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Beim Erwachen erwartet uns freundliches Wetter; die Sonne wechselt sich mit leicht bedecktem Himmel ab. Wir begegnen während des Frühstücks erneut einem Schwesterschiff; der "Nordlys", und ich lasse Kerstin sitzen, hole meinen Fotoapparat, eile an Deck und fotografiere das Schiff. Mittlerweile hat sich der Himmel wieder zugezogen. Anschließend setze ich mein Frühstück fort.
Seltsam - vor anderthalb Jahren begegneten wir an dieser Stelle dem gleichen Schiff... -
Wir fahren durch einen dichten Schneeschauer, doch schon eine Viertelstunde später ist er durchgezogen und die Sonne scheint wieder. Weitere Schneewolken zeigen sich in der Ferne, den ganzen Tag über.
Im Rolvøysundet sind wir wieder etwas mehr der offenen See ausgesetzt, doch die See hat sich wieder beruhigt und der Seegang ist mäßig. Allmählich werden die Berge wieder höher und nehmen eine schroffere Gestalt an. Und dann nähern wir uns auch schon Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Erde. Die ausgedehnten Erdgasanlagen an den Ufern kommen in Sichtweite; eine Flamme lodert aus einem der Schornsteine. - Mit vielen andern Passagieren steigen wir aus; hier haben wir anderthalb Stunden Zeit. Die Innenstadt ist schnell durchquert; wir erkennen alles wieder: Direkt am Kai den Eisbärenklub, mit dem übergroßen Eisbärenmodell, auf einer Anhöhe in einem kleinen Park den himmelblauen Pavillion, in dem die Koordinaten der Stadt eingraviert sind, die sie als nördlichste Stadt der Erde ausweisen: 70° 39' 48" nördlicher Breite und 23° 48' östlicher Länge.
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Auch hier gibt es einen Aussichtsberg, den Salen direkt dahinter. Doch es sieht nicht gut aus; der schmale Weg, der sich in Serpentinen bergan windet, ist tief verschneit (und gesperrt, doch das Schild sehen wir erst später). Zusammen mit einem anderen Passagier (der wie wir bis oben hin vermummt ist und sich erst später als unser Tischnachbar erweist) versuchen wir dennoch, in tiefe Fußstapfen tretend, nach oben zu gelangen. Bei der dritten Kehre geben wir auf; als wir mehr als knietief im Schnee versinken.Dennoch haben wir auch hier einen guten Blick über Stadt und Fjord, und ich schieße ein paar Fotos, ehe wir den Rückzug antreten.
Unten fußen wir noch zur Kirche, die gut sichtbar nahe des Ufers steht, doch sie ist leider verschlossen, und so bleibt uns der Blick auf die Glasmalerei der Altarwand verwehrt. Mit Kirchen haben wir auf dieser Reise nicht so rechtes Glück. Wir kehren durch die verschneiten Straßen zurück zum Schiff.
Nachdem das Schiff den Hafen verlassen hat, ziehe ich mich zu einem Schläfchen in die Kabine zurück, während Kerstin erneut die Sauna aufsucht. Gut erholt finden wir uns anschließend zum Kaffetrinken zusammen. -
Das Wetter bleibt unverändert freundlich, und so gibt es eigentlich nur zwei Orte, an denen es aufzuhalten sich lohnt: Draußen auf Deck oder in der Panoramalounge. Wir entscheiden uns diesmal für innen und ergattern noch einen Fensterplatz. Ich mache mich daran, die Hunderte von Fotos zu sortieren, indem ich sie den einzelnen Episoden zuordne. Es macht sich immer gut, solange die Erlebnisse noch frisch sind. Natürlich schreibe ich auch jeden Tag ein kleines Tagebuch über den Ablauf des Tages, seine Höhepunkte und die Erlebnisse.
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Der Seegang nimmt wieder zu; wir durchqueren wieder ein Stück offene See, genannt Lopphavet. Am Nachmittag erreichen wir bei strahlendblauem Himmel Øksfjord. Der kleine Ort wirkt angesichts der schroffen uns steilen Berghänge, die direkt hinter dem kleinen Ort unmittelbar in große Höhen hinaufragen, sehr verletztlich.
Hier hält das Postschiff nur kurz, und wir bleiben an Bord. Die meisten der Orte, die wir auf der südgehenden Route anlaufen, kennen wir noch nicht, denn sie wurden nordgehend meist mitten in der Nacht angesteuert, als wir in tiefem Schlaf lagen. - Auch heute hätten wir einen Sonnenuntergang beobachten können, wenn sich nicht erneut die Berge der Insel Arnøy dazwischengeschoben hätten. Doch wir dürfen einen orange gefärbten Himmel bewundern, und auf der anderen Seite den violetten Erdschatten, der sich langsam über dem Horizont erhebt. Wir erleben erneut eine schöne Abenstimmung, deren Betrachtung nur durch das Abendessen unterbrochen wird. Es gibt Huhn mit Reis, während das Schiff in Skjervøy anlegt. Anschließend trinken wir, ganz der Sitte des Landes folgend, unseren Kaffee im "Konzertsaal", wo allabendlich ein Musiker mit Piano, Saxophon und Gitarre sowie eine Sängerin die Gäste unterhalten und zum Tanz einladen.
- Doch nicht auf die Tanzfläche zieht es mich, sondern wieder nach draußen, denn ein solcher Himmel lädt geradezu ein, nach Polarlichtern Ausschau zu halten, denn noch befinden wir uns etwa in Höhe des 70. Breitengrades. Nachdem ich mich wetterfest angezogen habe, nehme ich meine Position am Bug ein, und wie meistens ist die kleine Nische noch frei. Auf der Rückfahrt ist der Fahrtwind merklich stärker, und auch heute bläst er mir scharf ins Gesicht.
- Wir durchqueren den Fugløysundet, und das Schiff rollt wieder mehr, als es für meine Fotos gut ist, denn je nach Stärke des Polarlichts belichte ich zwischen 5 und 20 Sekunden. Auch heute hält der Himmel ein Schauspiel für uns parat, nur fällt es schon deutlich schwächer aus als in den vergangenen Tagen.
- Wir nähern uns Tromsø, und die Lichtglocke dieser Stadt ist schon aus großer Entfernung deutlich sichtbar; was sich besonders auf den lang belichteten Fotos bemerkbar macht. Der Himmel überzieht sich unmerklich mit immer dichteren Wolkenschleiern, die Luftfeuchtigkeit scheint zugenommen zu haben; die Sterne beginnen zu verblassen.
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Die Fahrt durch den Gyotsundet ist auch bei Dunkelheit ein eindrucksvolles Erlebnis; wie Perlenketten scheinen die Lichter der Straßen und verstreuten Ansiedlungen über den Ufern zu liegen. Auch die hell erleuchteten Pisten zweier Skigebiete sind lange Zeit zu sehen. Kurz vor Mitternacht liegt das Schiff erneut in Tromsø vor Anker; diesmal nur für knapp zwei Stunden. Ich bin immer noch auf der Jagd nach Polarlicht, und Kerstin ist zu müde für einen Landgang, so daß wir auf dem Schiff bleiben.
Die Umgebung ist derart hell erleuchtet, daß die tatsächlich auftretenden Polarlichter beinalle vollständig überstrahlt werden. Was trotzdem zu sehen ist, wird auch noch gefiltert durch die dünne Bewölkung. Nur über dem Fjellheien gelingen mir ein paar passable Fotos. Kurz vor ein Uhr nehme ich für diesmal Abschied von Aurora borealis, denn wir kommen unaufhörlich nach Süden und verlassen die ringförmige Zone, innerhalb derer sogar in Jahren geringer Sonnenaktivität wie diesem häufig Polarlichter aufleuchten.
Heute nacht wird die Zeit auf MESZ umgestellt. Auf Fragen, wie das Schiff ob der "verlorenen" Stunde seinen Fahrplan einhalte, antwortet mir der Reiseleiter: "Dann fahren wir ein wenig schneller"...
Fahrt mit der MS "Finnmarken" März 2008
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