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Jun/Jul 1998
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Norwegen Juni/Juli 1998

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Stadtbummel in Bergen • Wir ziehen weiter • Himmelwärts • Zum ewigen Eis
Brygge, das historische Zentrum Bergens
Sa, 4.7. Den ganzen Tag über regnet es, von kleinen Unterbrechungen abgesehen. Ab und zu weichen die Wolken, und die Berge werden sichtbar, um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden. Außer einem kleinen Einkauf im nahegelegenen Spar-Markt geschieht bis zum Mittag nichts weiter. Dann fahren wir los, uns Bergen anzusehen, wo wir das Auto im Parkhaus am Stadtrand abstellen.

Der Stadtbummel findet im Regen statt, der sich zum Nachmittag hin immer mehr verstärkt. Aber zuvor sind wir am Hafen, essen beim Chinesen ein Mittgsmenü für je 65 NOK. Wir bestaunen den Fischmarkt, die alten Holzhäuser am Hafen, in denen sich jetzt Souvenirläden und Kneipen eingenistet haben. Der Rückweg zum Auto gleicht eher einer Flucht, denn es fällt mittlerweile heftiger und dichter Regen. Es ist schade, daß wir einen der 320 Regentage erwischt haben, denn die Stadt ist schön und von hohen Bergen umgeben, auf die man steigen oder sich mit der Seilbahn befördern lassen kann und von denen man herabsehen kann - wenn man überhaupt etwas sehen kann...
Das Stadtzetrum Bergens nahe dem Fischmarkt
Den Rest des Tages verbringen wir im Zelt, lesend, die Zeit totschlagend, die nächsten Stationen planend, Essen kochend und essend. Außerdem laufen eine Schar Enten sowie eine Entenfamilie mit 3 Kücken ständig über den Platz, die sich füttern lassen - sogar aus der Hand.

Wir haben unseren Platz für das Zelt nicht sehr sorgfältig gewählt; der Dauerregen verwandelt große Flächen um uns herum - sogar den Zelteingang - in Wasserflächen, an denen nur die Enten Freude haben. So können sie in unser Vorzelt schwimmen und nach Eßbarem suchen. Uns aber bleibt der Trost, daß unser Zelt dem Wasser von oben und unten standzuhalten vermag.
Der Steindalsvossen
So, 5.7. Der Regen hat aufgehört, also werden wir beim Einpacken nur vom Zelt naß. Wir wollen zum Sørfjord, uns irgendwo einen schönen Zeltplatz suchen. Auf der 7 fahren wir ostwärts, erst durch Tunnel, dann ein kurzes Stück am Wasser entlang, um dann über die Berge zu fahren bis nach Nordheimsund, das bereits am Hardangerfjord (der hier Samlafjorden heißt) liegt. Unterwegs wartet der Steindalsfossen auf uns; der einzige mir bekannte "begehbare" Wasserfall. Er fließt über einen überhängenden Felsen ins Tal, und man kann dort unter ihm hindurchgehen. In einer Andenkenhütte läuft mir übrigens ein kleiner Troll zu, der - so heißt es - unvorsichtigerweise in die Sonne schaute und zu Stein wurde...

Die Straße führt ein ganzes Stück am Ufer entlang, durch Alvik, bis zum Ende des Granvinfjorden. Ein langer Tunnel führt uns bis nach Bruravik am Eidfjord. Dort wartet schon die Fähre, und wir fragen uns angesichts der vielen Autos, ob wir noch mitkommen, zumal sich der Nachmittag schon dem Ende zu neigt. Aber keine Sorge, die Fähren sind geräumiger als man glaubt, und wir haben es nicht erlebt, daß ein Auto wegen Überfüllung auf die nächste Fähre warten mußte. Für 53 NOK setzen wir ans andere Ufer nach Brimnes über und fahren von dort aus südwärts, also quasi zurück fahren. Nach Kinsarvik geht der Eidfjord in den Sørfjord über.
Am Sørfjord
Wir sehen uns jetzt verstärkt nach einem Zeltplatz um, und als eine Straße bergan nach Lofthus führt und dort einen Zeltplatz verspricht, folgen wir ihr. Schon nach wenigen Minuten beschließen wir, unter allen Umständen hier zu bleiben, denn rechts und links säumen Kirschplantagen die Straße; und die Kirschen sind reif! Der Platz im "Lofthus- Camping" kostet 100 NOK, Man kann im ebenen Teil des Zeltplatzes sein Lager aufschlagen - direkt unter Kirschbäumen.
Auf dem Zeltplatz in Lofthus
Wir aber finden etwas bergab am Ende des Geländes unsere Stelle - mit einer phantastischen Aussicht auf den Fjord! Um den Tag abzurunden, lockert die Bewölkung auf, die Sonne erscheint, und die Sachen werden wieder trocken. Abends gibt es Reis mit Ragout Fin, dazu selbstgepflückte Kirschen, denn zuvor unternehmen wir noch einen Spaziergang in der Umgebung.
Auf dem Weg zu »>Nosi«
Mo, 6.7. In unseren Unterlagen finden wir eine Wanderung zu »>Nosi«, einem Aussichtspunkt direkt oberhalb des Ortes, beschrieben. Also steigen wir am Vormittag auf, von 75 m üNN bis in eine Höhe von etwa 950m. Etwas weiter oben durchqueren wir eine Pferdekoppel und wir begrüßen Stute und Fohlen. Bei etwa 700 Höhenmetern führt der Weg über die sogenannten Mönchstreppen, Steine, die stufenförmig nach oben führen und die von Mönchen vor vielen Jahrhunderten angelegt worden sind. Den ganzen Weg über wird man mit dem tollen Blick auf den Fjord belohnt.

Nach reichlicher Anstrengung, aber auch angemessenen Pausen zum Luftholen und Bewundern der grandiosen Ausblicke kommen wir nach etwa 3 Stunden ans Ziel, einen Felsvorsprung mit schöner Aussicht auf den Sørfjord. Das ist gleichzeitig der westliche Rand der Hardangervidda, eines baumlosen Hochplateaus, ein bekannter Nationalpark und ein beliebtes Wandergebiet. Wir tragen uns ins »Gipfel«buch ein, das dort ausliegt, und füllen einen Zettel der Tourismusbehörde aus.
Oberhalb von Lofthus
Nach unserer Mittagspause gehen wir denselben Weg zurück nach unten; wir brauchen dafür nicht mehr als zwei Stunden. Zwischendurch fällt manchmal ein dünner Regen. Der Rückweg wird so gewählt, daß er an den Kirschplantagen vorbeiführt, und so haben wir abends wieder Nachtisch. Überall am Wegrand kann man für ein paar Kronen frische Kirschen kaufen, auf dem Zeltplatz kann man sie sogar selbst pflücken.

Der Zeltplatz hat sich weiter gefüllt; wir haben Zeltnachbarn bekommen, ein Ehepaar aus Wremen, das mit Zelt und Landrover unterwegs ist. Wir freunden uns mit ihnen an.
Der Weg zum Buarbreen
Di, 7.7. Am Morgen begrüßt uns die Sonne, also beschließen wir, eine weitere Tour zu machen, die uns diesmal an den Rand der Gletscherzunge Buarbreen (des drittgrößten Gletschers Folgefonn) führen soll. Wir fahren die 7 südwärts bis zum Ende des Fjords, wo Odda liegt. Dort kaufen wir kurz einiges ein und fahren dann weiter durch den Ort, in Richtung Zeltplatz. Kurz zuvor biegt eine schmale Straße ab, die bergauf führt und etwas wellig ist, und wenn man nicht aufpaßt, setzt das Fahrzeug auf...

Buar liegt am Ende der Straße und besteht aus einem Kiosk sowie einigen Häusern. Der Wanderweg (Hin- und Rückweg werden mit 3 Stunden angegeben) führt nach einigen hundert Metern sofort ordentlich bergauf, entlang eines Baches. Er wird felsig und führt über mehrere aus Nebentälern einmündene Bäche, teilweise über schwankende Hängebrücken. Mit uns sind ziemlich viele Wanderer unterwegs. Die Sonne setzt mir ordentlich zu, aber auch der scharfe Wind.
Der Buarbreen
Oben angekommen, essen wir zu Mittag und ruhen uns ordentlich aus, wobei meine naßgeschwitzten Sachen wieder trocknen. Anschließend - wir sind jetzt allein hier - oben tragen wir uns auch hier wieder in ein »Berg«buch ein. Wir trauen uns bis zum Rand des Gletschers vor, obwohl uns ein Schild warnt, man solle sich nicht mehr als bis auf ca. 100 Meter dem Gletscher nähern). Ein bißchen verwegen kommt uns das im Nachhinein vor. Es ist ein überwältigender Anblick, die drohend über uns hängende Gletscherzunge von gewaltigen Ausmaßen sowie die vielen, gegen die Sonne bläulich schimmernden abgesprengten Eisbrocken, die lose in der Gegend herumliegen...
Heute abend gibt es Kartoffelsuppe mit »einheimischen« Würstchen. Wir widmen uns nach dem Essen ganz dem Schreiben von Urlaubskarten. Ansonsten habe ich ständig die Kamera vorm Auge, denn die Wolkenformationen und Himmelsfarben sind ganz toll und wechseln ständig. Wenn das so weitergeht, reichen die Filme nicht.

Erfreut stellen wir auf diesem Zeltplatz immer wieder fest, daß der Fjord hier offenbar eine Wasserscheide bildet. Es regnet am gegenüberliegenden Ufer - und wir bleiben trocken! Besonders reizvoll: Es wird spät und später, aber die Sonne will nicht untergehen und beleuchtet bis nach 23:00 die Bergspitzen und die Wolken.

Nachts gegen drei Uhr weckt mich Kerstin; ich soll aus dem Zelt schauen. Ein phantastischer Vollmond am fast wolkenlosen Himmel spiegelt sich im Fjord. Ich lege schlaftrunken die Kamera aufs Autodach und schieße zwei Fotos, von denen eines ganz gut gelingt. Ringsum liegt alles in tiefem Schlaf.

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