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Hurtigrutenreise mit der MS "Trollfjord" Oktober 2005


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Mo, 31.10. Polartaufe und Tromsø


Skyline der Vester&aslash;len


Wir erwachen, und wir vermissen als erstes die Bewegung des Schiffes. Kein Wunder - liegen wir doch bereits im Hafen von Harstad, der Hauptstadt der Inselgruppe der Vesteralen. Also bleiben wir diesmal an Deck und erleben das Auslaufen des Schiffes. Diese Prozedur - wie auch das Anlegen - beobachten wir, wann immer wir Gelegenheit dazu haben. Es ist interessant, dem Zusammenspiel der Matrosen zuzusehen und zu verfolgen, wie das mächtige Schiff an zwei verhältnismäßig dünnen Tauen "ans Land gefesselt" wird.

Und es ist interessant zu beobachten, wer ein- und aussteigt und welche Fracht gelöscht wird, denn in erster Linie ist das Postschiff ja zum Transport von Gütern vorgesehen; vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn viele der Küstenstraßen unpassierbar sind und der Wasserweg die einzige Verbindung darstellt. Der Himmel ist bedeckt, und die tiefstehenden Wolken verbergen die Gipfel der Bergen vor unseren Augen.
Allerdings kommt keine Langeweile auf, denn für 10:30 hat der Meeresgott Neptun seinen Besuch auf unserem Schiff angekündigt. Der Grund seines Erscheinens: die Polartaufe, denn mittlerweile haben wir den Polarkreis überquert. Nördlich dieser gedachten Linie rund um den Erdball geht im Sommer die Sonne auch nachts nicht unter, während sie sich winters nicht über den Horizont wagt. Damit der Mensch das Eindringen in dieses Gebiet auch unbeschadet übersteht, bittet er Neptun um Beistand, muß dafür aber die Prozedur der Polartaufe überstehen. Was bedeutet: In Büßerhaltung vorm Meeresgott zu knien und die Kelle voller Eiswürfel zu empfangen, die zwischen Kragen und Genick ausgeschüttet werden und langsam den Rücken herablaufen. Anschließend gibts einen Schnaps und eine Urkunde...

Jeder Passagier durfte übrigens den Zeitpunkt erraten, zu dem das Schiff den Polsirkelen, wie es auf norwegisch heißt, überschritten hatte. Der Gewinner erhielt einen Sachpreis (und die Ehre, zuerst getauft zu werden).
Dann erreichen wir den kleinen Ort Finnsnes, und auch dort gehen wir für die Zeit des kurzen Aufenthaltes an Land. Wieder auf See, begegnen uns jetzt häufiger Schiffe des Militärs; auch ein U-Boot taucht an Backbord vor uns auf. Am frühen Nachmittag, kurz vor Erreichen von Tromsø, gibt es eine zarte Andeutung von Abendrot. Die Sonne bekommen wir aber heute nicht mehr zu Gesicht.

In der größten Stadt Nordnorwegens, zu einem großen Teil auf einer Insel gelegen, im "Paris des Nordens", wie sie auch genannt wird, haben wir komfortable vier Stunden Zeit. Beim Verlassen des Schiffes überrascht uns Regen, von dem wir uns aber nicht abhalten lassen, der imposanten Tromsdalkirche oder auch Eismeerkathedrale einen Besuch abzustatten. Zur Kathedrale kommen wir über eine lange Brücke, die in einem kühnen Bogen in beachtlicher Höhe das Wasser überquert, denn die Kathedrale liegt auf dem Festland. Wir müssen dabei aufpassen, daß uns der steife Wind nicht von der Brücke weht.
Leider hat die imposante Kirche, ein hoch aufragender Stahlbetonbau aus den 60er Jahren, im Winter um diese Tageszeit schon geschlossen, und wir müssen uns mit einem Blick und einigen Fotos von außen begnügen. Gut, daß ich das Stativ mithabe, denn es ist mittlerweile dunkel - wir sind schließlich im hohen Norden. Wir fotografieren und laufen auf der windigen Brücke zurück, durch die erleuchtete Innenstadt und zum Schiff zurück.
Auf einem Platz davor steht die Statue von Roald Amundsen, dem Erstbezwinger des Südpols. Von Tromsų aus starteten Anfang des vorigen Jahrhunderts die großen Expeditionen zum Nordpol.

Und dann setzt schon wieder ein Regenguß ein. Zurück auf dem Schiff, trockne ich die regennassen Sachen und ruhe mich aus, als mich meine Frau mit der Bemerkung überrascht, es sähe draußen am Himmel wie Polarlicht aus. Die stets bereite Fotoausrüstung gegriffen, eile ich an Deck und sehe tatsächlich deutlich wahrnehmbar grünes Licht; teilweise allerdings über der hellerleuchteten Stadt.

Leider ist auch hier der Himmel nicht klar, und wir sehen das Polarlicht nur durch die sich schnell schließenden Wolkenlücken hindurch. Auch unser Themenleiter, erfahren durch so manche vergangene Reise, ist der Ansicht, das wäre noch nicht die wahre "Erleuchtung". Wir aber knipsen ein Bild ums andere in den Abendhimmel hinein und sehen in "lichten Momenten" sogar pulsierende Lichter. Dann legt das Schiff ab, und das Abendessen nimmt zunächst unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Polarlicht hinter Wolken
Doch gleich anschließend eilen die Polarlichtnarren unter uns - mittlerweile hat sich längst ein "harter Kern" herausgebildet - wieder aufs Oberdeck. Wir lernen dabei eine wichtige Lektion, nämlich, daß man auch bei Regen Polarlichter durch die Wolkenlücken hindurch sehen kann. Später wird die See sehr rauh, Böen peitschen übers Deck und vertreiben schließlich auch die Hartgesottensten unter all den Polarlichtjägern ins schützende Innere des Schiffes.