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Die »King Seaways« in Ijmulden
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Di 7.6.
Um 9:00 Uhr brechen wir aus Kassel bei schwülen Wetter und bedecktem Himmel auf, die Temperatur beträgt 16,5°. Die ganze Fahrt über ziehen tief hängende, dunkle Wolken über uns hinweg. Wir fahren in Richtung Ruhrgebiet, dann bei Arnheim über die Grenze in die Niederlande, weiter bis nach Amsterdam, das wir umrunden, bis wir Ilmujden erreichen. Um 13:30 Uhr stehen wir am Anleger von DFDS.
Das Schiff, die »King Seaways«, liegt schon am Quai. Früher hieß sie einmal »Val De Loire« der alte Name ist noch lesbar.
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Im Hafen von Ijmulden
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Das Boarding beginnt etwa 15:00 Uhr für LKW. Die Sonne kommt heraus, es wird warm. Wir müssen bis 16:15 Uhr warten, bevor wir aufs Schiff können. Nachdem wir uns in unserer Kabine eingerichtet haben, gehen wir auf Deck 12. Das Schiff läuft mit 20 Minuten Verspätung aus. Der Himmel ist diesig und trüb.
Nach dem Abendessen unternehmen wir einen Rundgang durch das Schiff und gehen wieder auf Deck. Es regnet, ein englischer Jugendchor, der sich »Lower Thetone« nennt, ist an Bord und singt sich auf der Treppe am Heck ein.
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Später am Abend scheint ein fahles gelbliches Licht durch die Wolken und es herrscht eine seltsame Stimmung, als die Sonne noch einmal herauskommt. Wir stehen auf dem Vorderdeck, das Schiff fährt direkt auf die Sonne zu. Wir erleben noch ein Abendrot, und wieder erscheint der Jugendchor und singt uns in den Sonnenuntergang. Um 22:30 Uhr kehren wir zurück in unsere Kabine und legen uns zufrieden schlafen. Jetzt hat der Urlaub richtig begonnen, und er begann verheißungsvoll.
Abendstimmung über der Nordsee
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Einfahrt in den Hafen von Newcastle
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Mi 8.6.
Als wir am Morgen erwachen, steht die Sonne schon am Himmel; die Luft ist frisch. Nach dem Frühstück gehen wir auf Deck, denn wir sind nahe der Küste, und schon fahren wir in die Mündung des Tyne ein.
Pünktlich um 9:00 Uhr (wir müssen die Uhr eine Stunde zurückstellen, denn hier herrscht UTC) legt das Schiff an. Schnell kommen wir vom Schiff, ich fahre brav auf die linke Seite der Fahrbahn, und dann gehts los, durch Newcastle. Wir finden nicht gleich heraus, sondern drehen erst einmal eine Runde durch die City.
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Statue im Hafen von Kirkcudbright
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Glücklicherweise gibt es in England häufig Kreisverkehr, der uns das Wenden erleichtert. Schließlich finden wir unsere Straße und fahren westwärts in Richtung Hexham und Carlisle, entlang des Hadrianwalls. Sonne und heftige Schauer wechseln sich ab. Wir fahren vorbei an Dumfries und zweigen nach Kirkcudbright ab, das wir von 2008 schon kennen. Im Ort gönnen wir uns zu Mittag zwei kalte Pasteten. Dann fahren wir über die Brücke über den Dee bis zum Parkplatz an der
Kirkcudbright-Bay. Wir wollen eine Rundwanderung entlang der Brighthouse Bay machen, für die wir eine Beschreibung haben.
Leider steuern wir den falschen Parkplatz an, und kommen so nicht von der Straße weg. Wie gehen die Straße eine ganze Weile landeinwärts, ehe wir uns sicher sind, daß wir falsch laufen, und kehren zurück zum Parkplatz. Dort halten wir uns ein wenig am Strand auf. Als wie weiterfahren, stehen dunkle Wolken am Himmel.
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Tower von Stranraer
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Gegen 17:30 Uhr kommen wir in Stranraer an. Den dortigen Campingplatz kennen wir bereits. Wir schlagen dort unser Zelt auf und zahlen £ 13 für die Übernachtung. Der Platz ist fast leer, denn die Saison hat noch nicht begonnen. Bei Sonnenschein unternehmen wir einen Spaziergang ins Zentrum des Ortes und zum Hafen. Im Zentrum, das etwas abseits der Route zur Fähre liegt, gibt es viele schöne alte Häuser und einen Turm, der früher als Gefängnis diente und heute ein Museum beherbergt. Dann kehren wir auf unseren Platz zurück, auf dem sich Kaninchen, Fasanen und auch ein Austernfischer tummeln.
Do 9.6. Wir stehen früh auf, denn in wenigen Stunden geht unsere Fähre nach Irland. Die Vögel singen laut, der Himmel ist klar, es ist kühl. Wir frühstücken und fahren los zur Fähre. Es warten nur wenige Fahrgäste auf die Überfahrt, alles Engländer oder Iren.
Der Himmel bewölkt sich, und dunkle Regenwolken bedecken die Sonne. Nach drei Stunden ruhiger Überfahrt legen wir pünktlich um 12:30 Uhr in Belfast an. Als wir von der Fähre fahren, müssen wir einen dichten Vorhang aus Sprühwasser passieren und fragen uns, ob sich das Emipre gegen Maul- und Klauenseuche oder EHEC schützen will.
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An der Küste von Antrim
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Wir fahren nordwärts entlang der Ostküste. Regen und Sonne wechseln einander ab, es hagelte sogar kurz. Entlang der Uferstraße sind viele Rastplätze angelegt, und hinter Larne legen wir auf einem von ihnen, Garron Point, einen Zwischenhalt ein.
Von hier aus kann man die Küste Schottlands, das Mull of Kintyre, sehen. Ein Schild warnt die Besucher, nicht zu nahe ans felsige Ufer heranzutreten, weil die See hier tief und gefährlich ist.
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Die steinerne »White Lady«
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Etwas weiter nördlich, direkt an der Straße steht eine skurrile Felsformation, die "White Lady", die aus Kalkstein besteht. Sie wurde geformt, als der Meeresspiegel noch viel höher lag als heute, als die Felsen noch im Wasser standen. Es ist eine bizarre Landschaft; die Felsen, die unten aus Kalkstein bestehen und eine Kappe aus Basalt haben, reichen bis dicht ans Ufer heran. Dazwischen schlängelt sich die Straße, die vor knapp zweihundert Jahren angelegt wurde.
Nahe der Red Bay zweigen wir landeinwärts ab ins Tal von Glenariff. Es ist eines von neun Tälern, die von der Küste von Antrim aus landeinwärts in die Antrim Mountains führen. Es wurde in der letzten Eiszeit durch gewaltige Eismassen und mitgeführtes Geröll geschaffen und geformt. Bereits seit Ende des 19. Jh. ist es ein Naherholungsgebiet. 1977 wurde der Glenariff Forest Park gegründet.
Nach einigen Kilometern Fahrt bergauf erreichen wir den Park, in dem sich ein Campingplatz befindet - unser Tagesziel. Es ist ein weitläufiges, leicht abfallendes Wiesenland. Ein paar Camper besiedeln das untere Ende; wir bauen unser Zelt am oberen Ende auf. Die Wiese ist sehr feucht, und wir müssen die Stelle sehr sorgfältig wählen.
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Im Tal von Glenariff
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Gerade sind wir fertig, da kommt ein Regenguß herunter. Aber es dauert nicht lange, da scheint wieder die Sonne, und sie taucht die Landschaft vor dem Hintergrund der abziehenden dunklen Wolken in ein eigenartiges Licht. Leider wohnen hier auch Midges, diese kleinen Fliegen, die bei Windstille hervorkommen und uns peinigen.
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Nach dem Regen auf dem Campingplatz im Tal von Glenariff
- Wir unternehmen einen kleinen Abendspaziergang, der uns bergauf führt, an einem Bach entlang, der in einen Wasserfall übergeht. Leider kommen wir durch die feuchten Wiesen nicht näher heran, ohne bis zum Knie naß zu werden. Oben gibt es weite freie Flächen; Moorgebiet, und entsprechend braun gefärbt ist das Wasser. Wir kommen gerade noch zurück zum Zelt, da setzt erneut starker Regen ein. Dann erscheint der Platzwart, und wir bezahlen £ 12,50 für die Übernachtung. Später hört der Regen auf.
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Einer von vielen Wasserfällen im Tal von Glenariff
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Fr 10.6.
Nachts war es trocken und kalt, und so ist es morgens mit 6,5°C recht kühl. Aber die Sonne scheint, es bilden sich leichte Quellwolken, und so können wir draußen frühstücken.
Bevor wir weiterreisen, wollen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Drei Kilometer talabwärts, am Ende einer Seitenstraße, befindet sich das Besucherzentrum des Forest Park mit einem Tea House und dem »Manor Lodge Restaurant«. Hier ist der Ausgangspunkt für verschiedene Rundwanderungen. Eine von ihnen, den Waterfall Walk, wollen wir gehen.
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Auf dem »Waterfall Walk«
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Der Rundweg beginnt an einem Wasserfall. Ein asphaltierte Weg führt leicht bergauf und gewährt uns schöne Aussichten ins Tal und auf die irische See. Oben am Wendepunkt kann man einen Ziergarten mit blühenden Gehölzen besichtigen. Er wurde im 19. Jh. von den damaligen Besitzern, der Familie Dobbs, angelegt. Oberhalb befindet sich auch ein Cafe.
Wir rasten auf einer blühenden Wiese, unter uns grasen die Schafe; immer wieder bricht die Sonne durch. Wir genießen den Ausblick, ehe wir weitergehen.
Der Rückweg führt entlang des kleinen Flusses, der in mehreren Kaskaden bergab fließt, und beginnt mit Herman's Fall. Entsprechend steil ist auch der Weg; an vielen Stellen müssen Leitern und Stufen überwunden werden. Trotzdem ist der Weg leicht gangbar. Ich fotografiere laufend, Kerstin muß viel Geduld haben. Es ist eine sehr lohnende Tour, nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder zurück am Auto.
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Rinder am Fair Head beobachten uns
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Wir fahren zurück, talabwärts und dann weiter entlang der Küste. Unten passieren wir den Red Arch, eine Felsformation. Wir durchfahren Cushendall entlang der Küste von Antrim. Am Nordostgipfel zweigen wir ab Richtung Fair Head. Eine Single Track Road führt mitten durch Farmland. Auf unseren Karten ist ein Pfad zur Steilküste eingezeichnet; den möchten wir gern gehen.
Der Weg dorthin führt durch Farmland. An einer Ansammlung von wenigen Häusern ist die Straße plötzlich zu Ende. und wir sehen uns etwas ratlos nach dem beschriebenen Parkplatz um. Beim Besitzer vergewissern wir uns, daß wir das Auto hier stehen lassen können ("no problem"), und machen uns zu Fuß auf den Weg.
Das Gelände ist sehr feucht. Wir kommen an Schafen vorbei, die nur sehr unwillig den Weg räumen. Dann sind wir an der Steilküste und haben einen schönen Blick auf die See, herüber nach Schottland, nach Kintyre. Vom nahen Felsen beäugen uns neugierig ein paar Kühe. Dann kehren wir zurück zum Auto. Auf den letzten Metern holt uns der nächste Regenschauer ein; sogar etwas Hagel ist dabei. Wir fahren zurück auf die A2 und weiter an der Nordküste entlang.
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Der Weg zur »Rope Bridge« führt entlang dieser Steilküste
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Hinter Ballintoy zweigen wir Richtung Rope Bridge ab. Es ist eines unserer Ziele, das wir beim letzten Mal leider verpaßten. Es ist schon später Nachmittag, aber uns bleibt noch Zeit zur Besichtigung. Wir bezahlen den Eintritt von £ 5,60 und machen uns auf den einen Kilometer langen Weg zur Brücke.
Der asphaltierte Weg führt auf und ab, ist aber gut gehbar. Kurz vor der Brücke führt eine Leiter steil hinab. Die aus Seilen gefertigte Hängebrücke verbindet das Festland mit dem kleinen Inselchen Carrick. Früher kamen die Fischer regelmäßig auf dieses Eiland, denn hier entlang zogen die Lachsschwärme zu ihren Laichgründen.
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Die »Rope Bridge«
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Man muß durch eine kleine Pforte, und dahinter steht - echt britisch - tatsächlich ein Portier, der den Durchlaß regelt, denn es können nicht alle gleichzeitig auf die Brücke gehen, und fotografieren will jeder auch noch.
Wir warten also, bis wir das Zeichen bekommen, und wackeln über die Brücke. Auf dem Inselchen schauen wir uns um; an den steil abfallenden Klippen brüten Seevögel auf schmalen Vorsprüngen. Die ganze Zeit zogen dunkle Wolken über das Land, jetzt zeigt sich die Sonne gnädig und schickt uns ein paar Strahlen, so daß ich ganz passable Fotos machen kann.
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Abendhimmel mit Krähen über der Kirche von in Bushmills
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Auf dem Rückweg müssen wir unsere Schritte beschleunigen, denn wir sehen bereits den nächsten Regenschauer heranziehen. Wir werfen den Regenmantel über und kommen etwas durchnäßt am Auto an. Unser Tagesziel ist Bushmills, der »Ballyness Caravan Park«. Das Zelt bauen wir am Rand des Platzes auf, der wie so viele Plätze vorwiegend mit Mobile Homes ausgestattet ist, und bei dem der Zelttourist nur eine Randfigur ist. Der Platz ist wohl geordnet und wird wie viele öffentliche Plätze und Gebäude in Großbritannien per Video überwacht.
Mittlerweile hat auch der Regen aufgehört, und mit der tiefstehenden Sonne kommen auch ein paar Midges heraus. Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Spaziergang nach Bushmills, statten der bereits geschlossenen berühmten Destillerie einen Besuch ab und durchqueren den Ortskern, in dem es eine alte Mühle, eine Kirche und The Old Minor School zu besichtigen gibt.