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Die Cliffs of Moher im Abendlicht
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So lebten die Vorfahren vor tausenden Jahren im Moor
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Di 21.6.Der nächtliche Regen hält bis in die Morgenstunden an. Eine Regenpause nutzen wir zur Morgentoilette und zum Abbau des pitschnassen Zeltes. Der Wind hat mal wieder gedreht und weht jetzt aus Südwest. Ich habe mich gestern auf der Bergwanderung erkältet. Es kratzt im Hals, Kopf- und Gliederschmerzen plagen mich; ich fühle mich wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
Wir fahren noch einmal nach Letterfrack, ins Zentrum des Nationalparks. Dort wollen wir uns die Ausstellung anschauen, für die es gestern abend zu spät wurde.
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Säulenfragment in Cong Abbey
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Wir kennen sie schon, aber sie ist auch ein zweites Mal sehenswert. Hauptthema ist die Landschaft, das Moor, mit dem sich die Menschen arrangieren mußten und das sie sich zunutze machten, nachdem sie durch ihr Eingreifen infolge exzessiver Brandrodungen zu seiner Ausbreitung beigetragen hatten. Anschließend sind wir die einzigen Zuschauer eines zwanzigminütigen deutschsprachigen Videos über die Connemara.
Wegen meiner Erkältung haben wir unsere Pläne geändert und fahren nicht zur Atlantikküste, sondern nach Cong. Dort gibt es eine Küche und Aufenthaltsräume, weil der Campingplatz an eine Jugendherberge angeschlossen ist.
Auf unserer Weiterfahrt umrunden wir in einem weiten Bogen das Gebiet der Twelve Pins. Es regnet immer nur kurz, doch die Sonne läßt sich blicken. In Recess legen wir einen Zwischenstop ein. An dem Ort, »an dem 1897 nichts geschah« (->Link), verzehren wir unser Mittagsmahl. Weiter fahren wir bis Maam Cross, wo wir nach links auf die R336 einbiegen und die Maumturk Mountains umrunden. Dem Joyce River folgen wir eine Weile südostwärts bis zum Lough Corrib, an dem Cong liegt.
Der »Cong Caravan & Camping Park« ist schnell gefunden, und wir bauen das Zelt im Schutz einer hohen Hecke und an den Mauern des benachbarten Friedhofs. Hier scheint die Sonne, und das Zelt kann trocknen. Wir werden zwei Nächte bleiben.
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Am Lough Corrib
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Ein kurzer Regenschauer treibt uns ins Zelt, wo wir unseren Tee schlürfen. Ich bin ziemlich erschöpft und lege mich schlafen, während Kerstin mit Cong und der Abbey Wiedersehen feiert.
Im Speiseraum der Herberge kochen und verzehren wir unser Abendessen, dann unternehmen wir bei mildem und freundlichem Wetter einen Spaziergang zum Yachthafen. Auf dem Rückweg laben wir uns an Walderdbeeren, die entlang einer Mauer wachsen. Der Spaziergang hat mich sehr erschöpft.
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Cong Abbey, Ruine des Kreuzgangs
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Mi 22.6.
Nachts hat es etwas geregnet, aber morgens ist es trocken mit sonnigen Abschnitten. Ich habe schlecht geschlafen und fühle mich unverändert schlapp. Ich verpacke mich dick, und wir laufen nach Cong.
Im Ort ist es noch ruhig; nur ein Reisebus fährt gerade ab, und so haben wir die Abbey für eine kurze Zeit für uns allein, und ich kann bei Sonnenschein ungestört fotografieren. Dann schlendern wir in den Park, über die Brücke in den dunklen Forest, am Fluß entlang bis kurz vor Ashford Castle, bevor wir umkehren.
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Hochkreuz auf dem Friedhof der Cong Abbey
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Am Flußufer auf einer kleinen Treppe sitzen wir eine zeitlang, bevor wir versuchen, The Quiet Man's Cafe ausfindig zu machen. Dort soll der Schlüssel für Kelly's Cave aufbewahrt werden, die wir besichtigen wollen. Wir erfahren, daß die Höhle seit einem Jahr geschlossen ist, »...it's too dangerous«. Auf einer sonnigen Bank an einer ruhigen Stelle am Flußufer läßt es sich sehr entspannt sitzen und die Natur genießen.
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»Kelly's Cave« bei Cong
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Während sie im Ort etwas zum Essen sucht, fuße ich zurück zum Zelt, trockne meine unterm Boden pitschnasse Matratze und sitze derweil vorm Zelt auf den Hocker und schreibe an der Tageschronik. Dann lege ich mich ins Zelt und schlafe erschöpft ein. Nicht einmal die auf das Zelt drückende Sonne stört mich.
Kerstin kommt zurück und berichtet: Den Guinness Tower besucht, Kelly's Cave (über 20 yards lang) ebenfalls: Das rostige Tor vor der gefährlichen Höhle war unverschlossen!
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Unser Wunschhaus am Lough Corrib
- Wir halten Tea Time und überstehen einen Regenguß unbeschadet im Zelt. Das Abendessen folgt, und danach geht Kerstin zum Hafen, noch etwas weiter als wir gestern. Auch heute herrscht eine schöne Abendstimmung.
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Blick auf die kargen Hänge des Burren
- Do 23.6. Nachts regnete es immer mal kurz, aber morgens ist das Wetter wieder touristenfreundlich, sonnig. Dennoch muß man sich mit wichtigen Tätigkeiten sputen. Wir machen einen kurzen Schwatz mit einem Ehepaar und müssen uns dann sputen, das Zelt vor dem einsetzenden Regen trocken zu verpacken. Als wir unsere Sachen aus dem Kühlschrank in der Küche holen, stellen wir verärgert fest, daß man uns einen Käse gestohlen hat. Im Regen fahren wir los, Richtung Headford, dann die N84 Richtung Süden nach Galway, immer wieder durch Regenschauer hindurch.
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Von diesem Kirchturm steht nur noch eine Hälfte
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Dann umrunden wir die Galway Bay und biegen auf die N67 ein. In Kinvara steht an der Straße das Dungair Castle; wir halten kurz und genießen den Blick auf den Ort Burren, dem die dahinterliegende karge Landschaft des Burren seinen Namen gab.
Etwas abseits unterhalb der Straße liegt eine halbzerfallene (und noch weiter zerfallende) Kirchenruine, deren Namen wir nicht herausfinden konnten. Die Besichtigung fällt kurz aus, wir fahren weiter. Dann überqueren wir den Burren; die Straße windet sich in Serpentinen herauf. Oben gibt es einen Aussichtspunkt, der einen weiten Blick auf die charakteristischen Kalksteinberge des Burren bietet. Jetzt entfernen wir uns wieder vom Meer und fahren landeinwärts. Ein Rastplatz bietet uns Gelgenheit zum Mittagessen.
Die Straße führt jetzt wieder bergab, und wir kommen nach Lisdoonvarna, wo zur gleichen Zeit meine Schwester Kururlaub macht. Aber es ist später Mittag; und jeder ist jetzt irgendwo unterwegs oder ruht. Der Spaziergang durch den Ort fällt kurz aus, denn Lisdoonvarna ist recht klein.
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Lisdoonvarna
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Lisdoonvarna ist bekannt für zwei Ereignisse, die jährlich zur gleichen Zeit im Herbst stattfinden: das Erntedanktfest und das über die Grenzen hinweg bekannte Matchmakerfestival; ein Viehmarkt und sozusagen ein Menschenmarkt, denn dort treffen sich Menschen, die einen Partner fürs Leben suchen und zu finden hoffen. Diese Tradition reicht bis ins 19. Jh. zurück.
Dank einiger heilkäftiger Quellen kommen das ganze Jahr hindurch viele Touristen in die größte Stadt des Burren.
Es ist ziemlich zugig, und da mich die Erkältung noch immer plagt, bin ich froh, als wir wieder ins Auto steigen.
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Blick vom Campingplatz Doolin auf die Cliffs
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Nicht lange, und wir sind an unserem Tagesziel: Doolin, an der Westküste gelegen. Auch diese Gegend kennen wir gut; vor drei Jahren hat es unser Zelt beinahe davongeweht. Wir quartieren uns für zwei Nächte auf »Nagle's Caravan & Camping Park« ein. Der sehr weitläufige Platz wurde etwas umgebaut, die Mauern erneuert, die Wege und Stellplätze neu asphaltiert, der grüne Rasen ist von sehr guter Qualität.
Das Zelt bauen wir an etwas anderer Stelle auf, aber auch dicht an einer einer Mauer. Der Platz ist nur dünn besiedelt, füllt sich aber im Lauf des Tages.
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In den ausgehöhlten Sandsteinplatten blühen Blumen
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Dann statten wir dem Strand einen Wiedersehensbesuch ab. Im kleine Hafen wechseln sich die kleinen Personenfähren ab, die die Touristen auf die Aran Islands bzw. die nahen Cliffs of Moher schippern. Die Anlegestelle bietet immer nur Platz für ein Schiff, weshalb ein zweites vor der Küste warten muß.
Wir gehen - sehr vorsichtig - über die von Wind und Wasser geformten sehr bizarren flachen Kalksteinformationen; die sich auftuenden Spalten sind bis zu anderthalb Meter tief und die Kanten oft messerscharf. In den Ritzen wachsen bunte Blumen.
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Die letzten Strahlen des Abendsonne
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Im Windschatten der Felsen genießen wir den Moment, denn die Sonne meint es gut mit uns, obwohl Wolken über den Himmel ziehen.
Nach dem Abendessen zieht es uns wieder zur Küste. Vielleicht haben wir Glück und erleben wieder einen Sonnenuntergang? Lange sieht es danach aus, aber dann versinkt die Sonne nicht im Meer, sondern in einer horizontnahen Wolkenschicht. Trotzdem herrscht eine schöne Abendstimmung, die Cliffs und die Landschaft werden in rotes Licht getaucht.
An mehreren Stellen auf dem Land erkennen wir Rauchfahnen und manchmal kleine Feuer. Es dauert eine kurze Zeit, ehe wir begreifen, daß heute überall der längste Tag des Jahres gefeiert wird. Wir haben uns dick angezogen, aber es wird immer frischer. Wir gehen zurück zum Zelt und schlafen spät ein.
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Schiffe im Hafen von Doolin
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Fr 24.6.
Über Nacht hat sich mal wieder das Wetter geändert: Der Wind hat auf Ost gedreht, dichte Schichtwolken hängen tief überm Land und reichen fast bis auf die Oberfläche herab. Es regnet, und es sieht nicht aus, als sollte sich das bald ändern. Der Wind drückt seitlich gegen das Zelt.
Wir verbringen den Tag mehr oder weniger auf dem Platz, vorwiegend im Zelt, in der Küche bzw. in der Laundry, in der noch immer diese gepolsterten Korbsessel und das ~sofa stehen.
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Der Platz füllt sich; immerhin ist Wochenende. Die Neuankömmlinge sind vor allem Caravans und Wohnmobile, aber auch Zelte werden aufgebaut, mühsam gegen den Wind und dicht an die etwa 1,50 m hohen Mauern gedrückt, die leider nicht den gewünschten Schutz bieten, zumal der Wind ständig dreht; am Nachmittag weht er von der See her aus Südwest.
Nach dem Abendessen beschließen wir, dem Tag noch eine Note zu verpassen und in den Pub nach Dublin
zu gehen. Obwohl der Wind heftiger geworden ist - er treibt Schaumkronen auf die Wellen - regnet es momentan nicht. Die Sicht ist neblig-trüb; nur wenige Personen sind unterwegs. Wir betreten O'Connors; drinnen ist es feuchtwarm, sehr voll, und Musik kommt nur aus der Konserve. So beschließen wir, weiter durch den langgezogenen Ort zu gehen. An der Kreuzung, wo die Straße nach den Cliffs of Moher abzweigt, steht »Fitzpatrick«, Pub und Cafe.
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Livemusik im Pub - das erwarten Irland-Touristen
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Auch dort ist es voll, aber hinten im Saal sind noch einige Plätze frei. Vorn, dort, wo sich die Touristen drängen, wird Livemusik gespielt. »An Ril Dil« heißt das Quartett; zwei Gitarren, Flöte und Geige. Das erste Mal in diesem Jahr, daß wir echte irische Volksmusik hören. Am Tresen sitzen vor allem die Einheimischen.
Wir bestellen Cider und Guinness und lauschen von hinten den Klängen. Um uns herum unterhalten sich Jugendliche aus der nahen Herberge; manche haben das Laptop dabei und sind unterwegs in den Tiefen des Internet.
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Nächtliches Doolin
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Als wir den Heimweg antreten, sprüht uns dünner Niesel ins Gesicht; die knapp zwei Kilometer müssen wir gegen den scharfen Wind laufen. Bei O'Connors ist lebhafter Betrieb; ein Bus ist vorgefahren und sammelt die Touristen ein. Wir treten kurz ein und stellen fest, daß jetzt auch dort Livemusik gespielt wird.
Dann erreichen wir den Campingplatz und ziehen uns ins Zelt zurück. Wir hoffen, daß sich die Ereignisse von vor drei Jahren nicht wiederholen, als uns der Sturm fast das Zelt zerriß. Voller Bangen verbringen wir eine unruhige Nacht. Weil der Wind das Zelt laut und heftig beutelt, ist es auch im Innenzelt windig.