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Die Reise zur schwarzen Sonne
USA August-September 2017Yellowstone
Nationalpark
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Henrys Fork Caldera. Hier brach einst ein Supervulkan aus.
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Do 24.8.Morgens ist vom Regen der Fußteil meines Schlafsacks naß, und wir müssen ihn zum Trocknen ausbreiten, ebenso die Plane und das Zelt, ehe wir weiterfahren. Dann aber ist der Himmel blau und die Luft klar, und es verspricht ein schöner Tag zu werden.
Wir fahren weiter nach Nordosten, die Straße führt bergauf, durch den waldreichen Caribou Targhee National Forest und gelangen dann an den westlichen Rand der Caldera, die vor 1,2 Millionen Jahren beim Ausbruch des Yellowstone- Supervulkans entstand. Bis heute ist die Gefahr eines erneuten Ausbruchs nicht gebannt.
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Kein freies Plätzchen mehr zum Übernachten im Nationalpark
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Schließlich erreichen wir wieder den Hwy 20. In Richtung Yellowstone herrscht reger Autoverkehr; schließlich geht es aufs Wochenende zu, und noch immer ist die Gegend voller Finsternis- Touristen.
Nach kurzern Zeit sind wir im Ort West Yellowstone, wo wir zum Besucherzentrum fahren und uns einen Annual Pass für die Nationalparks ausstellen lassen. Mit ihm haben wir ein Jahr lang den kostenlosen Eintritt in alle Nationalparks der USA. Im Infozentrum erfahren wir auch, - wen wundert's? - daß sämtliche Campingplätze innerhalb des Nationalparks voll belegt sind.
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Unser Stellplatz inmitten von Kiefern
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Vom Ranger bekommen wir den Tip, uns im »Bakers Hole Campground« nahe des Flughafens umzusehen. Der Platz ist nur fünf Fahrminuten entfernt, und wir machen uns auf den Weg.
Dort finden wir tatsächlich einen freien Platz, Nr. 68, der wie geschaffen ist für uns. Zwischen dünnen Kiefern bauen wir das Zelt auf und können die Plane so über dem Zelt verspannen, auf daß sie etwaigen Regen abhalte.
Dann fahren wir gegen 12 Uhr zurück und in den Nationalpark hinein, wobei wir die Grenze zwischen Montana und Wyoming überqueren. Nach wie vor herrscht starker Autoverkehr.
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Im Yellowstone Nationalpark am Ufer des Madison River
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Anfangs fahren wir durch Nadelwälder, dann weitet sich die Landschaft und gibt den Blick frei auf hohe Berge. Die Landschaft erinnert stark an Kanada. Der Madison River begleitet uns auf unserer Fahrt auf der West Entrance Road.
Bei Madison zweigt die Straße ab nach Süden; wir halten uns aber links und fahren jetzt auf der Grand Loop Road entlang des Gibbon River. An den Gibbon Falls machen wir einen kurzen Stop; über eine Kante stürzt der Fluß 26 Meter in die Tiefe.
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Beryl Spring ist ein ganz »heißer« Tip...
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Yellowstone ist bekannt als ein Gebiet fortgesetzter vulkanischer Aktivität und als die Region mit den meisten heißen Quellen, Fumarolen und heißen Schlammlöchern weltweit. Aus der Vielzahl von Fotos, die ich in diesen beiden Tagen geschossen habe, ist es mir schwergefallen, eine repräsentative Auswahl zu treffen, ohne daß es dem Betrachter zuviel wird. Ich hoffe, daß mir das gelungen ist...
Die erste dieser Quellen heißt wegen ihrer blauen Färbung »Beryl Spring« und ist mit maximal 89°C eine der heißesten.
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Blick auf den »Artists Paintpot« vom oberen Abschnitt des Rundwegs
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Oftmals sind es nicht nur einzelne Quellen, sondern ganze Gebiete, in denen es brodelt und heiße Dampfsäulen in den Himmel steigen. Hier ist leicht erkennbar, weshalb man dieses Gebilde als des Künstlers Farbtopf bezeichnet hat.
An allen touristischen Attraktionen sind Parkplätze eingerichtet, denn das Parken am Straßenrand ist im gesamten Nationalpark untersagt (auf Ausnahmen komme ich noch zu sprechen). Die Parkplätze sind in diesen Tagen aufgrund der hohen Besucherzahlen meist gefüllt, und wir müssen oft mit Wartezeiten rechnen. Die größeren Regionen sind über Fußwege, Trails genannt, zu erkunden.
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Bakterien färben das Wasser rot
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Anfangs verwundert den Besucher die Vielfalt von Farben in den und rund um die heißen Quellen. Die Erklärung dafür ist ebenso einfach wie erstaunlich: In diesem heißen Wasser gedeiht Leben.
Es sind neben Ablagerungen von Schwefelverbindungen thermophile Mikroorganismen wie Cyanobakterien und Algen. Durch chemische und biologische Vorgänge kommt es zu den Einfärbungen, wobei braune und grüne Farben in weniger heißen, orange und gelbe Farben in heißerem Wasser vorkommen. Blaue Farbe weist auf Wasser nahe dem Siedepunkt hin. Die Farben können abhängig von den Jahreszeiten und dem Lichteinfall variieren.
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»Das Wasser kocht!«
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Aber nicht nur die Farben sind es, die dem Besucher auffallen, sondern auch ein schon von weitem wahrnehmbarer Geruch nach faulen Eiern. Es sind Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid, die als vulkanisches Gase ausströmen. Und so werden die Besucher auch darauf hingewiesen, sich beim Auftreten von Übelkeit sofort aus diesen Gebieten zu entfernen.
Und dann ist da noch diese ständige Fauchen überall an den Stellen, an denen durch eine Erdspalte Wasserdampf austritt und in langen Wolken in den Himmel steigt. Für mich war das das beeindruckendste Beispiel dafür, welche gewaltigen Energien sich im Erdinnern aufstauen und nach außen hin Bahn brechen.
Dann besuchen wir die Norris Area, bestehend aus einem Museum, einem Buchladen, der Rangerstation und dem Geyser Basin, einem ausgedehntes Gebiet voller geothermischer Quellen am Rande einer riesigen Caldera von 2 km Durchmesser. Vor 640.000 Jahren brach hier ein gewaltiger Vulkan aus. Auch hier müssen wir einige Zeit auf einen freien Parkplatz warten.
Es dampft und brodelt überall aus der Erde heraus, die Landschaft ist in weißlich-fahle Farben gehüllt, Bäume und Pflanzen fehlen dort gänzlich. Schilder warnen davor, die Absperrungen zu übertreten, weil der Boden teilweise nur aus einer dünne Kruste besteht und die Gefahr eines Einbruchs (in kochendheißes Wasser) besteht. Die Bisons wissen aber offenbar genau, wohin sie treten können, denn wir sehen an einigen Stellen ihre Hinterlassenschaften.
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Das ausgedehnte Areal der »Norris Area«
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Auch hier gibt es mehrere Rundwege, und wir entscheiden uns für den Porcelain-Basin- Weg. Es gibt dort Quellen mit Namen wie »Dampfboot-Geysir", »Walmaul«, »Knisternder See«, und besonders der »Congress Pool« gibt einem zu denken... An einer Stelle raucht es wie auf einer Müllhalde, und gegenüber liegt der blau schimmernde Crackling Lake.
Angesichts der fortgeschrittenen Zeit entschließen wir uns, nur noch bis zum Roaring Mountain zu fahren und dann umzukehren. Dort finden wir einen etwa einen Kilometer entfernten Berg vor, an dessen Hang eine einzige Fumarole austritt... Da haben wir heute schon Beeindruckenderes gesehen.
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Auf den Straßen von Yellowstone City
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Dann kehren wir um und verlassen den Nationalpark am Westeingang. Unterwegs beginnt es zu regnen, hört aber später wieder auf. In West Yellowstone schlendern wir durch die Einkaufszone der Stadt. Als wir wir in einem Outdoorladen ein Zweipersonenzelt für $69 sehen, entschließen wir uns uns angesichts der bisherigen Erfahrungen bei Regenwetter spontan zum Kauf.
Zurück auf dem Campingplatz wird das neue Zelt sofort aufgebaut; es ist etwas »geräumiger« und besteht aus Innen- und Außenzelt - der reinste Comfort! Die Plane wird jetzt über die Sitzgruppe gespannt. Während des Abendessens beginnt es wieder etwas zu regnen, aber wir sitzen ja im Trocknen. Früh gehen wir schlafen.