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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017
SoFi-Brille
Entlang der
Pazifikküste
Redwood
Die höchsten Exemplare erreichen eine Höhe von knapp 100 Metern.
Fr 1.9. Schon morgens rauchen wieder die Feuer rund um uns. Wir bauen das Zelt ab und reisen weiter. So langsam rückt der Tag unseres Rückflugs näher und schleicht sich in unser Bewußtsein, aber noch haben wir ein paar Tage an der Küste Oregons vor uns. Als erstes fahren wir zum »Redwood Overlook«, wo wir haltmachen.

Dort hat man einen Blick von oben auf die Mammutbäume, aber wir nehmen wieder den typischen Brandgeruch wahr und sehen nur schemenhafte Wälder. So fahren wir die holprige Straße zurück, nehmen Abschied von den rotbraunen Riesen und wenden uns nordwärts auf dem Hwy 101, dem Oregon Coast Scenic Highway, der entlang der Küste führt.
Ein ziemlich unwirkliches Szenario
Die Strecke bis zum Florence Keller Country Park kennen wir schon. Überall ist die Luft raucherfüllt, mal dichter, mal weniger dicht, manchmal nicht zum Aushalten. Die Fotos, die wir machen, haben einen merklichen Gelbstich.

Eigenartigerweise trägt der Wind den Rauch auf die See hinaus, also westwärts, währen er im Land in die entgegengesetzte Richtung treibt. Auf Höhe des Meeresspiegels allerdings ist die Luft noch am saubersten; die Grenze der Rauchschwaden ist deutlich erkennbar.
Dem Reiz der Landschaft tut der Rauch keinen Abruch
Im Grocery Outlet in Zwagg Island, wo der Chetco River in den Pazifik mündet, gehen wir einkaufen. Unterwegs gibt es etliche Aussichtspunkte, aber Fotografieren ist wenig erbaulich; die Sicht ist schlecht, denn auch in diesem Gebiet lodern ausgedehnte Waldbrände. Ein Schild warnt Wanderer, das Gebiet von Cape Sebastian bis zur kalifornischen Grenze - eine Strecke von etwa 30 Meilen - zu meiden.

Es ist schade, daß der Rauch die Sicht beeinträchtigt, denn die Pazifikküste Oregons steht dem vielgerühmten Pacific Coast Highway Kaliforniens in nichts nach.
Die Landschaft wie durch ein Gelbfilter betrachtet
Am Arch Rock Viewpoint halten wir und vertreten uns die Beine, und an einer Stelle ist die Luft sogar klar und rein, so daß wir - es ist mittags nach 13 Uhr - einen kleinen Snack einnehmen.

Irgendwann haben wir dann den Rauch der Brände hinter uns gelassen, und nach einer kleine Pause am Strand fahren wir weiter an der sehenswerten Küste entlang und beginnen - es ist nach 15 Uhr - uns nach einer Übernachtung umzuschauen. Aber es ist Wochenende, darüberhinaus ist am Montag Labour Day, ein Feiertag, und offenbar fliehen die Urlauber vor den Bränden aus dem Landesinneren, und so sind entlang der Küste alle Plätze belegt.
Unser Stelleplatz auf der Bikerwiese
Wir geben die Suche nicht auf und werden nach kurzer Fahrt fündig: »Floras Lake Camping«, im Boice-Cope Park, an einem Binnensee, den nur eine schmale Landzunge vom Meer trennt. Die große Wiese für die Tagestouristen ist schon ziemlich voll. Doch wir finden einen Stellplatz am Rande der Wiese; immerhin mit Bank und Tisch. Wir zahlen $ 15, bauen das Zelt auf und trinken erst einmal Tee.

Dann spazieren wir bis zum Meeresufer, vorbei an den Kitesurfern, die den Binnensee bevölkern. Noch immer ist am Horizont die deutlich abgegrenzte Schicht der Rauchwolken zu erkennen. Dann gehen wir zum Platz zurück, der sich mittlerweile deutlich gefüllt hat, denn es sind unter anderem etliche Radler eingetroffen.
Bald taucht die Sonne in den Pazifik ein
Nach dem Abendessen zieht es uns noch einmal an den Strand. Mittlerweile ist es recht kühl geworden, und ein frischer Wind bläst auch. Die tief orange Sonne durchquert die Schicht der Rauchwolken, und wir schauen zu, wie sie untergeht.

Die Kitesurfer versammeln sich in der Dämmerung und werten den Tag aus, ehe sie sich in ihre Autos setzen und abfahren. Jetzt ist der Strand wieder ruhig. Nur die Brandung ist selbst aus dem Zelt heraus deutlich hörbar.


Am Felsen ganz rechts sieht man die Untergrenze der Rauchwolken
Sa 2.9. Morgens ist es noch ziemlich dunkel, und Nebel liegt über der See. Heute reisen wir weiter nordwärts auf dem Oregon Coast Scenic Highway. Zum Nebel gesellt sich zeitweilig auch noch der Rauch der Brände, der wie schon gestern auch auf die offene See hinauszieht, aber dessen Untergrenze etwa 50 m über dem Meeresspiegel liegt.

In alle Richtungen sind viele Autos unterwegs, und wir ahnen, daß sich die Suche nach einem Platz fürs Zelt ähnlich schwierig gestalten wird wie gestern. Die Straße führt mal direkt am Ufer entlang, durch die Tsunami Hazard Zonen, mal über Hügel und durch dichte Wälder hindurch.
In der Altstadt von Bandon
Wir kommen nach Bandon. Die Kleinstadt, gegründet 1873 von irischen Einwanderern und benannt nach ihrem Heimatort, liegt an der Mündung des durch die Landschaft mäandernden Coquille River. Sie wurde einst als eine der coolsten Kleinstädte der USA bezeichnet. Heute ist sie das Zentrum des Cranberryanbaus. Jedes Jahr im September findet das Cranberry- Festival statt.

Ein Schild weist auf die Old Town hin, und die wollen wir uns näher ansehen. In einer Reihe historischer, hübscher Holzhäuser sind Boutiquen, Souvenirläden, Cafés und Restaurants mit Namen wie »The Flying Pig« und ein Fischmarkt untergebracht. Wir schlendern durch das kleine Viertel und fahren dann weiter.
Alter Leuchtturm am Coquille River
Kurz hinter Bandon überqueren wir den Coquille River und biegen ein in den Bullards Beach State Park, direkt hinter der großen Brücke. Der Park wurde in den 1980er Jahren gegründet. An seinem einen Ende, an der Mündung des Coquille River in den Pazifik, steht ein Leuchtturm, der allerdings schon seit einem Dreiviertel Jahrhundert außer Betrieb ist. Dorthin führt eine schmale Straße. Wir besichtigen den Leuchtturm, ehe wir unsere Fahrt fortsetzen.

In Coos Bay kaufen wir die letzten Lebensmittel vor unserer Weiterfahrt ein. Nun kommen wir in das Gebiet des Siuslaw National Forest. Diese Gegend ist unter anderem bekannt für ihre zahlreichen Sanddünen, und so kann man hier an vielen Stellen mit dem Surfbrett oder einem speziell dafür umgebauten Quad durch die Dünen sausen.

Dann beginnen wir noch am späten Vormittag mit der Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Aber die Plätze entlang der Küste sind entweder belegt oder bieten keinen Stellplatz für Zelte. Da wir uns völlig auf die Suche konzentrieren, fahren wir an einigen sehenswerten Küstenabschnitten vorbei ohne anzuhalten, denn die Suche nach einem Zeltplatz hat heute Priorität. Da an der Küste keine Aussichten bestehen, wenden wir uns bei Waldport landeinwärts auf dem OR 34 entlang des Alsea River.
Oakland's Fishcamp RV Park
Unser bescheidenes Domizil für diese Nacht
Wir haben uns schon auf eine längere Fahrt eingestellt, da sehen wir bereits nach fünf Meilen »Oakland's Fishcamp RV Park«. Er ist wie erwartet voll, aber direkt neben der Straße ist ein Streifen Gras frei, auf dem auch schon andere Zelte stehen. Das Haus der Besitzer, einer vielköpfigen Familie, ist eine Baustelle.

Wir melden uns dort an und zahlen den stolzen Preis von $ 30+3 für ein Fleckchen Wiese ohne Sitzbank und andere Annehmlichkeiten, dafür aber immerhin mit Dusche und Toiletten. Nach uns erscheinen auch noch weitere Camper, ebenfalls froh, noch eine Bleibe gefunden zu haben.
The Seal Rock
Der große Felsen dominiert die Landschaft
Da der Tag noch lang ist, fahren wir nach dem Aufbau des Zeltes zurück, zuerst zur Mündung des Coquille River, und dann noch etwa 5 Meilen weiter bis zum Seal Rock, einem großen Felsen, der tatsächlich aussieht wie eine große Robbe, die sich am Strand niedergelassen hat. Er liegt inmitten des gleichnamigen State Parks, also eines unter staatlicher Verwaltung stehenden Erholungsgebiets.

Neben Robben und Möwen tummeln sich hier auch zahlreiche Menschen. Wir spazieren am Strand entlang, beobachten Tiere und Natur, und wie die einsetzende Flut allmählich alle Robben von ihren Ruheplätzen vertreibt.
Abendstimmung an der Pazifikküste
Dann entschließen wir uns, zu bleiben, bis die Sonne im Meer versinkt. Hier am Strand ist es im Gegensatz zum Campingplatz angenehm frisch, und etwas zum Essen haben wir auch dabei.

In der Dämmerung fahren wir zurück zum Zelt, treffen im Dunkeln ein und legen uns dann schlafen. Unsere Nachbarn, zwei Männer und eine Frau, trinken Bier, unterhalten angeregt sich über Waffen, aber sind insgesamt recht leise und verschwinden nach 22 Uhr in ihrem Zelt.

Die Nachtruhe, so haben wir die Erfahrung gemacht, wird im allgemeinen eingehalten, und lautstarke Gelage haben wir auf keinem einzigen der Campsites erlebt. Das haben uns die US-Amerikaner voraus.
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