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Wir nähern uns unaufhörlich dem Nordkap, das wir heute erreichen werden. Die nördlichste Stadt der Erde, Hammerfest, sind wir bereits am frühen Morgen angelaufen, als wir noch tief schlummerten. Auch heute erwache ich nach der kurzen Nacht aus schwerem Schlaf und blicke in eine matte, wolkenverschleierte Sonne. Wir begegnen unserem Schwesterschiff, der "Vesterålen".
Während unseres kurzen Aufenthaltes in dem kleinen Fischerdorf Havøysund ziehen rasch dunkle Wolken auf, die die umliegenden Berge hinter einem dichten Schneegestöber verbergen. Nach dessen Durchzug bessert sich das Wetter wieder, aber der Himmel bleibt bewölkt. - Gegen Mittag legt das Schiff in Honnigsvåg an, und die Nordkaptouristen entfernen sich zu ihrem Bus. Wir nutzen die dreieinhalb Stunden Aufenthalt, um durch die tief verschneite Stadt zu schlendern, den Menschen zuzuschauen, wie sie sich auf ihren Tretschlitten auf festgefahrener Schneedecke durch die Straßen bewegen. Wir gehen bergauf Richtung Skigebiet, das oberhalb der Stadt liegt. Beim letzten Mal kamen wir noch gut voran, doch heute hindert uns der tiefe Schnee sehr am Vorwärtskommen. Oben auf halber Höhe ist ein Unterstand, und dort ist für heute unser Umkehrpunkt. Auch der schmale Pfad vom Bergfriedhof hinab in die Straßen ist im Winter unbegehbar; ja wir finden ihn nicht einmal.
- Wieder unten angekommen, sehen wir eine weitere Schneefront rasch heranziehen, und binnen weniger Minuten ist die Umgebung in wirbelndes Weiß gehüllt. Wir ziehen uns aufs Schiff zurück, das gerade seine obligatorische Notstandsübung absolvierte. Kerstin macht erneut einen Saunagang, während ich in unserer Kabine etwas Schlaf nachhole.
- Nachdem das Schiff abgelegt hat, trinken wir Kaffee und sind dann rechtzeitig wieder an Deck, um die Passage eines der großen Vogelfelsen, des Sværholtklubben, nicht zu verpassen. Bereits jetzt Ende März kreisen Hunderte von Vögeln um den Felsen, und zu Brutzeiten bevölkern schätzungsweise bis zu 100.000 Vögel diesen Felsen.
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Der nächste Höhepunkt ist gegen 17 Uhr die so gepriesene Felsformation Finnkjerka an der Einfahrt zum Kjøllefjord, deren Gestalt an eine Kirche erinnert. Wie haben wieder einmal Glück, denn ganz so wie auf den Fotos in den Reisebeschreibungen kommt die Sonne heraus und taucht den Hintergrund in orange Farben. Als das Schiff am späten Nachmittag in Kjøllefjord anlegt, entdecken die Reisenden a den steilen Berghängen oberhalb des Ortes eine grasende Rentierherde.
An diesem Abend findet zu Ehren der Fahrgäste, die morgen in Kirkenes das Schiff verlassen, ein Buffet statt, und wir füllen wieder einmal unsere hungrigen Mägen über Gebühr mit Käse, Fleisch, Schinken, Meeresfrüchten und Fisch. -
Die Ruhe nach dem Abendessen daurt nicht lange. Bereits kurz nach zwanzig Uhr, ebenfalls noch in der Dämmerung, werden bereits wieder die ersten Polarlichter gesichtet.
Leider befindet sich das Schiff wieder auf einer offenen Seestrecke zwischen Mehamn und Berlevåg, um die Halbinsel Nordkyn herum, so daß das rollende Schiff auf den meisten meiner Fotos die Sterne in wildeste Schlangen, Vögel und andere Phantasieprodukte verwandelt. Und so habe ich - zu meiner Schande muß ichs gestehen - einige Bilder ordentlich nachgebessert. -
Unter der Aurora ziehen schmale Wolkenbänder vorüber, was ich erst später bemerke, als ich mir die Fotos betrachte. Je dunkler es wird, um so deutlicher treten die blauen und violetten Vorhänge hervor - allerdings auch erst so richtig auf dem Foto.
Polarlicht entsteht ja bekanntlich, indem elektrisch geladene Teilchen von der Sonne in unsere Atmosphäre eindringen und dort die Atome der Luft zum Leuchten anregen. Während die Sauerstoffatome in den Farben rot und grün und recht hell leuchten, strahlen die Stickstoffatome in den Farben blau und violett, dafür eher verhaltener und nicht so leuchtend. - Gegen 21 Uhr habe ich eine halbe Stunde Verschnaufzeit, dann geht das Spektakel weiter. Es ist nicht ganz so aufregend wie gestern abend, nicht so hell und dynamisch; dafür imponieren heute die eher seltenen violetten und blauen Farben. Auch liegt heute eine Art grünes Grundrauschen über dem Himmel - vielleicht eine Folge erhöhter Luftfeuchtigkeit.
- Noch einmal kann ich nach 22 Uhr für eine halbe Stunde eine Pause einlegen. Sie ist auch bitter nötig, denn so langsam wird der Speicherplatz auf den Karten (ich verknipse insgesamt 5 GB) knapp. Der letzte Akt ist kurz nach Mitternacht aufgeführt, dann lasse ich es genug sein für heute und verziehe mich müde in die warme Kabine.
Fahrt mit der MS "Finnmarken" März 2008
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