspunkt, der Flydalsjuvet.
Ganz Waghalsige können auf einer vorspringenden Felsnase bäuchlings liegen und in die schwindelnde Tiefe nach unten schauen. Weniger Waghalsige, so wie meine Wenigkeit, können sich etwas entfernt davon am Abhang postieren und das Ganze fotografieren...
Die Straße führt uns vom Fjord weg in südliche Richtung. Es geht stetig bergauf, und manchmal zeigt sich kurz die Sonne. Auf der Höhe ist es wieder ziemlich kühl, und die Schneefelder an den Hängen sind gar nicht so weit von der Straße entfernt. Aus der Ferne grüßt der schneeebedeckte Gipfel des Blåhorn. Dann erreichen wir in etwa 1000 m Höhe den langgezogenen Bergsee Djupvatnet, an dessen Ufer eine große Gaststätte steht, die Djupvasshytta. Von hier ab kann man über eine Mautstraße auf einen noch höher gelegenen Aussichtspunkt gelangen, die Dalsnippa. Die Sicht ist aber nicht besonders, und so überlassen wir die Straße gern den Touristenbussen. Wir fahren am See entlang, der eine intensive dunkle Blaufärbung aufweist, und über den majestätische Gipfel steil aufragen.
-
Der Weg führt nun wieder allmählich bergab, nicht so steil wie hinauf, am See Breidalsvatnet vorbei, durchs Breidalen. Noch recht weit oben in 600 m Höhe gabelt sich die Straße, wir fahren westwärts auf die E15, sofort durch einen Tunnel, danach weiter talwärts. Vor uns erheben sich die schneebedeckten Berge des Tindefjell über dem Erdalen, in das wir hineinfahren. Unten erreichen wir den Strynsvaten, in dessen stillen Wassern sich die Berge spiegeln (siehe Foto oben am Seitenanfang).
Wir durchfahren den Ort Stryn und passieren den mit 514 m tiefsten Binnensee Europas Hornindalsvatn. Dann führt dienordwärts abzweigende E39 über Land, um schließlich den Voldalfjorden zu erreichen, der ein echter Fjord ist, also direkten Zugang zum Meer hat. Dann sind wir wieder auf eine Fähre angewiesen, die uns ebenfalls in 15 min für ebenfalls 88 NOK von Folkestad nach Volda bringt. Dort zweigt von der E39 eine Straße nach Nordwesten ab auf eine Halbinsel, wo uns erneut eine Superlative erwartet: Der mit 284 m unter NN weltweit tiefste, 8 km lange Unterseetunnel führt unter dem Vardalsfjorden hindurch.
Kurz davon liegt eine automatische Mautstelle, wobei nur das Fahrzeug fotografisch erfaßt wird. Die fällige Gebühr von 76 NOK kann man z.B., an jeder Tankstelle in der Umgebung noch drei Tage später entrichten. So heißt es, doch wir haben erst an der dritten Tankstelle Glück. Wer nicht zahlt, erhält nach einigen Wochen Post mit einem Zahlungsaufforderung.
-
Dann fahren wir weiter auf dem Rv653 um den Westteil der Insel Hareidlandet herum, über mehrere dieser typischen, sich hoch über das Wasser schwingenden Brücken auf die Insel Gurskøy, auf dem Rv 654 weiter über die Inseln Leinøy und Remøy, bis wir schließlich die Insel Runde über die große Rundebrua erreichen - unser heutiges Tagesziel.
Auf der nur 6,4 Quadratkilometer großen Insel erreicht man über eine schmale Straße an ihrem Nordostende den kleinen Ort Goksøyr mit einen ebenfalls recht kleinen Campingplatz, der nach dem Ort (und den Besitzern) benannt ist.
-
Wir werden sehr freundlich aufgenommen und in ausgezeichnetem Deutsch ausführlich eingewiesen, uns wird ein Kartenblatt mit eingezeichneten Wanderrouten ausgehändigt und eine einigermaßen trockene Stelle direkt neben dem Haus zugewiesen. Auch hier sind große Teile der Wiese sehr feucht. Wir zahlen unsere 2x140 NOK und bauen auf.
Es riecht etwas brackig, doch das Wetter ist freundlich bei 19°C. Nach dem Abendessen laufen wir noch etwas den felsigen Strand entlang, bis zum nahen Tunnel, durch den wir uns als Fußgänger nicht trauen. In der Dämmerung beginnt es zu regnen, was auch bis zum Morgen anhält.
-
Mi 26.8.
Beim Erwachen sehen wir gerade noch die nach Nordosten abziehende Regenfront, die blauem Himmel weichen muß. Und noch etwas kommt mit der Sonne: diese winzigen, quergestreiften, zu Hunderten einfallenden Mücken, die sofort auf den Kopf fliegen uns stechen. Der Engländer nennt sie Midgets, hier heißen sie Knokk. Das stört unser Frühstück etwas, hält uns aber nicht von der Wanderung ab, die wir uns für heute vorgenommen haben.
Die Insel ist vor allem bekannt für ihre Vogelklippen am Südwestufer, an dem im Frühjahr Dutzende Vogelarten brüten und ihren Nachwuchs großziehen, ehe sie dann im Spätsommer wieder in ihre angestammten Gebiete zurückkehren. Vor allem die clownesken Papageientaucher (oder Lunde, wie man sie hierzulande nennt) haben es den Touristen angetan, doch die sind zu dieser Zeit längst weg. Auch andere Vogelarten wie Sturmvögel, Dreizehenmöwen, Weißschwanzadler oder Trottellummen, die hier hier im Frühjahr brüten, sind nicht mehr da. Nur die eleganten Baßtölpel besiedeln noch ihre Brutfelsen.
Für uns ungewöhnlich früh um 9:30 brechen wir auf. Uns überholt ein Bus, der erstaunlicherweise richtig voll ist. Eine Schulklasse wuselt heraus und erfüllt die Gegend im Nu mit Leben. Auch sie wollen wandern, und so sind wir nicht allein, als wie den kurz hinter unserem Campingplatz beginnenden, auf dem ersten halben Kilometer frisch geteerten, steil ansteigenden Weg hinaufgehen. Nach vielleicht 100 Höhenmetern geht er in einen schmalen Feldweg über, und wir übersteigen ein Gatter. Wir bekommen langsam mit, was uns der Inhaber des Platzes mitgeteilt und auf der Karte skizziert hat: Der Untergrund ist morastig und vollgesogen von der Feuchtigkeit vergangener Tage.
-
Bald trennt sich die Schulkasse wieder von uns und geht nach rechts Richtung Leuchtturm; unser Weg führt weiter geradeaus, über den Inselrücken hinüber zum Südwestufer. In der Mitte, wo die Landschaft flacher wird und Mulden bildet, sammelt sich das Wasser in kleinem Tümpeln, und der Weg führt teilweise über hölzerne Gehsteige. Noch einmal geht es leicht bergauf, und dann stehen wir am Rand der Steilküste und sehen die andere Seite des Meeres, auf die Inseln Herøy und Gurskøy. Rechts ragt der als Kaldekloven bezeichnete Felsen steil und hoch aus dem Meer auf, und wir erblicken die Kolonie der Baßtölpel. Dort geht es lebhaft zu, es ist ein ständigen Kommen und Fliegen. Das Wetter ist unverändert schön, sonnig und warm.
Wir wenden uns dann nach links entlang des Hangs, steigen eine Leiter herab und stehen an der Stelle, wo man die Lunde beobachten könnte - wenn sie denn noch da wären. So gehen wir zurück und weiter entlang des gut markierten Weges nach Norden, wobei wir noch einige Höhenmeter bergauf laufen müssen, auf den Rundenipa. Von dort sehen wir noch einen weiteren Vogelfelsen, Storeholet, und ebenfalls besiedelt von der Kolonie der Baßtölpel. Die 294 m hohe Erhebung bietet gleichzeitig einen hervorragenden Rundblick über die Insel und ihre Umgebung. Nur ein paar Gipfel im Ostteil der Insel sind noch ein paar Meter höher.
Der Weg führt uns jetzt wieder steil bergab, und man braucht höchste Konzentration, um auf dem nassen Weg nicht auszurutschen. Dann sind wir am Abzweig zum Leuchtturm, den wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Der Campinplatzbesitzer hatte uns die Tour zum Leuchtturm als Wanderung für den zweiten Tag empfohlen, wir aber wollen heute noch dorthin, denn es ist gerade mal Mittag, und von hier aus sind es nur noch 500 Meter bis zum Leuchtturm.
-
Wir haben unsere Karte nur oberflächlich studiert, denn sonst wäre uns aufgefallen, daß hier die Höhenlinien besonders zahlreich und eng sind. Der Turm steht nämlich nicht auf der Höhe, sondern tief unten auf den Klippen. Jetzt sehen wir ihn auch, 100 m unter uns. Das Spannendste aber ist der Weg, der scheinbar ins Nichts führt, bei näherer Betrachtung in schwindelnde Tiefen am Rand der Klippen, mit Geländer und Treppen. Davor ein Warnschild (auf Norwegisch).
Wir klettern hinunter, und auch hier ist höchste Aufmerksamkeit erforderlich. Dann stehen wir untern am Runde Fyr, der etwas oberhalb der Klippen steht. Reste des alten Leuchtturms, der ein Opfer der Wellen wurde, stehen noch da, ebenfalls in einer geschätzten Senke ein paar Häuser, eine Jugendherberge. Wir sind froh, mal wieder ebenen Boden unter den Füßen zu haben und machen Mittagsrast auf Bank und Tisch vor der Herberge, beobachten die Baßtölpel, die auf die See zum Fischfang hinausfliegen, klettern auf den Klippen herum. Wir wollen gar nicht wieder hinaufklettern den steilen Pfad, doch einen anderen Weg gibt es nicht, und so steigen wir wieder nach oben - das geht besser als herab. Wir gehen den Rundweg weiter, und der läßt keine Kuppe, keine Senke aus. Es geht abwechselnd hinauf und hinab. Auch hier ist der Boden sehr naß, und wo das Gras fehlt, matschig. Wir nähern uns unserem Ausgangspunkt.
Mittlerweile ist der Himmel bedeckt, doch das stört nicht, denn wir sind am Ende der Tour und hatten einen herrlichen Tag. Als wir wieder beim Zelt sind, regnet es etwas, der Himmel lockert aber wieder auf. Am Abend gehen wir noch mal an der Küste entlang bis zum Tunnel und sitzen auf den Felsen, beobachten Meer und Himmel. Es ziehen niedrige Schleierwolken auf. Nachts regnet es.
-
Do 27.8.
Morgens hört der Regen auf; es ist mild. Wir reisen heute ab, zunächst auf dem gleichen Weg zurück, über Brücken und Inseln. Auf Gurskøy aber fahren wir entlang der Nordwestküste auf dem RV 654, folgen der Küstenlinie bergauf und bergab bis Årvik, wo uns eine Fähre über den Rovdefjorden nach Koparnik übersetzt. Jetzt sind wir wieder auf dem Festland und fahren um den Syvdsfjorden herum, zweigen dann auf Richtung Westen ab, überqueren die Halbinsel Vanlyven und landen am Syltefjorden, den wir ebenfalls wie den folgenden Vanylvsfjorden umrunden.
-
Wir sind auf dem Weg zum Vestkapp, einer vorspringenden Landspitze auf der Halbinsel Stadlandet, die eine Wetterscheide bildet, und die häufig von Regen und Nebel heimgesucht wird. Vor neun Jahren waren wir bereits einmal dort, fanden dort aber Nebel mit einer Sicht unter zehn Metern vor. Heute wollen wir noch einmal Anlauf nehmen, doch wir fahren in eine Regenfront hinein und streichen das Vestkapp aus unserem Programm.
-
So überqueren wir die Halbinsel und kommen nach Selje, wo wir weiter die Küstenlinie entlang südwärts fahren. So kommen wir zum Ulvesundet, einer Meerenge, die die Insel Vågsøoy vom Festland trennt. Über eine hohe Bogenbrücke gelangt man in den größten Ort der Insel, Maløy. Wir wollen einen kleinen Campingplatz im Norden der Insel ansteuern, auf dem wir vor neun Jahren bereits campierten, und der uns sehr gefallen hat. Dazu müssen wir wieder "übern Berg" fahren; das Wetter wechselt permanent zwischen Regenschauern und sonnigen Momenten.
Dann sind wir angekommen, durchfahren die kleine Gemeinde Refvik, fahren am Sportplatz vorbei und stehen inder kleinen Lagune mit Sandstrand und Dünung, an zwei Seiten von hohen Bergen umgeben. Ein paar Besucher sind da, aber auf dem winzigen Platz campiert niemand.
Die Sanitäranlagen sind zugänglich, die Rezeption ist geschlossen und wird nur einmal täglich besetzt. Allerdings weht ein heftiger Wind, und das landauswärts, von Osten, obwohl die Wolken westwärts ziehen. Wir zögern, ob wir aufbauen oder weiterfahren sollen, bauen aber dann auf, lassen das Zelt stehen und gehen erst einmal zum Strand. Doch der Wind bläst so sehr, daß wir schweren Herzens wieder abbauen und weiterfahren. Dann kommt die Sonne wieder heraus.
-
Wir beschließen, entlang des Nordfjords landeinwärts zu fahren und einen Platz für die Nacht zu suchen. Am Nordfjord erleben wir stimmungsvolle Momente, als die Sonne durch die tiefhängenden Regenwolken scheint. Wir fahren etwa 50 km und folgen bei Haugen dem Hinweis auf einen Campingplatz. Der Weg führt landeinwärts und bergauf ins Smørdalen, wo wir schließlich "Smørdal-Camping" erreichen.
Der Platz ist verlassen, die Saison ist vorüber; darüberhinaus ist er eher für Dauercamper eingerichtet. Wir finden gerade noch ein etwas weniger durchfeuchtetes Stück Rasen. Der Himmel hat sich etwas aufgelockert, es regnet nicht mehr, am Himmel erscheint ein kurzes Abendrot. Ringsumher finden wir wieder Blaubeeren und auch Stein- und Birkenpilze in großer Zahl, aber wir haben bereits zu Abend gegessen. Die Pilze werden wir uns morgen zubereiten. Nachts setzt Regen ein.