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Jun/Jul 1998
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Norwegen Juni/Juli 1998

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Wasser im Überfluß • Abschied von den Kirschplantagen • Völkerwanderung • In einer alten Hafenstadt • Landeinwärts • Wiederbegegnung • Dampfrösser • Von Spechten und Steinbeißern • Rolling home • Rückkehr
In Stavanger
So, 12.7. Ursprünglich hatten wir vor, uns mit Sack und Pack auf der Fähre durch den Lysefjord schiffen zu lassen und dann, den Lysebotten hinauf, unsere Fahrt fortzusetzen. In Stavanger will es uns aber nicht gelingen, für uns und das Auto einen Platz zu reservieren. Die Fährgesellschaft ist nur per Telefon erreichbar, aber niemand erhört unser Klingeln. Da die Wolken außerdem tief hängen, verzichten wir darauf. Aber einen Blick auf den Lysefjord wollen wir schon werfen.
Kerzenzieherei Byrkjedalstuned
Also fahren wir auf der E16 südwärts bis Oanes, setzen per Fähre über den Högsfjord, fahren weiter auf der 508 bis Oltedal, weiter auf der 45 durchs Dirdalen, um schließlich bergauf ins Øvstebødalen zu fahren.

Kurz zuvor machen wir Halt, weil unvermittelt einige Häuser und ein Parkplatz gefüllt mit Autos auftauchen. Byrkjedalstuned - das ist der Name der Gaststätte und einer (offenbar sehr beliebten) Kerzenzieherei. Die Verkaufsräume sind weiträumig und voll von Kerzen aller Sorten und Farben. Wir kaufen eine. Dann fahren wir weiter, biegen nordwärts von der Rv 45 ab und folgen der Ausschilderung zum Lysebotten. Die Straße führt wieder mal auf 932m ü.NN über einen Gebirgskamm, ist also schmal, kurvenreich und voller Steilstrecken - ein großer Spaß also. Die Gegend ist sehr felsig, von eigentümlichem Reiz.
Berghütte oberhalb des Lysefjords
Etwas später ist der Punkt erreicht, wo sich die Straße fjordabwärts windet. Hier steht am Øygardstølen (Adlerhorst) ein Restaurant (architektonisch interessant gestaltet, mit einem großen Felsen inmitten der Gaststube) an den Hängen oberhalb des Lysefjordes. Also halten wir und klettern ein wenig in den steil abfallenden Bergen herum, um den besten Blick in den Fjord herauszufinden. Wir müssen später den gleichen Weg zurückfahren, verfahren uns kurz, finden aber dann doch die Straße Richtung Seteldal, die nochmals über einen Bergpaß auf der Urvassheia führt. Hier treffen wir auch einige Male auf die norwegische Variante einer Wochenendhaus-Siedlung - Hütte neben Hütte, aber dazwischen keine Bäume, nur Gras und Felsen. Am Fahrbahnrand parken wie aufgefädelt die Autos...
Im Setesdal
Inzwischen hat sich die Sonne wieder den Himmel zurückerobert. Als wir ins Setesdal (Straße Nr.9, auf der Landkarte jedoch als 39 ausgewiesen) einbiegen, ist es schon spät, und wir steuern den nächstgelegenen Zeltplatz an. Es ist das »Rysstad Feriesenter«, ein 4-Sterne-Platz mit fast ausschließlich Hütten. Etwas abseits, an den sonnigen Ufern des Flusses Orta, finden wir unseren Stellplatz. Auf einer großen Wiese sind wir zunächst die einzigen, die ein Zelt aufgebaut haben. Dicht daneben Bank und Tisch, an denen wir unser Abendmahl verzehren.

Aber der Tag ist noch nicht zu Ende - heute ist das Fußballfinale. Wir laufen zum 600 m entfernten Pub, Kerstin läuft zurück, und ich setze mich hinein, wo auf einer Großleinwand das Spiel flimmert. Ich leiste mir ein 10-Mark-Bier (eine Flasche Kilkenny) und erlebe den berauschenden Sieg der gastgebenden Franzosen über die blassen Brasilianer.
In Evje
Mo, 13.7. Der nachts einsetzende Regen sorgt dafür, daß wir morgens ein nasses Zelt einpacken dürfen. Wir fahren weiter durch das Setesdal nach Süden, zum letzten Aufenthaltsort in Norwegen. Der Tag beginnt trüb und regnerisch; erst am Nachmittag bessert sich das Wetter. In Evje, wo wir etwas einkaufen wollen, treffen wir unsere Bekannten aus Wremen erneut und feiern das Wiedersehen in einem Cafe. Beim Stadtbummel werden wir auf den im Ort befindlichen Zeltplatz »Odden- Camping« aufmerksam und wählen ihn für unsere nächste Übernachtung aus. Wir entrichten unseren Obulus und bauen das Zelt auf einer Wiese direkt neben Bank und Tisch auf. Nachmittags erkunden wir bei einen kleinen Spaziergang unsere neue Umgebung.
Bild vom alten Bahnhof
Di, 14.7. Der Tag begrüßt uns erneut mit Regen, und wie immer in solchen Fällen lassen wir uns mit Aufstehen und Frühstück ausgiebig Zeit. Diesmal haben wir unseren Platz sorgfältiger gewählt, denn der Rasen hat sich mit Wasser vollgesogen, und es gibt einige Stellen, wo man versinken kann.

Gegen Mittag beginnen wir unseren Ausflug zu einer Museumsbahn, der ältesten in Norwegen (eröffnet 1964). Sie windet sich von Grovane ca. 11 km in die Berge. Den Ort erreichen wir von Evje auf der 42 in Richtung Arendal, später folgen wir der 405 nach Süden. Im Bahnhof ist alles still; die Bahn fährt wochentags leider nur um 18:00. Aber in der Werkstatt wird gearbeitet, und wir besichtigen die drei Dampfloks (Normalspur, zwei norwegische und eine in Glasgow gebaute; zwei davon sind betriebsbereit) und machen einen Schwatz mit dem Lokführer.

Zurück fahren wir nur auf der 9, kaufen unterwegs in einem Mineralienladen an der Straße einen Almandin (eine Abart des Granat, der in dieser Gegend gefunden wird) und freuen uns, daß das Wetter wieder schöner geworden ist. Nachmittags sammeln wir Steine und Blaubeeren rund um den Campingplatz, im und am Fluß. Außerdem beobachten wir ein Eichhörnchen, das an der Rezeption die Papierkörbe nach Eßbarem durchstöbert.
Steineklopfen bei Evje
Mi, 15.7. Der letzt volle Tag in Norwegen bricht an. Heute wollen wir Steine klopfen! Die Gegend ist reich an mineralischem Gestein; und man kann für 50 NOK einen Mineralienpaß kaufen, der dazu berechtigt, in einem eingegrenzten Gebiet in der Nähe mehrere stillgelegter Gruben (u.a. war hier früher die größte Nickelgrube Europas) herumzupickern.

Der Mineralienpfad nordöstlich von Evje ist schnell erreicht, und ich erwerbe für 80 NOK Hammer und Meißel. Leider habe ich sie gekauft, war aber im Glauben, sie wären nur geliehen. Ein schöner Nebenverdienst für die Betreiber....

Wir ziehen von Ort zu Ort auf ausgetretenen Pfaden. Jeweils vor einer Grube (Eingänge sind unter Wasser gesetzt, damit sich niemand dorthinein verläuft) liegt dahingeschüttet ein großer Haufen Gestein. An dem schafft sich jedermann nach Herzenslust. Auch ich pickere herum, es ist ganz lustig, aber die Resultate sind eher mager. Außerdem bricht mir der Hammerstiel. Nur Kerstin sitzt herum und friert, denn heute ist es zugig und frisch.
Fähre in Kristiansand
Do, 16.7. Heute wartet die Fähre auf uns. Wir fahren also auf der 9 bei wolkigem und sonnigem Wetter südwärts bis nach Kristiansand. Schnell sind wir im Hafen bei Color Line und müssen erfahren, daß sich die Fähre verspäten wird und statt 13:30 etwa 2 Stunden später ausläuft. Also reihen wir uns in die Warteschlage ein, steigen aus dem Auto und unternehmen einen Stadtbummel.

Wir durchqueren die Innenstadt (wir kommen schnell voran, denn in Norwegen gibt es keine Großstädte, Oslo ausgenommen), besuchen den Yachthafen und geben unsere letzten Kronen für Lebensmittel aus. Um 15:15 legt die Fähre endlich ab, und nachdem wir das Auto abgestellt haben, steigen wir ganz nach oben aufs Sonnendeck, denn die letzten Wolken verziehen sich gerade. Wir ergattern zwei Stühle, gerade noch rechtzeitig, bevor die Invasion über das Deck hereinbricht. Doch auf See bläst ein scharfer Wind, der fast alle Passagiere wieder nach unten treibt. Wir bleiben im Windschatten sitzen, Kerstin spaziert auch mal unter Deck durch die Räume, ich bleibe die ganzen vier Stunden auf Deck und lese. Gegen 20:00 finden wir uns in Hirtshals wieder. In der nächsten größeren Ortschaft - Hjørring - tauschen wir Geld, und in Brönderslev essen wir beim Schnellchinesen zu Abend. Wir wollen auf dem Campingplatz im Ort übernachten. Die Rezeption ist schon geschlossen; der Wirt der Gaststätte verweist auf morgen vormittag. Wir legen uns nieder; eine ferne Autosirene und Hundegebell wiegen uns in den Schlaf.
Es wird gewitterwolkig, bleibt aber trocken. In Deutschland hat uns die Autofahrerwirklichkeit wieder eingeholt; und bei Staus am Elbtunnel in Hamburg und vor Hannover erinnern wir uns wehmütig zurück an die leeren Straßen Norwegens!


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