Home
Über mich
Astronomie
Konzerte
Reisen
USA 2017
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Galerien
Aktuelles
Gästebuch
Sitemap
.
Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017
SoFi-Brille
Die Finsternis
beginnt
Auf dieser Seite wirds etwas fachlich, gehe ich detaillierter auf Einzelheiten ein. Wer sich vor allem für die Reise interessiert und weniger für die Aufnahmedetails rund um die Finsternis, darf getrost den Text überspringen und sich an den Bildern erfreuen oder gleich zur nächsten Seite weitergehen.

Etwa zehn Sekunden vor Beginn der völligen Bedeckung der Sonne wurden die Sonnenfilter von Kamera und Fernglas entfernt. Dann folgten kurz hintereinander einige Aufnahmen mit 1/1000 s Belichtungszeit, denn der Mondhorizont ist nicht völlig eben, und für eine kurze Zeit scheint die Sonne zwischen den Mondtälern hindurch und verursacht Überstrahlungseffekte, die je nach Erscheinungsbild »Diamantring« oder auch »Perlschnur« (auf Englisch »Baily's Beads«) genannt werden.

Auf dem Speicherchip meiner Kamera ist die Firmware »Magic Lantern« installiert. Damit ist es möglich, eine Serie von Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu programmieren und mit einem Druck auf den Auslöser zu starten. Für die Finsternis hatte ich eine Belichtungsreihe von 11 Aufnahmen eingestellt, von 1 s für die längste Belichtungszeit bis 1/1000 s für die am kürzesten belichtete Aufnahme.
Die fortlaufende Animation zeigt die letzten Sekunden vor dem Beginn der Totalität mit den oben schon erwähnten Phänomenen »Diamantring« und »Perlschnur«.

Es folgen unterschiedlich belichtete Aufnahmen von der Korona der Sonne, von 1/1000 s bis 1 s.

Die Korona ist die visuell eindrucksvollste Erscheinung, und sie ist ohne spezielle Optik auch nur während der Phase der Totalität zu sehen, denn ihre Helligkeit hat nur ein Millionstel der Helligkeit der Sonne.



Die Sonne ist von einem sehr dynamischen elektromagnetischen Feld umgeben. Das läßt sich eindrucksvoll grafisch darstellen, indem man unterschiedlich lange belichtete Aufnahmen (siehe Bild oben) übereinander setzt und mit einem speziellen Filter bearbeitet.

Natürlich ist dieses Bild nur eine technisch- künstlerische Bearbeitung nach eigenem Geschmack und gibt, obwohl sie eine gewisse ästhetische Wirkung hat, nicht den Eindruck wieder, der sich dem Beobachter geboten hat.
Auf einen interessanten Bezug zu diesem Thema bin ich eher zufällig gestoßen:

Am 27.8.2018, ein Jahr nach der Sonnenfinsternis, veröffentlichten Astrophysiker in der Zeitschrift »Nature Astronomy« einen ArtikelMikic, Z., Downs, C., Linker, J.A. et al.
Predicting the corona for the 21 August 2017 total solar eclipse.
Nat Astron 2, 913-921 (2018).
https://doi.org/10.1038/s41550-018-0562-5
über ein Vorhersagemodell der Prozesse in der Korona. Die Korona ist ein auf eine Temperatur von mehr als zwei Millionen Grad aufgeheiztes, äußerst dünnes Plasma, das von einem sehr dynamischen Megnetfeld durchdrungen wird. Dabei bilden sich auf magneto-hydrodynamischen Effekten beruhende sogenannte Alfvén- Wellen aus, die offenbar verantwortlich sind für die hohen Temperaturen. Allerdings sind diese Vorgänge noch nicht gänzlich verstanden.

Ein Verständnis der Vorgänge innerhalb der Korona ist aber für uns deshalb so wichtig, weil ihr Magnetfeld hin und wieder enorme Energien in Form koronaler Massenauswürfe oder auch Eruptionen freisetzt. Die können, wenn sie auf unser Erdmagnetfeld treffen, Störungen unterschiedlicher Art auf der Erde bzw. in der Erdatmosphäre hervorrufen. So werden Bereiche wie der Flugverkehr ebenso beeinträchtigt wie Telefonnetze oder auch der Satellitenempfang (da fällt mir als erstes das Navigationssystem GPS ein, ohne das sich so mancher nicht mehr auf den Straßen zurechtfindet...). Da ist ein Modell, das eine zuverlässige Vorhersage solcher Ereignisse ermöglicht, ein wichtiger Beitrag, um rechtzeitig Vorkehrungen treffen zu können.

Die Autoren testeten ihr Modell zur Vorhersage der Struktur der Korona eine Woche vor Beginn der Finsternis auf der Basis von Meßdaten. Die Frage ist: Wie genau konnte das Modell die Korona abbilden? Geht mit dem Mauszeiger über das obige Bild, und es wird das vorausberechnete Bild überblendet. Ich finde, daß das Modell seinen Test bestanden hat. (Das überlagerte Bild entstammt dem gleichen Artikel).
Korona, unbearbeitet
Und hier zum Vergleich noch einmal das unbearbeitete Bild der Y-förmigen, langgezogenen Korona. Meiner Meinung nach kommt die mit 1/4 s belichtete Aufnahme dem visuellen Eindruck am nächsten.
Diamantring
Und dann, nach viel zu kurzen 121 Sekunden, ist der Höhepunkt des Schauspiels vorüber, am rechten Mondrand blitzen die ersten Sonnenstrahlen wieder hervor. Für kurze Zeit sind einige schöne Protuberanzen zu sehen.

Als nächstes müssen die Sonnenfilter wieder auf die Optiken. Das Geschehen am Himmel spult sich sozusagen rückwärts ab; die schmale Sonnensichel erscheint am rechten Rand des Mondes und wird immer voller, bis die Sonne um 11:45 schließlich wieder kugelig rund ist.

Einige der Zuschauer harren noch bis ganz zum Ende aus und tauschen ihre Eindrücke aus, die meisten aber packen ihre Sachen zusammen und gehen zufrieden ihrer Wege. Für den Amateurastronomen ist es eine Selbstverständlichkeit, daß er den gesamten Verlauf der Finsternis verfolgt, und so fertige ich wie schon zuvor alle 2,5 Minuten ein Foto an. (Allerdings verzichte ich hier darauf, die Sequenz darzustellen.)

Seitenanfang
Vorige Seite
Nächste Seite
Zur Karte