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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017Der Tag der Elche
Go west!
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Eine unerwartete Begegnung zum Frühstück
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Mo. 28.8. Als wir beim Frühstück sitzen, trauen wir unseren Augen nicht: Etwa 100 m von uns entfernt läuft ein Elch direkt auf uns zu. Schnell ist die Kamera gezückt und das Teleobjektiv aufgesetzt.
Das Tier beginnt am Waldrand, vielleicht dreißig Meter von uns entfernt, zu äsen. Auch andere Leute werden aufmerksam. Dann kommt noch ein zweites, kleineres Tier und läßt sich ebenfalls in der Nähe nieder. Beides sind weibliche Elche, vielleicht Mutter mit Nachwuchs.
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Die Elchkuh hat die Ruhe weg
- Mittlerweile hat sich ein Menschenauflauf gebildet, denn beide Elche gehen vorsichtig, aber selenruhig über die Straße und traben quer über das Gelande, zwischen den staunenden und fotografierenden Campern und Caravans hindurch. Dann beginnen sie erneut zu äsen.
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Ein ganzer Campingplatz ist in heller Aufregung
- Offenbar ist das hier ihr Revier, und an die Menschen haben sie sich wohl bereits gewöhnt. Es heißt ja, man solle sich wilden Tieren nicht zu sehr nähern, aber die Elche haben den Sicherheitsabstand von sich aus unterschritten, und somit bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefahr für die Menschen hier.
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Blick auf den Snake River
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Dann bauen wir das Zelt ab und verlassen den Park, den östlichsten Punkt unserer Tour. Von nun an führt uns unser Weg wieder westwärts, in Richtung Pazifikküste.
Der Karte entnehmen wir, daß wir ohne größere Umwege nur vorankommen, wenn wir ein Stück auf dem gleichen Weg zurückfahren, denn es gibt nur wenige Ost-West- Verbindungen, und dazwischen liegen unzugängliche Gebirge bzw. Wüste.
Der Snake River begleitet uns, die Berge rechts und links rücken enger zusammen zu einem Canyon, den wir leider verpassen und daran vorbeifahren.
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Die Berge weichen wieder, die Landschaft wird flacher, und dann sind wir wieder in Idaho. Im Caribou Range wird der Snake River zu einem See angestaut.
Auf der IS 15 fahrend durchqueren wir die Fort Hall Indian Reservation, wo unter anderem die Boise- und Shoshone- Indianer leben. Die Gegend ist flach, die Felder werden für Viehzucht und sehr hoch wachsenden (Gen?)Mais genutzt. Auch an endlos langen Weizenfeldern fahren wir vorbei.
Wir beobachten am Thermometer des Autos, wie die Außentemperaturen immer mehr steigen. Die Luft ist sehr trocken; wir müssen häufig trinken. Vor Blackfoot machen wir Mittagsrast. Bei Pocatello biegen wir ab nach Westen auf den IS 86. Dann übernimmt Kerstin für eine Weile das Steuer, und ich kann mich etwas ausruhen. Auf der Autobahn gibt es einige Baustellen. Plötzlich gibt es einen Knall, und ein Trailer hat uns einen »rock chip« - einen Steinschlag, auch noch doppelt - mitten auf der Windschutzscheibe verpaßt. Seitdem beobachten wir mißtrauisch, ob der Riß nicht noch größer wird, doch er hält bis zum Ende unserer Tour.
Im Örtchen Glenns Ferry, genau zwischen Twin Falls und Boise, legen wir eine weitere Pause ein. Mittlerweile zeigt unser Thermometer 104° F an, das sind 40° C. Auf einer Bank neben dem Bahnhof sitzen wir und verspeisen unser Gebäck, ich trinke einen eiskalten Mokka, was mir wenigstens für ein paar Sekunden Erfrischung bietet. Von hinten weht ein heißer Wind, und wir sind froh, als wir wieder im klimatisierten Subaru sitzen.
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Unser Nachtquartier am Snake River
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Dann schrubben wir weiter Meilen, fahren an Boise vorbei bis Ontario, wo wir uns westlich der Stadt die Country Campgrounds aussuchen. Es ist ein kleiner, privater Platz, aber er hat eine Dusche! Wir suchen uns unseren schattigen Platz auf der Wiese, nahe dem Malheur River, bauen unser Zelt auf, duschen und bereiten uns ein kaltes Abendessen. Es gibt eine Dose Bier zum Belohnung.
Mit uns zusammen kommt ein freundlicher junger Mann an, mit Hund. Wir kommen mit ihm ins Gespräch; er wohnt in Utah, ist Veganer und biete uns geschmortes Gemüse an, wir aber sind schon satt. Der Himmel bewölkt sich, und so kühlt es sich abends nur zögerlich ab.
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Der Tag beginnt
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Di. 29.8.verpasMorgens ist es noch angenehm kühl, aber die Sonne steigt schon wieder empor. Während wir frühstücken, hören wir den junge Mann Geige spielen. Wir unterhalten uns mit ihm, und er kommt aus der Gegend, in die wir auch noch wollen - die Küste Oregons.
Auch heute haben wir ein ganzes Stück Weges vor uns; wir wollen zum Crater Lake Nationalpark. Also machen wir uns auf den Weg.
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Eine Landschaft ohne Bewohner
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Auf dem Hwy 20 fahren wir anfangs durch Prairieland, dann wird die Gegend interessanter, große Berge und Hügel ziehen an uns vorbei, manche infolge Sedimentablagerungen farbig gestreift, andere von Basaltsäulen flankiert. Immer entlang des Malheur River schlängelt sich die Straße, die übrigens wie fast alle Straßen in einem Topzustand ist.
Wir überqueren erneut eine Zeitzone, kommen wieder in die Pacific Timezone und haben uns die Stunde, die uns vor einigen Tagen abhanden kam, wieder zurückgewonnen.
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Straßen und Strommasten - die Lebensadern unserer Zivilisation
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Nahe des Malheur National Forest überqueren wir den Drinkwater Pass (4212 ft) und den Stinking Water Pass (4848 ft). Dann wird die Landschaft wieder flacher, und mit ihr kommen wieder die endlos langen, schnurgeraden Straßenabschnitte, manchmal 15 Meilen und mehr. Am Rand stehen Strommasten und wachsen wilde Sonnenblumen. Sonst nichts. Hier wohnt kein Mensch.
Noch einen weiteren Paß überqueren wir, den Wagontire Summit (4762 ft). Rechts liegt das Wagontire Mountain, links die Albert Rim, ein vertikaler Stufenbruch.
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Ein perfekter Sandstrand - nur das Wasser fehlt!
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Wir befinden uns im Norden des Great Basin, einer heißen und über weite Strecken knochentrockenen Gegend. Hier gibt es zwar ausgedehnte, meist flache Seen, die aber wie der Lake Albert keinen Abfluß haben, stark alkalisch sind oder gar wie der Alkali Lake ausgetrocknet und zu Salzseen erstarrt sind. Am rechten Fahrbahnrand tauchen ausgedehnte Sanddünen auf.
Es wird immer heißer. Wir durchfahren einen kreisrunden Talkessel, dessen umgebende Berge oben von Basaltsäulen gekrönt sind. Auf dem einzigen Rastplatz weit und breit legen wir eine Pause ein.
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Am Rand des Great Basin ist es knochentrocken
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Es gibt zwei Wasserpumpen, doch beide sind ausgetrocknet. Eine Pärchen will für seinen Hund Wasser pumpen - vergebens; sie müssen ihre eigenen Wasservorräte nutzen.
Die Schautafeln informieren die Besucher über ein großes Problem in dieser Gegend, die zunehmende Einwanderung fremder Pflanzen in den Lebensraum der heimischen Flora und Fauna, wobei sie die Ausbreitung von Buschbränden beschleunigen, die Bodenerosion forcieren und Feuchtgebiete vernichten.
Reisende werden aufgefordert, hier nicht ihre Autos oder andere Gegestände zu reinigen, damit keine Samen fremder Pflanzen hier verbreitet werden.
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Erinnerung an düstere Zeiten und Mahnung
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Dann fahren wir am Lake Albert entlang, einem sehr schönen, ausgedehnten See. Dahinter wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher und grüner.
Am »Mitchell Monument« holt uns dann die Vergangenheit ein: Eine Tafel erinnert daran, daß nicht weit entfernt von hier am 5. Mai 1945 eine japanische Ballonbombe niederging und fünf Studenten und eine schwangere Frau tötete; lediglich der Ehemann überlebte. Das waren die einzigen zivilen Opfer des zweiten Weltkriegs auf amerikanischem Territorium.
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Der erste Vorbote auf Kommendes: Buschbrand bei Klamath Falls
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Als wir uns Klamath Falls nähern, sehen wir an einem Berghang große weiße Rauchwolken aufsteigen. Schnell wird deutlich, daß hier ein kleines Stück Wald brennt. Wir sehen Feuerwehren und einen Hubschrauber, die den Brand bekämpfen.
Dieser vergleichsweise winzige Brand ist ein kleiner Vorgeschmack dessen, was uns bis zum Ende unserer Reise begleiten sollte: Wir sind in die Zone der Waldbrände gekommen, die in dieser Jahreszeit nichts Besonderes sind und jährlich auftreten. Wie sehr sie unseren Aufenthalt beeinflussen sollten, konnten wir hier aber noch nicht ahnen.
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Ein sehr schöner, geräumiger Platz
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Kurz darauf wird die Luft gelblich trüb, es riecht rauchig, aber auch harzig-würzig, denn die Bäume stehen noch in vollem Saft. Etwas beklommen, weil wir nicht wissen, was uns erwartet und wie wir reagieren sollen, fahren wir weiter und erreichen südlich von Fort Klamath den Campground »Crater Lake Resort«, wo wir eine Übernachtung buchen.
Es ist ein ausgedehnter Platz für Wohnmobile und mit einigen Hütten, und es gibt ganze sechs über das Areal verstreute, sehr großzügig angelegte Stellplätze für Zelte. Unser wunderschöner, geräumiger Platz liegt zwischen hohen Bäumen, nahe eines Baches, des Fort Creek.
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Zu Gast beim Mexikaner
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Die Betreiber des Platzes hatten uns eindringilich ein mexikanisches Restaurant namens »Rodeo« empfohlen. Warum auch nicht? Wir beschließen, heute einmal die mexikanische Küche auszuprobieren.
Es dämmert schon, also wir losfahren. Das Restaurant ist gemütlich eingerichtet, zwar gut gefüllt, doch wir müssen nicht lange warten. Kerstin wählt eine Fajita, und ich ein Burrito. Es sind Riesenportionen, sie schmecken ausgezeichnet. Nach dem Essen wird man gefragt, ob man noch etwas wünscht. Verneint man, kommt gleich die Rechnung...
Mit vollen Bäuchen kehren wir in der Dunkelheit zum Campground zurück und verschwinden bald ins Zelt, vor allem wegen der aufdringlichen Mücken.