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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017Ein unirdischer Ort
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Der Goodale's Cutoff verläuft ein Stück parallel zum Oregon Trail
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Di 22.8.Die Nacht war kalt, uns weckt eine diesige, trübe Sonne. Heute soll es laut Wetterbericht Sturm and Regen geben, aber nichts davon traf ein; stattdessen wurde es heiß und blieb trüb.
Früh reisen wir ab, fahren weiter auf dem Hwy 26 in Richtung Yellowstone Park. Es geht zunächst bergauf, und am Eldorado- Paß werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß wir die Zeitzone wechseln, von PTZ (Pacific Time Zone) nach MTZ (Mountain Time Zone), und damit ist der heutige Tag um eine Stunde kürzer.
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Sanfte Hügelketten und schnurgerade Straßen
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Wir haben die Wälder des Malheur National Forest hinter uns gelassen und fahren jetzt durch weitläufiges Prairieland, teil hügelig, in der Ferne Bergketten, kaum besiedelt. Später sehen wir vereinzelt Ranches, meist einfache, einstöckige Gebäude aus Holz errichtet, meist von wenigen Bäumen umringt. Rechts und links liegen grüne Felder, aufwendig bewässert in dieser trockenen Gegend.
Nahe Ontario wird die Gegend dann doch etwas grüner, denn hier fließt der Snake River. Ein Schild belehrt uns, daß wie hier durch das Zwiebelland der USA fahren. Auch Mais wird flächendeckend angebaut.
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Eine Landschaft wie auf einem fremden Planeten
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Hinter Boise wechseln wir auf den Interstate 84, auf der wir bis 90 mph fahren können und schneller vorankommen. Bei Mountain Home verlassen wir ihn und fahren auf dem Hwy 20 ostwärts. Links liegen die Soldier Mountains, ein Skigebiet. Häufig kommen wir an Preservoirs vorbei - künstlich angelegte Wasserstellen vor allem zur Bewässerung der Felder.
Langsam wird es Zeit für einen Platz für die Nacht, aber es ist weit und breit kein Campground in Sicht, dafür jede Menge Hunting- oder Fishing- Places. Schließlich erreichen wir ein fremdartig anmutendes Gebiet: »Craters of the Moon«.
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Eine Gegend, die geprägt ist von den Überresten vulkanischer Aktivitäten vor einer relativ kurzen Zeit, so daß kaum Verwitterung eingetreten ist. Die kantigen, vielfältig geformten Gesteine und Formationen sehen aus wie ausgedehnte Braun- bzw. Steinkohlefelder. Am Big Cinder Butte (Großer Schlackeberg) informieren wir uns auf einer Tafel über diese Region.
Wir erreichen das Visitor Center, aber es ist jetzt nach 18 Uhr schon geschlossen, und der gegenüberliegende Campground ist voll belegt. Ein Ranger verweist uns auf einen Campground in der Stadt Arco, 18 Meilen entfernt.
So fahren wir weiter nach Arco und finden dort endlich einen Platz für uns, für $ 34, auf einem Wiesenstreifen am Rand der Straße, allerdings ohne Tisch und Bank, so daß wir unser Abendessen auf den Rasen einnehmen müssen. Kein Wunder, denn der Name »Mountain View RV Park« verrät, daß Zelte hier eher Nebensache sind. Hier sind - welch Luxus! - sogar die Sanitärräume mit Teppichen ausgelegt...
Neben uns hat ein Pärchen aufgebaut, beide sprechen Russisch und sind schon eine ganze Weile im Land unterwegs. Schnell bricht die Dämmerung herein, und an einem Tisch neben der Anmeldung studieren wir die Karten und legen die weitere Route fest.
Ich versuche einen Chat mit Mathias, einem befreundeten Astroamateur, mit dem ich 2007 die Finsternis in der Türkei erlebte. Er ist ganz in der Nähe unterwegs, aber die Verbindung ist schlecht und bricht immer wieder ab. Er ist heute an uns vorbeigefahren und ist schon in Idaho Falls, wo er die Nacht verbringen wird. Eigentlich wollen wir morgen weiter nach Yellowstone, aber er empfiehlt uns dringend, »Craters of the Moon« nicht auszulassen. Es erweist sich als ein guter Rat!
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Die Farben Braun und Grau dominieren das Bild der Landschaft
Schwarze Lava-
Mi 23.8.Um halb acht Uhr stehen wir auf, und nach dem Frühstück vervollständige ich mein Reisetagebuch und maile die ersten Fotos der Finsternis an Freunde, denn hier haben wir Netzanbindung. Der Himmel ist wolkig bis bedeckt, die Temperaturen noch angenehm. Wir entschließen uns, Mathias' Rat anzunehmen und fahren zurück nach »Craters of the Moon«.
Da es noch früh am Morgen ist, ist der Nationalpark noch nicht so überlaufen. Wir haben schnell bemerkt, daß die Gegend voller Finsternistouristen ist, die ebenso wie wir noch nicht gleich nach Hause reisen, sondern die Gelegenheit nutzen und die Sehenswürdigkeiten besuchen.
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Diese Lavabrocken wurden weit durch die Gegend geschleudert
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Der amerikanische Geologe Harold Stearns verglich einst diese Gegend mit der Oberfläche des Mondes, wie man sie durch ein Teleskop sieht. Und auch die Astronauten von Apollo 14 trainierten hier für ihren Aufenthalt auf dem Mond.
Aber im Gegensatz zum Mond, dessen Krater durch Einschläge von Meteoriten entstanden, sind die Krater hier vulkanischen Ursprungs. Entlang mehrerer Grabenbrüche floß im Lauf von Jahrmillionen mehrfach basaltische Lava aus dem Erdinneren, und die letzten Aktivitäten vor etwa 15.000 Jahren formten die heutige Landschaft.
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Auf dem Gipfel des »Inferno Cone« hat man eine Rundumsicht
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Durch das Gebiet führt ein sieben Meilen langer Rundweg. Entlang der Straße sind sechs Haltepunkte ausgewiesen, von denen aus man die Besucher auf verschiedenen Trails die Umgebung zu Fuß erkunden können. Entlang des »Devil's Orchard Trail« wird über die Veränderungen und Zerstörungen informiert, die der Tourismus dem Gebiet zufügt.
Zum »Inferno Cone« muß man über ein weites Feld feinkörnigen Gerölls aufwärts steigen, wird dafür aber mit einem grandiosen Panoramablick belohnt.
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»Pahoehoe« - Fladenlava, so nennt man dieses Gebilde
- Hier können die unterschiedlichsten bizarren Formationen und Gebilde beobachtet werden: Poröses Gestein, in das heiße Eruptionsgase eingeschlossen wurden, und das deshalb so leicht ist, daß es auf Wasser schwimmt, Lava»bomben«, die weit in die Landschaft geschleudert wurden, erstarrte Lavagebilde in Form von Röhren, Fladen oder Schlacke, Basaltsäulen. Beeindruckend sind auch die Farben der Gesteine, die von Grau über Anthrazit bis zu Rostrot reichen, aber auch glasige Anlauffarben sind zu sehen.
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Eine teilweise eingestürzte Lavaröhre
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Fließt glutheiße Lava bergab, erstarrt sie an ihrer Oberfläche und bildet eine Röhre, in der die Lava weiter fließt, bis der Fluß versiegt. Übrig bleibt die äußere Hülle, die zum Teil einstürzt. (Auch auf dem Mond - das hat er mit der Erde gemeinsam -gibt es Gebilde, Rillen oder Rimae genannt, die Überreste eingestürzter Lavaröhren sind.)
Einige dieser Hohlräume sind für Besucher zugänglich. Wer hinein will, muß vorher im Visitor Center eine Erklärung unterschreiben: Zum Schutz der Fledermäuse, die in diese Höhlen leben, dürfen keine Gegenstände dort hineingebracht werden, die zuvor schon in anderen Höhlen gewesen sind; es sei denn, sie wären zuvor dekontaminiert worden.
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Die Überreste der Kraterränder bei »Big Craters«
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Dunkle Regenwolken am Himmel
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Wir »arbeiten« fast alle Stationen ab bis auf einige wenige, denn es beginnt zu regnen, und wir haben nun auch genug gesehen und kehren zum Besucherzentrum zurück, das inzwischen gut gefüllt ist. Auf einer Bank nehmen wir unser Mittagsmahl ein; es hat mittlerweile aufgehört zu regnen.
Weil das Wetter wieder freundlicher geworden ist, machen wir nicht wie geplant in Idaho Falls Rast, sondern fahren weiter. Wir passieren ein Gebiet, in dem im zweiten Weltkrieg TNT- Bomben, die größten konventionellen Bomben getestet wurden. Später entstand hier der erste Atommeiler zur friedlichen Nutzung der Kernenergie.
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Unser Stellplatz im »Warm River Campground«
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Einem Hinweisschild folgend biegen wir hinter Ashton nach rechts auf die 47 ab und erreichen nach 10 Minuten den Warm River Campground, der idyllisch direkt am Flußufer liegt. Wir belegen tatsächlich den letzten noch freien Platz und bauen das Zelt auf. Hier machen wir zum ersten Mal mit den »bear boxes« Bekanntschaft: Wir befinden sich am Rand des Caribou-Targhee National Forest, und hier gibt es Braunbären, und so müssen wir alle Lebensmittel und Kosmetika nachts in den Kästen aus stabilem Eisenblech verstauen.
Abends fängt es wieder an zu regnen, und zum ersten Mal wird unser Schönwetterzelt naß. Leider ist es nicht regendicht, und so spannen wir eine Plane darüber.