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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017
SoFi-Brille
Der Tag der
schwarzen Sonne
Unser Beobachtungsplatz
Mo. 21.8. In der Nacht träume ich von einem total bedeckten Himmel. Als ich morgens gegen vier Uhr aus dem Zelt schaue, sehe ich über mir Sterne und schlafe etwas ruhiger. Aber dann bin ich doch ziemlich früh wach und will meinen Augen nicht trauen - wie weggeblasen sind die Wolken vom Vorabend, und mit ihnen meine schlimmsten Befürchtungen. Ein klarer Himmel strahlt über dem Park, und auch über mein Gesicht geht ein Strahlen.
Vorbereitungen
Die Aufnahmetechnik wird vorbereitet
Gleich nach dem Frühstück packen wir die Ausrüstung und noch einige ander Sachen zusammen und begeben uns in den Park. Wir treffen Dave mit seiner Freundin, die gerade aus dem Zelt kriechen, und unterhalten uns kurz. Es haben sich schon einige Menschen eingefunden und auf der Wiese gelagert. Die Stelle, die wir uns vorher ausgeguckt hatten, ist schon belegt, aber neben einem Baum und einer Bank ist noch ein freier Platz.

Unter einem (schattenspendenden!) Baum, auf Tisch und Bank breiten wir unsere Sachen aus und ich beginne, die Ausrüstung aufzubauen. Sie ist mit der von 2006 (Türkei) fast identisch:

Auf dem Manfrotto- Stativ sitzt jetzt die EOS 70D, und als Objektiv verwende ich die kleine "Russentonne", das 500-mm- Spiegelobjektiv der Marke Rubinar - made in USSR. Auf dem Smartphone habe ich eine App von Wolfgang Strickling. Sie berechnet je nach Standort die genauen Finsternisdaten Der Clou ist ein automatisch ablaufendes Skript, das man den eigenen Wünschen anpassen kann. So sagt eine freundliche Frauenstimme an, was zu welchem Zeitpunkt zu tun ist (etwa, wann die Totalität beginnt und wieder endet, wann die Sonnenfolie vom Objektiv zu entfernen ist, und wann sie wieder drauf muß). So muß man nicht ständig aufs Display schauen und kann sich auf die Beobachtung konzentrieren.
Das T-Shirt
Gut informiert sein ist alles
Im weiten Rund herrscht eine gelöste Stimmung, die Vorfreude auf die gleich beginnende Finsternis. Man unterhält sich miteinander, tauscht sich aus, und ich fotografiere einen Mann mit einem Shirt, auf dem die Finsterniszeiten entlang des Pfades der Totalität an unterschiedlichen Orten aufgezählt sind.

Etwas entfernt sitzt eine Gruppe von Menschen, alle einheitlich gekleidet - Angehörige einer Religionsgemeinschaft, und es hätte mich schon mal interessiert, auf welche Weise sie die Finsternis kommentieren.

Dave kommt noch einmal und verteilt Brillen mit Sonnenschutzfolie - selbstverständlich mit »stars and stripes« verziert. Er will von einer gegenüberliegenden Anhöhe die Finsternis beobachten. Das hat den Vorteil, daß man eventuell den heranfliegenden Mondschatten beobachten kann, der hier in Oregon mit dreifacher Schallgeschwindigkeit unterwegs ist (und sich an der Ostküste um ein Drittel verlangsam haben wird). Wir aber bleiben an unserem Platz.
Zwei Beobachter in Erwartung der Ereignisse...
Irgendeiner der Besucher kam auf die Idee, uns beide zusammen zu fotografieren, bevor die Show beginnt. Und so kam es, daß es wenigstens ein Foto gibt, auf dem wir beide zusammen zu sehen sind.
Hängegleiter
Star spangled banner
Über unseren Köpfen brummt es, und am Himmel erscheint in geringer Höhe ein Hängegleiter, der die us-amerikanische Flagge hinter sich her schleppt. Das ist das passende Szenario für die »Great American Eclipse« - die Finsternis ist völlig in us-amerikanischer Hand.

Ich überprüfe noch einmal die Ausrüstung, und dann geht's los. Pünktlich um 9:08 Ortszeit beginnt der Mond sich vor die Sonne zu schieben. In der Mitte der Sonne ist eine kleinere Fleckengruppe zu sehen. Alle 2,5 Minuten nehme ich ein Foto auf. Über den Himmel ziehen ganz leichte Schleierwolken, die sich aber so gut wie gar nicht bemerkbar machen.
Der Lochblendeneffekt
Der Baum ist die perfekte Lochkamera
Aber auch ganz ohne Hilfsmittel kann man die Bedeckung der Sonne durch den Mond verfolgen: Das dichte Blattwerk von Bäumen kann wie eine Lochkamera wirken: Die vielen winzigen Zwischenräume bilden die schmale Sonnensichel vielfach ab.

Am besten beobachtet man diesen Effekt, wenn man auf dem Boden unter den Baum etwa ein helles Tuch befindet. Wir haben es mit einem eigens dafür mitgenommenen T-Shirt probiert, aber am besten sah es auf der Isomatte aus.
Die Projektionsmethode
Es ist ja nicht ganz ungefährlich, die Sonne durch Fernglas oder Teleskop zu beobachten, weil die Optik einen Effekt wie ein Brennglas hat: Sie fokussiert die Lichtstrahlen in einem Brennpunkt, und dort wirds sehr heiß. Man benötigt also einen Schutzfilter, damit das Auge keinen Schaden nimmt. Und unter den Beobachtern der Finsternis befinden sich viele »Laien«.

Am ungefährlichsten ist es also, das Abbild der Sonne auf einen Schirm zu projizieren. Auf diese Idee kam ein Astroamateur, und so konnte er allen Beobachtern einen gefahrlosen Blick auf ein vergrößertes Sonnenbild bieten.
Fisch

 
Kerstin

 
Die Totalität
Der Moment, auf den alle sehnlichst warten, wo die Sonne durch den Mond völlig verdeckt wird, rückt immer näher. Es wird immer dunkler und merklich kühler, aber die Dämmerung ist anders als bei einem gewöhnlichen Sonnenuntergang: Dort fehlen die Blauanteile des Lichts, hier aber ist noch das gesamte Spektrum vorhanden, was der Szenerie etwas Unwirkliches verleiht. Die Konturen und Schatten treten schärfer hervor.

Schließlich ist es um 10:22 soweit: Das Smartphone zählt den Countdown der letzten zehn Sekunden herunter - die Sonne ist vollständig hinter dem Mond verschwunden.


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